Kapitel 8

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Fünf Tage lang nach den Prüfungen fand kein Unterricht statt. Die Akademie genehmigte den Schülern in der Zeit, ihre Familien und ihr zu Hause zu besuchen. Weder Quincy, noch Leonidas nahmen dieses Angebot an. Quincy nicht, weil er kein zu Hause hatte, das er hätte besuchen können und Leonidas, weil Pryde kein Interesse daran hatte, sich mehrere Tage am Stück um die Zwischenmenschliche Beziehung mit Leonidas zu kümmern.

Die meisten anderen Schüler waren tatsächlich nicht in der Schule und so waren die Gänge und das Archiv merkwürdig leer. Quincy störte das nicht, eigentlich freute er sich sogar. Dexster und Jyn waren ebenfalls nicht in der Akademie geblieben und diese Tatsache beruhigte Quincy ungemein. Seit dem Konflikt zwischen Dexter und Leonidas, hatte Leonidas kein Wort mehr mit den Jungen aus der Gruppe gesprochen. Stattdessen hatte er sie alle gekonnt ignoriert, egal wie auffällig sie zu ihm rüber sahen.

Über Leonidas zu tuscheln oder ihn zu konfrontieren, traute sich keiner von ihnen, vor allem nicht, nachdem sie Dexters gebrochene Nase gesehen hatten. Quincy war am Anfang misstrauisch gewesen, weil er nicht glauben konnte, dass Leonidas die Mitgliedschaft in einer Gruppe aufgeben würde, nur um Zeit mit Quincy zu verbringen, aber so war es nun wohl.

Andererseits konnte Quincy den Gedanken nicht abschütteln, dass Leonidas ihm den Schutz nur als Ausgleich für das gemeinsame Lernen bot. Denn, auch wenn die Prüfungen nun vorbei waren, trafen sich Leonidas und Quincy weiterhin und gingen den theoretischen Stoff gemeinsam durch und Quincy hatte nicht das Gefühl, dass sie in naher Zukunft damit aufhören würden. Die beiden hatten auch heute zusammen im Archiv gesessen und gelernt.

Danach hatten sie sich mit Chyler und ihrer Zimmergenossin in der Trainingshalle getroffen und noch ein wenig Nahkampf trainiert. Das Verhältnis zwischen Leonidas und Chyler war merkwürdig. Die beiden hatten durch die unterschiedlichen Freundeskreise fast ein Jahr nichts miteinander zu tun gehabt. Trotzdem verstanden sie sich gut, schließlich hatte es auch nie wirklich einen Konflikt zwischen den beiden gegeben. Sie hatten beim Training ihren Spaß daran, sich gegenseitig herauszufordern und zu wetteifern.

Quincy war immer wieder fasziniert von ihren Nahkämpfen, von der Art und Weise, wie Chylers Schnelligkeit und Wendigkeit auf Leonidas' rohe Kraft und Ausdauer stießen. Nach dem Training hatten sich Leonidas und Quincy von Chyler und ihrer Zimmergenossin verabschiedet und waren duschen gegangen. Nun saß Quincy alleine auf seinem Bett und wartete auf Leonidas, der plötzlich ganz dringend irgendwo hin gemusst hatte. Der Weißhaarige blätterte gelangweilt in irgendwelchen uralten Aufzeichnungen über eine Schlacht, die ihn nicht interessierte und fragte sich, wo Leonidas wohl war.

Vermutlich besuchte er nur irgendein Mädchen. Wobei es ungewöhnlich war, dass Leonidas zum Mädchen ging und nicht das Mädchen zu ihnen kam. Außerdem hatte Leonidas schon seit einer ganzen Weile kein Interesse mehr an einem Mädchen gezeigt.

Gerade, als Quincy sich entschied, noch mal alleine ins Archiv zu gehen und das Buch zurück zu bringen, sprang die Tür schwungvoll auf und Leonidas trampelte in den Raum. In seinen Händen trug er eine mysteriöse Holzkiste und seine Augen funkelten schelmisch.

"Hallo halbe Portion! Schau, was ich da habe!", rief er ausgelassen und ließ die Kiste fallen, nur um sie einen Moment später aufzureißen. Quincy beugte sich vor und erblickte drei gläserne Flachen, die in irgendein Füllmaterial gepackt waren. Verwirrt blickte der Kleinere auf.

"Was ist das?" Leonidas klopfte dem Weißhaarigen kräftig, aber freundschaftlich auf den Rücken. "Das, ist meine Definition von, den Abschluss der Prüfungen feiern!" "Oh", Quincy starrte weiterhin auf die drei glänzenden Flaschen. "Dann...triffst du dich mit Chyler?", wollte er vorsichtig wissen. Quincy konnte sich nicht vorstellen, dass Leonidas sich alleine betrinken wollte.

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