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[𝟑] 𝐈𝐧𝐟𝐞𝐫𝐧𝐨

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Ich schnappte mir einen weiteren Drink. Es war der sechste oder siebte, aber ich hatte schon längst aufgehört mitzuzählen. Es waren ungefähr zwei Stunden vergangen, doch ich hatte mich nicht beruhigen können. Ich war paranoid und hatte Angst, dass Ian jeden Moment durch die Eingangstür des Inferno-Clubs spazierte und mich und dann alle Anderen umbringen würde. Dass er herausfinden würde, dass ich ihn angelogen hatte. Wir hatten schon lange gefeiert, es war schon fast ein Uhr, als ich auf die Uhr sah. Wir hatten Amelia alle umarmt und ihr unsere Geschenke überreicht. Sie hatte sich sehr gefreut. Ich trank einen großen Schluck, um nicht loszuweinen. Das ging die ganze Zeit schon so. Ich saß neben den Mädels, hatte Bauchschmerzen vor Panik, lauschte die meiste Zeit nur den Gesprächen und setzte ein unechtes Lächeln auf. Während alle anderen, vor Allem Amelia, dachten, ich würde mich amüsieren, bebte ich innerlich. Ich betete, dass ich nicht auffliegen würde.

»Ich gehe mir noch einen Drink holen. Will jemand von euch auch noch einen?«, fragte ich in die Runde. Als ich aufstand, spürte ich, wie mir übel wurde. Ich wusste, dass ich gerade zu viel trank und eigentlich sollte ich damit aufhören, oder zumindest sollte ich versuchen, etwas Wasser zu trinken. Doch ich war viel zu nervös. Ich wollte durch den Alkohol kurz vergessen, dass sich die Angst vor Ian mit jeder Sekunde weiter in mir ausbreitete. Also brauchte ich noch mehr von diesem leckeren Cocktail, der kein bisschen nach Alkohol schmeckte. Alle schüttelten den Kopf und ich machte mich etwas verloren auf den Weg zur Bar.

Es war sehr voll und ich musste mich an ein paar tanzenden Menschen vorbeiquetschen, ehe ich an der Bar ankam und zum zigsten Mal dasselbe bestellte. Die Barkeeperin hatte mich schon erkannt und wusste, ohne zu fragen, was genau ich haben wollte. Während ich darauf wartete, dass sie mir mein Getränk zubereitete, schaute ich in die Menge. So viele Menschen, die sich amüsierten. Die genug getrunken hatten, um jegliche Probleme zu verdrängen und Spaß zu haben. Und was tat ich?

Innerlich lachte ich verächtlich. Ich wartete darauf, dass jeder Tag so schnell wie möglich verstrich und hoffte jeden Morgen, wenn ich aufwachte, dass das alles ein Ende haben würde. Ich wartete auf ein Wunder, hoffte auf etwas Erfreuliches. Aber nichts geschah. Stattdessen log ich Ian an und ließ zu, dass er mein Leben zerstören.

»Habe ich dir nicht gesagt, dass man sich immer zweimal im Leben sieht, Schönheit?«

Gänsehaut. Ich hielt kurz inne und schloss meine Augen, um herauszufinden, ob ich diese Stimme wirklich gehört hatte, oder ob sie nur in meiner Einbildung existierte. Hatte ich tatsächlich so viel Alkohol getrunken, dass ich mir seine Stimme nun einbildete? Seine raue, tiefe Stimme, die mich schon seit heute Morgen nicht mehr losließ?

Ich drehte mich um. Und tatsächlich hatte ich mir das nicht eingebildet. Leonardo stand direkt vor mir. Musterte mich von oben bis unten. Machte mich sprachlos. Ich hatte keine Worte für das, was er in mir auslöste, aber es war gefährlich. Vor allem jetzt, wo ich nicht ganz bei klarem Verstand war. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Ein paar einzelne Locken hingen in seinem Gesicht und seine perfekten Lippen umschlossen das Ende seiner Zigarette. Leonardo trug ein weißes Hemd und es stand ihm perfekt. Eine Welle undefinierbarer Gefühlen überkam mich.

»Der Drink geht auf mich.« Er nahm meinen Drink, den die Barkeeperin gerade auf der Theke abgestellt hatte, und reichte ihn mir. Dankbar, doch noch immer überrascht, nahm ich ihm diesen ab. Ich überlegte, was genau ich jetzt tun sollte. Sollte ich weglaufen? Das Glas in einem Zug austrinken? Mich auf ihn stürzen?

Reiß dich zusammen, Bella. Verdammt.

Nachdem ich einen Schluck aus meinem Glas getrunken hatte, schaute ich in seine braunen Augen und versuchte zu lächeln. Ich war durcheinander. »Du schon wieder«, merkte ich amüsiert an. Er ließ mich und meinen Körper keine Sekunde aus den Augen und es schien ihn überhaupt nicht zu interessieren, was um uns herum passierte. Mich interessierte das auch nicht. Ich war vollkommen auf ihn fokussiert. Auf ihn, seine Augen, seinen perfekten Lippen. Und dann kam mir in den Sinn, dass ich nicht so denken sollte.

craving the deadlyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt