Das erste Treffen mit den Neunern

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Die Neuner habe ich das erste Mal im "Urlaub" getroffen. Das Team hatte eine Fortbildung zum Thema "optimaler Einsatz eines Scharfschützen" und da ich der Scharfschütze bin, musste ich nicht teilnehmen. Den freien Tag über konnte ich also Berlin erkunden und die Seele baumeln lassen. So war jedenfalls der Plan.

Gemütlich schlendere ich durch die Gassen und sehe mir die Schaufenster an. Alles viel zu teuer für meinen Geschmack und es sieht größtenteils auch recht ungemütlich aus. Viele Frauen sind da anscheinend anderer Meinung. Kreischend rennt eine große Gruppe Frauen an mir vorbei in den Laden vordem ich gerade stehe. Verständnislos sehe ich ihnen nach.

<Wie kann man nur so auf materielle Sachen fixiert sein. Nur weil da Designerkleid draufsteht, heißt es noch lange nicht, dass es schön aussieht.>

Kopfschüttelnd gehe ich weiter. Plötzlich höre ich Sirenen. Denken tue ich mir nichts dabei. In einer so großen Stadt wie Berlin geht sicherlich alle paar Sekunden ein Notruf ein. Doch als es immer mehr werden und sie immer näher kommen, drehe ich mich suchend um. An der nächsten Kreuzung rast ein ganzer Konvoi von Polizeiautos vorbei. Zum Teil auch Zivilfahrzeuge.

Jetzt wurde meine Neugier geweckt. Auf meinem Handy checke ich die neuesten Nachrichten. Eine Person mit Sprengstoffgürtel hat sich in einem Kaufhaus verschanzt. Mal sehen ob die Hilfe brauchen. 

Auf der Hälfte des Weges klingelt mein Handy. "Bin schon auf dem Weg dahin." "Habe ich mir schon gedacht. Die brauchen aber sicherlich keine Verstärkung. man munkelt, dass die GSG9 auf dem Weg ist." "Jap, die ist eben an mir vorbei gefahren. Bei Rot über die Kreuzung." "Du es geht weiter. Pass auf dich auf und bau keine Scheiße." "Ich doch nicht." 

Vor Ort hat sich schon eine beachtliche Menge an Gaffern versammelt. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun, die Menge aus der Sperrzone fernzuhalten. Aus Routine lasse ich den Blick einmal über die Dächer schweifen. Als ich eine Reflektion auf dem Kaufhaus hinter mir bemerke, stockt mein Blick. Ein Lauf eines Scharfschützengewährs ragt nur wenige Zentimeter über die Dachkante. Und anscheinend hat es keiner bemerkt. 

Zuerst versuche ich noch nach vorne zur Polizeiabsperrung zu kommen, aber nach fünf Minuten gebe ich es auf. Also dränge ich mich wieder aus der Menge raus und stelle mich in eine halbwegs ruhige Ecke. Keiner beachtet mich. 

Nach nur drei Minuten habe ich mir Zugang zum Funk verschafft. "Zugriff auf die Kameras ist nicht möglich." "Der Zugriff auf eure Beobachtungsgabe anscheinend auch nicht, denn auf dem Kaufhaus gegenüber hockt ein Scharfschütze auf dem Dach und keiner hat ihn bemerkt. Wisst ihr überhaupt wie oft der wen abknallen hätte können?" "Wer spricht da?" "Die Person, die euch den Arsch gerettet hat und noch funktionierende Augen im Kopf hat." Die folgenden Aufforderungen mich zu erkennen zu geben (kp ob der Satz richtig ist) ignoriere ich gekonnt. "Alpha 4 für Alpha 1 hier ist wirklich ein Scharfschütze. Ich wiederhole Scharfschütze auf dem Kaufhausdach gegenüber des Einsatzortes." "Woher wusstes du das?" "Ich habe Augen im Kopf und habe diese auch genutzt." "Kein normaler Zivilist guckt bei so einem Schauspiel nach oben. Wer bist du also?" "Force of habbit. Manche Dinge gehören halt zum Alltag." Mit diesen letzten mysteriösen Worten verlasse ich den Funk und mache mich auf die Suche nach einem Café. So langsam verlangt mein Margen nach Nahrung und diese will ich ihm nicht verwehren. 

