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[𝟖] 𝐓𝐫𝐚𝐮𝐞𝐫

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Bellas Sicht

Demotiviert saß ich neben meinen Eltern und Ian. Ian schenkte mir den ganzen Abend keine Aufmerksamkeit, im Gegenteil. Er nutzte jede Gelegenheit, um aufzustehen und mit irgendwem zu reden. Er blieb keine Sekunde bei mir, sondern ging mir aus dem Weg. Er redete nicht mit mir. Und ich hatte nur ein schmerzhaftes, unechtes Lächeln aufgesetzt. Ich fühlte mich von Sekunde zu Sekunde unwohler. Meine Füße schmerzten und ich hatte das Gefühl, ich würde in meinem Kleid keine Luft mehr bekommen. Als ich mich umsah, wurde mir wärmer. Aber es war keine angenehme Wärme. Von Sekunde zu Sekunde ging es mir schlechter. Ich wusste genau, was mit mir los war. Und normalerweise konnte ich meinen Kummer gut verbergen. Aber es schien alles hochzukommen und ich musste mir meine Tränen unterdrücken. Ich war von so vielen glücklichen Menschen umgeben. Und trotzdem wäre ich am liebsten weinend weggelaufen und nie wieder zurückgekommen. Der Gedanke, dass dies für immer mein Leben sein würde, machte mich nur noch trauriger.

Ohne, dass ich es merkte, hatte sich meine Mutter neben mich gesetzt. Auch sie und mein Vater waren schon den ganzen Abend hier herumgelaufen. Ian hatte mir schon vor Jahren die Anweisungen gegeben, ich solle bei solchen Veranstaltungen oder Festen nicht die ganze Zeit sitzen bleiben, sondern ihm folgen und so zu tun, als ginge es mir prächtig. Aber heute brachte ich es einfach nicht übers Herz. Heute wollte ich nichts anderes, als den Tag vorbeiziehen lassen, nachdem er wieder so gemein zu mir war. Eigentlich sollte ich nicht mehr ernst nehmen, was er sagt. Nicht nachdem er schon viel Schlimmeres zu mir gesagt hat. Aber ich glaube, ich konnte es einfach nicht mehr hören. Und ich glaube auch, dass ich so langsam in eine Depression verfiel. Ian unterhielt sich gerade mit ein paar Kollegen und ich war froh, dass ich ihn nicht ertragen musste. Stattdessen störte meine Mutter meine stille Trauer.

»Du bist den ganzen Abend schon so ruhig«, bemerkte sie, und ich zuckte fast unmerklich zusammen, als ich ihre Stimme hörte. Meine Mutter und ich hatten schon so lange nicht mehr miteinander geredet. Immer, wenn sie mich an Feiertagen anrief, beließ ich es bei einem ganz kurzen Gespräch und wimmelte sie so schnell wie möglich ab. Aber jetzt hatte ich keine Möglichkeit, vor ihr wegzulaufen. Und ehrlich gesagt, hatte ich nicht die Kraft dazu.

»Nicht mein Tag«, murmelte ich leise. Schließlich würde es nichts bringen, sie anzulügen. Denn obwohl wir fast nie miteinander redeten, war sie noch immer meine Mutter. Auch wenn ich mir wünschte, sie hätte mich vor all dem hier bewahrt und nicht nur tatenlos zugesehen. »Wie läuft es bei euch beiden?«, fragte sie mich, doch mein Blick war starr auf mein Weinglas gerichtet. Wie es bei uns beiden lief? Sah sie es mir denn nicht an? Wie sehr ich litt? Wie schlimm es für mich war, eine Gefangene von Ian zu sein? Von einem Mann, der mir jeden Tag zeigte, wie wenig ich wert war? Wie sehr er mich hasste?

»Bestens«, log ich wie auf Knopfdruck. Selbst ich hätte es mir abgekauft.

»Du hast mich die letzten Wochen nicht zurückgerufen. Wie läuft es an der Uni?« Ich sah sie wieder an und bemerkte, dass ihre Augen traurig funkelten. Für einen Moment sah es so aus, als würden sich Tränen in den Augen meiner Mutter bilden. Aber sie wusste, dass sie hier nicht weinen konnte. Mein Vater würde das nicht gutheißen. Außerdem wusste sie, wie solche Veranstaltungen abliefen.

Lächeln. Nicht viel reden. Unauffällig bleiben.

Laut Ian gab es hier zu viele wichtige Kunden und Sponsoren. Das durfte ich ihm nicht verderben. Das durfte niemand. »Sehr gut. Ich schreibe guten Noten«, und sie wären noch besser, wenn Ian mich nicht ständig vom Lernen abhalten würde oder wenn mein Leben nicht die reinste Katastrophe wäre. Aber diesen Fakt ließ ich absichtlich außen vor. Als sie mich im Stich ließ, nahm ich mir vor, sie zu ignorieren. Das ist mir nicht ganz gelungen, aber eines Sache hielt ich bis heute ein: Sie würde nie wieder erfahren, wie es mir wirklich ging. Wenn es nach mir ginge, wäre sie für mich gestorben. Aber dafür musste ich sie zu oft sehen.

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von aestheticsalive
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𝐦𝐚𝐟𝐢𝐚 𝐥𝐨𝐯𝐞𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Bella lebt unglücklich in den Fängen ei...
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