Stau auf der A2

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Nach unserem nicht gerade planmäßig verlaufenen Wochenende in Berlin sitzen wir alle in unserem Bully und wollen eigentlich nur so schnell wie möglich nach Hause. Die A2 hat da allerdings andere Pläne und ist dicht. 

"Ich habe Hunger."

"Wie lange dauert das noch, ich muss langsam mal aufs Klo."

"Dann geh doch hinter die Büsche."

"Ne, dann sehen mich doch alle. Ich warte lieber bis wir an der nächsten Raststätte vorbeikommen."

"Das kann noch dauern. Du bist doch außerdem ein Mann. Ihr könnt doch sowas viel besser machen als wir Frauen."

"Aber trotzdem ist das peinlich. Das sieht dann so aus, als ob ich irgendwie eine Blasenschwäche hätte."

"Ich habe Hunger."

"Wir haben es kapiert Sam. Du musst es nicht alle zehn Minuten sagen."

"Ich weiß aber, dass Tom noch Kekse hat, aber er will sie nicht mit mir teilen."

"Richtig, weil es meine Kekse sind. Du hättest dir selber welche kaufen sollen, als wir noch in Berlin waren."

"Was ist mit unserem letzten Einsatz? Da habe ich dir auch einen Müsliriegel abgegeben. Also kannst du mir doch jetzt etwas von deinen Keksen abgegben."

"Nö."
"Doch!"
"Nein!"
"Doch!"
"Nein!"
"DOCH!"
"NEIN!"

"Finn! Tom will mir nichts von seinen Keksen abgeben, obwohl ich ihm neulich einen Müsliriegel geliehen habe."

"Jungs benehmt euch. Ihr seid keine zehn mehr, also benehmt euch bitte wie erwachsene Menschen."

Kurzzeitig wirken die Rüffel und es ist schön still im Auto. Doch als Tom provokant seine Kekse rausholt und sie langsam vor Sams Augen isst. Ist es vorbei mit dem Frieden. Wie ein kleines Kind greift Sam nach dem Keks und Tom zieht ihn weg. 

"Na, komm schon. Keine Arme keine Kekse."

Wütend schlägt Sam gegen Toms Schulter. In Windeseile ist eine Prügelei auf der Rückbank entfacht.

Genervt aufstöhnend lasse ich meine Stirn gegen die Scheibe fallen.

"Leute benehmt euch. Es sitzen noch andere Leute in diesem Auto. Und die haben keine Lust auf euren Kleinkinderkrieg."

"Von wegen benehmen. Wer von uns hat sich mit der GSG9 angelegt und wurde verhaftet."

"Immerhin habe ich dabei möglicherweise Menschenleben gerettet. Ihr beide streitet euch um einen Keks."

"Das ist nicht nur irgendein Keks. Das ist ein Schokokeks!"

"Wenn ihr drei nicht sofort mit dem Gezanke aufhört, schmeiße ich euch aus dem Wagen und ihr könnt selber sehen wie ihr nach Köln kommt!"

"Was habe ich jetzt gemacht? Die beiden streiten sich doch um einen Keks."

"Ist mir egal wer was gemacht oder nicht gemacht habt! Ihr haltet jetzt alle die Klappe und sitzt wie zivilisierte Menschen in diesem Auto!"

Wütend und genervt funkelt Finn jeden von uns an. Tom und Sam verschränken mürrisch blickend die Arme vor der Brust und starren demonstrativ aus dem Fenster. Wie die beiden es ins Team geschafft haben, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Eine halbe Stunde lang ist Stille und nur das Gedudel des Radios ist zu hören. Leider sind wir in der Zeit keinen einzigen Meter voran gekommen und die Sonne scheint auch noch mit voller Kraft aufs Autodach.

"Ich muss immer noch aufs Klo."

"Dann geh verdammt nochmal hinter die Büsche!"

"Und ich habe immer noch Hunger und Tom will mir keinen Keks abgeben!"

"Wie lange dauert das noch? Mir wird langsam heiß."

Finn lässt verzweifelt den Kopf aufs Lenkrad fallen, was ein lautes Hupen verursacht. Sofort antworten andere Autos darauf und ein Hupkonzert beginnt.



Und wenn sie sich nicht gegenseitig umgebracht haben, wären sie bei der Bombe gestorben. 

ENDE



(Nur von diesem OneShot.)

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