Kapitel 38

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Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten auf meiner Nase und ich zog den Geruch von nassen Wald in mich ein. Es hat heute Nacht geregnet und jetzt zieht der Duft mich nach draußen.

Schnell schlug ich die Bettdecke zurück und sprang aufgeregt aus dem Bett. Ich wollte laufen gehen, es ist schon viel zu lange her, dass ich das letzte Mal meinen Wolf rausgelassen habe. Zudem bin ich jetzt endlich in einem Rudel, was auch noch ein weites Territorium hat. Perfekt um genug Auslauf zu kriegen.

Steven im Bett neben mir fing an sich zu räkeln. Scheinbar habe ich ihn durch diese Aktion geweckt, aber egal.

Da ich noch immer nackt war, von unserem gestrigen Techtelmechtel, brauchte ich mich nicht mehr auszuziehen, also ging ich gleich auf die Terrassentür zu und zog diese auf. Dann rannte ich auch schon raus in den Wald und verwandelte mich.

Ich rannte immer weiter über den feuchten Moosboden. Endlich konnte ich rennen, ohne drauf zu achten wo die nächsten Territoriumsgrenzen sind, da das Gebiet des Silverstorm Rudels groß und sehr weitläufig war. Ich streckte meine Nase weiter nach vorne und genoss den Wind in meinem Fell. Wie schön diese Freiheit ist.

Hinter mir, weit weg, ertönte plötzlich ein Wolfsgeheule, woraufhin ich in meinem Rennen stoppte. Ich musste garnicht raten wer dort nach mir rief. Um zu antworten, legte ich meinen Kopf in den Nacken und heulte zurück, dann rannte ich weiter. Steven würde mich schon finden.

Jedoch dauerte es nicht lange und ich konnte einen Schatten neben mir wahrnehmen. Einige Sekunden später stieß mich der cappuchinofarbende Wolf dann von der Seite an und wir rollten zusammen über den Waldboden.

Nachdem wir ausgerollt waren, lag ich auf dem Rücken und Stevens Wolfsform über mir. Einige Sekunden lang sahen wir uns nur in die Augen, bis ich mich dann wieder aufrappeln wollte. Steven jedoch ließ das nicht zu, denn er legte sich plötzlich mit seinem ganzen Körpergewicht auf mich und legte seinen Kopf auf meinem Bauch ab. Dann zog er seine Ohren nach hinten und guckte mich mit Hundeblick an, während er winselte.

Er sah wirklich einfach nur bezaubernd aus. Wie kann man bitte nur einen so heißen und gleichzeitig süßen Mate haben? Er ist ein richtiger Mädchentraum.

Ich steckte meinen Kopf ein wenig mehr zu Steven, so dass ich ihn über seine Nase lecken konnte. Steven richtete sich als Antwort darauf nur wieder auf und machte das selbe bei mir.

Er war dadurch so abgelenkt, dass ich mich wieder mit einem Sprung wieder aufstellen konnte und wieder losflitzte. Mal sehen, wer von uns beiden schneller ist. Denn ich kann ziemlich flink sein, wenn ich möchte.

„Fang mich!", sendete ich ihm noch per Mindlink und lief dann in meinem schnellsten Tempo von ihm weg. Niemals würde er mich fangen. Dafür war ich einfach viel zu schnell.

„Was kriege ich dafür?", wollte Steven wissen. Dennoch nahm auch er an Tempo auf und folgte mir.

„Mich", sagte ich verführerisch durch den Mindlink und rannte weiter, während ich versuchte, noch mehr Tempo aufzunehmen.

Natürlich war es unfair für mich und ich wusste, dass Steven mich schon bald einholen müsste. Dennoch konnte ich es eine Weile mit ihm aufnehmen. Klar, ich war schnell, aber an Ausdauer fehlte es mir leider.

Ich rannte immer weiter und nahm nebenbei meinen Mate war, der ein bisschen Abstand zu mir ließ. Dann wurde es mir klar, warum er mich noch nicht eingeholt hat. Er machte das mit Absicht. Er wollte, dass ich mich schneller als ihn fühlte, bis er mich dann wahrscheinlich einfach so überfällt.

Als mir das klar wurde, stoppte ich reflexartig in meiner Bewegung und mein Mate rannte voll in mich rein.

