Als Leonidas das nächste Mal aufwachte, war es noch mitten in der Nacht und das Zimmer war in Dunkelheit gehüllt. Sein Kopf fühlte sich unangenehm benebelt an und hinter seinen Schläfen zog es. Müde rieb sich der Braunhaarige die brennenden Augen und versuchte den bitteren Geschmack im Mund runter zu schlucken. Gerade, als er sich fragte, warum er überhaupt aufgewacht war und nicht einfach seinen Kater durchgeschlafen hatte, schallte ein merkwürdiges Geräusch zu ihm rüber.
Leonidas brauchte in seinem benebelten Zustand einen Moment, um das unangenehm kehlige, würgende Geräusch zuzuordnen. Jemand übergab sich. Und da außer Leonidas nur eine weitere Person in diesem Zimmer wohnte, musste das Quincy sein. Frustriert rieb sich der Größere erneut über die Augen und spielte mit dem Gedanken einfach so zu tun, als würde er noch schlafen und warten, bis Quincy fertig war. Was sollte Leonidas auch schon großartig tun?
Es war ja nicht so, als ob er dem Kleineren irgendwie helfen könnte. Kotzen musste jeder für sich alleine, das wusste er aus eigener Erfahrung. Tatsächlich verstummte das Spucken nach einigen Minuten und Stille trat ein. Leonidas, der sich bis eben noch ein Kissen aufs Ohr gepresst hatte, um von dem Übel so wenig wie möglich mit zu bekommen, hob nun den Kopf und lauschte in die Dunkelheit. Nichts, nicht das leiseste Geräusch war wahrzunehmen. Das fand nun selbst Leonidas beunruhigend.
Nach der Richtung der Geräusche zu Urteilen hatte es Quincy noch mindestens bis zum Mülleimer geschafft, um sich dort zu erbrechen, Leonidas hatte den Kleineren aber nicht zurück zu seinem Bett gehen hören. Hieß das, der Kleinere saß da noch? Oder lag er dort? Auf dem Boden? Leonidas drehte sich wütend auf den Rücken. Er wollte sich nicht damit beschäftigen, was er wollte, war einfach weiterschlafen und nicht mehr über Quincy nachdenken. Wenn der Weißhaarige sich wirklich so viel getrunken hatte, dass er nun nach dem Brechen einfach auf dem Boden eingeschlafen war, war das nicht sein Problem.
Andererseits hatte Leonidas auch keine Lust am nächsten Tag über den Kleineren zu stolpern, wenn er aufstand. Genervt seufzend schaltete der Größere das Licht neben seinem Bett an und kniff kurz die Augen zusammen, als sie Helligkeit seine Netzhaut verbrannte. Dann blinzelte er ein paar mal und sah durchs Zimmer. Quincy hatte es tatsächlich bis zum Mülleimer unter seinem Schreibtisch geschafft.
Nun saß der Kleinere an ein Tischbein gelehnt auf dem Boden. Zu sagen, dass Quincy schrecklich aussah, wäre noch optimistisch gewesen. Leonidas hatte Soldaten nach Einsätzen gesehen, die in einer besseren Verfassung gewesen waren, als Quincy. Seine Haare standen ihm unordentlich vom Kopf ab, sein Gesicht wirkte ungesund blutleer, die blauen Augen waren gerötete und geschwollen und seine Lippen waren bläulich verfärbt.
"Verdammt, halbe Portion, du verträgst ja wirklich nichts!", knurrte Leonidas mit rauer, kratzender Stimme und Quincy sah ihn mit einem elendigen Blick an. "Hab ich dich geweckt?", der Kleinere klang zittrig und ausgelaugt. "Ja..." Leonidas schälte sich aus dem Bett und versuchte das leichte Schwindelgefühl in seinem Kopf zu unterdrücken. "Oh, 'tschuldigung...", nuschelte der Kleinere müde.
Als Leonidas an ihm vorbei in Richtung Tür stapfte, drehte er verwirrt den Kopf. "Wohin geh...", Quincy schluckte kurz, als er spürte, dass er wieder würgen musste und sprach dann weiter, "gehst du?" Leonidas hatte Mittlerweile die Tür erreicht und antwortete, ohne sich umzudrehen. "Ich hole uns etwas zu Trinken...Wasser. Versuch du in der Zwischenzeit in dein Bett zu kommen." Der Weißhaarige schielte zu seinem Bett, welches ihm Kilometer weit entfernt vorkam.
"Ach, ich glaube ich bleibe einfach hier liegen und..." Leonidas warf des Kleineren einen strengen Blick über die Schulter zu und er verstummte. Als der Braunhaarige fünf Minuten später mit zwei Bechern mit Wasser zurückkehrte, hatte Quincy immerhin den halben Weg zurückgelegt und lag nun seitlich zusammengerollt auf dem Boden. Selten hatte Leonidas einen so bemitleidenswerten, schwachen Anblick gesehen.
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Academy of Arkanis
FanfictionDas Imperium ist gestürzt, der Krieg scheint vorbei zu sein. Doch aus den Trümmern der alten Herrschaft erhebt sich eine neue Ordnung aus dem Schatten. In der berüchtigten Akademie von Arkanis stellen sich vier Teenager den schwierigen Hindernissen...