Gerade als meine Apfelschorle und der Schokoladenkuchen gekommen ist, baut sich eine Person vor meinem Tisch auf und verdeckt die Sonne. Genervt blicke ich auf. Ein recht drahtiger Mann in militärgrünem T-Shirt und olivfarbener Cargohose steht vor meinem Tisch. "Kann ich etwas für Sie tuen?" "Ich bin auf der Suche nach einer gewissen Person. Sie hat sich vor einer Viertelstunde in den Polizeifunk gehackt." "Tut mir leid, ich kenne keine solche Person. Da müssen Sie sich geirrt haben." Leider klingelt genau in diesem Moment mein Handy. Chef leuchtet auf dem Bildschirm auf. "Rangehen und auf lautstellen." Seine Hand zuckt schon bedrohlich zur Hüfte. Das habe ich aber schön verbockt. Zögernd nehme ich den Anruf an.

"WAS HABE ICH ZUM THEMA KEINE SCHEIßE BAUEN GESAGT?!" "Keine Scheiße bauen?" "RICHTIG UND WAS HAST DU GEMACHT?" "Scheiße gebaut?" Auf der anderen Seite der Leitung hört man nur ein tiefes Ausatmen. Der Mann vor mir starrt mich immer noch an und nickt in Richtung  Handy." "Du ich glaube hier will jemand mit dir reden." "Guten Tag. Ich würde gerne wissen mit wem ich hier telefoniere." "Das gleiche würde ich gerne auch erfahren. Vor allem warum wollen Sie mit mir telefonieren?" "Es geht um eine gewisse Person, die sich bei unserem Polizeieinsatz in den Polizeifunk gehackt hat. Und jetzt sagen Sie mir bitte wer Sie sind und ob Sie was über diese Person wissen." "Finn Teamleiter des SEK Kölns. Die betreffende Person gehört mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit zu meinem Team. Dann sind das wahrscheinlich Ihre Männer, die bei uns gerade im Raum stehen." "Wenn das so ist würde ich gerne mit einem meiner Leute und der betreffenden Person sprechen." Kurz hört man ein Stimmengewirr auf der anderen Seite, dann ertönt Alpha 1's Stimme aus dem Handy. "Mopsi hier. Die Infos stimmen soweit. Die ZP ist aber nicht vor Ort." Beim Decknamen kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Geben Sie mir den Teamleiter wieder. Wo ist ihr Mann? Sie haben gesagt wir können mit ihm sprechen." "Vorher würde ich gerne wissen mit wem ich hier spreche." "Jérome Fuchs, Kommandeur der GSG9. Ich will jetzt sofort wissen wer das war!" Oh Mist. Da hast du ja ganz tief ins Klo gegriffen Jacky. "Na da hast du dich aber in eine schöne scheiße verstrickt Dead. Sie sitzt vor Ihnen." Kurz blickt mich der Kommandeur verwirrt an. "WOLLEN SIE MICH VERARSCHEN? VOR MIR SITZT EIN KLEINES MÄDCHEN! VERRATEN SIE MIR SOFORT DEN NAMEN ODER IHR GANZES TEAM WIRD VERHAFTET!" "Das ist mein voller Ernst. Das kleine Mädchen vor Ihnen Deadshot. IT-Expertin, Bombenspezialistin und Scharfschützin meines Teams." "Wow, wir haben das Gendern gelernt." "Du hast Sendepause. Sie können sich gerne genauer informieren, dann werden Sie herausfinden, dass Dead Teammitglied ist und zu einer hohen Geheimhaltungsstufe gehört." Ich will gerade zu einer Erklärung ansetzten, aber der scharfe Blick rät mir davon ab. "Wenn das so ist, dann haben Sie sicherlich nichts dagegen, wenn wir sie mit zu uns ins Hauptquartier nehmen?" "So lange ich sie Sonntagabend wiederhabe, kein Problem." Ohne Verabschiedung legt der Herr Fuchs auf. "Mitkommen!" "Darf ich wenigstens noch meinen Kuchen aufessen?" "Nein." Mürrisch stehe ich auf. Den Kuchen nehme ich allerdings mit. 



Das erste Kapitel dieses Buches. Falls ihr irgendwelche Wünsche habt, könnt ihr sie mir gerne schreiben. 

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