Wieder endete es damit, dass wir beide auf dem Boden lagen, bloß diesmal war es Steven, der unten lag.

„Hab dich", raunte er mir per Mindlink zu.

Ich leckte ihn nochmals über seine Nase und ging dann von ihm runter, um mir die Gegend anzugucken, in der wir gelandet sind.

Vor lauter Staunen blieb mir das Maul offenstehen. Vor uns erstreckte sich ein riesiger Kristallklarer See. Am anderen Ufer waren Klippen zu sehen, auf denen sich der Wald weiter ausstreckte. Alles sah so verborgen und magisch aus. Es war unglaublich.

„Wo sind wir hier?", fragte ich voller Staunen.

Steven neben mir stellte sich jetzt auch auf und schaute sich um.

„Das ist eine der Grenzen unseres Gebietes. Auf der anderen Seite beginnt das Territorium vom Blackshadow Rudel.", antwortete er mir und kuschelte seine Schnauze an meinen Kopf an.

Ich überlegte garnicht lange, sondern lief weiter auf den See vor uns zu. Er war wunderschön und die Morgensonne spiegelte sich dort drinnen, so dass es ein zauberhaftes Lichtspiel ergab.

Am Ufer des Sees blieb ich dann stehen und betrachtete meine Wolfsform im Spiegelbild des Wassers. Mein silbernes Fell glänzte in der Sonne und in meinen Augen konnte man das pure Glück sehen. Ich war wunschlos glücklich.

Ob das alles daran lag, dass ich bei meinem Mate bin? Ich war noch nie zuvor in meinem Leben so glücklich wie jetzt bei ihm. Er ist mein pures Glück. Ohne ihn könnte ich nicht mehr leben.

Plötzlich merkte ich einen Schubs von hinten und eine Sekunde später tauchte ich in das kühle Nass vor mir. Zum Glück war es nicht tief und ich konnte in meiner Wolfsform gut stehen, trotzdem war ich jetzt klitschnass.

Als ich mich hinstellte und zu den Übeltäter guckte, stellte ich fest, dass dieser schon neben mir ins Wasser gesprungen war und sich das nasse Fell schüttelte.

„Steven!", jammerte ich. Das Wasser war wirklich kalt.

Steven jedoch schubste mir mit seiner Schnauze nur noch mehr Wasser entgegen, so dass mir alles ins Gesicht spritzte.

Rache. Das schreit nach Rache!

Ich tat es ihm gleich und sprang im flachen Wasser um ihn herum, dabei versuchte auch ich ihn immer wieder eine Schüppe Wasser ins Gesicht zu spritzten, was ich auch schaffte.

Dann hörte ich auf damit und schmiegte mich an meinen nassen Mate an, welcher sich nur zurück an mich lehnte.

„Ich liebe dich.", teilte ich mit und ging sprang dann aus dem Wasser raus. Im trockenen schüttelte ich mein Fell aus und lief dann wieder mit vollem Tempo zurück zum Rudelhaus. Das schreit nach einem zweiten Wettrennen.

„Wer als erstes zu Hause ist.", sagte ich und rannte weiter über den mittlerweile getrockneten Boden. In meinem Fell spürte ich wieder den Wind, welcher anfing es zu trocknen und hinter mir hörte ich das Aufschlagen der Pranken, meines Mates, auf dem Waldboden. Es war alles perfekt. Alles was ich liebte, war hier in meiner Nähe. Mein Mate und meine Freiheit.

Wieder hätte er mich locker einholen können, doch er ließ mich gewinnen. 

Trockenen Fußes und nackt, öffnete ich die Terassentür, welche Steven zuvor geschlossen haben muss, und lief rein in unser Zimmer, zu unserem Schrank, um mir dort etwas zum Anziehen rauszunehmen. Mittlerweile, war die Hälfte des Schrankes mit Sachen von mir gefüllt. Manche Sachen waren auch von Aurelia, welche sie nicht mehr trug, weil manche Sachen wohl als Vollzeitmutter zu unpraktisch waren. Und so wie es aussah, würde sie demnächst wieder nur Umstandsklamotten tragen. Die arme hat es auch echt nicht leicht mit so einem Wolf als Mate.

My Best Friend's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt