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Er blinzelte. Immer noch war es sehr dunkel in dem Raum, in dem Draco zu Boden gegangen war, doch während der Bewusstlosigkeit, von der er sich nicht sicher war, wie lange sie angedauert hatte, hatten sich seine Augen ein wenig an die Umstände gewöhnt. Er drehte schwerfällig den Kopf. Der Schockzauber, der ihn so gezielt getroffen hatte, setzte ihm noch etwas zu. Trotzdem war er erleichtert, dass Potter ihn nicht direkt umgebracht hatte.

Draco stöhnte leise und tastete versuchsweise mit einer Hand nach seinem Zauberstab. Wie erwartet, befand sich dieser weder in seiner Kleidung noch in seiner unmittelbaren Umgebung. Natürlich nicht. Er hätte am liebsten über seine eigene Dummheit geflucht. Immerhin hatte er den Zauberstab fest in der Hand gehalten, als er von Potter überrascht worden war. Und dieser würde ihm wohl kaum die einzige Waffe überlassen, mit der Draco sich wirklich verteidigen konnte.

Schemenhaft erkannte er nun die spärlichen Möbelstücke, die an den Wänden des kleinen Zimmers platziert waren. Ein Schrank, ein Bettgestell ohne Lattenrost, der Fuß einer Stehlampe. Draco drehte seinen Kopf noch etwas weiter, während er seinen gesamten Körper mit einem leisen Ächzen auf die Seite rollte. Sein Blick blieb schließlich an einem kleinen Sessel hängen, auf dem es sich jemand bequem gemacht hatte. Jemand mit sehr blank geputzten Schuhen.

Er setzte sich nun auf. Immer noch hatte er seine Bewegungen nicht gänzlich unter Kontrolle. Der Zauber hatte ihn sprichwörtlich lahmgelegt. Und so dauerte es eine ganze Weile, bis er schließlich mit dem Rücken zur Wand ins Sitzen kam. Er ließ keuchend den Kopf gegen die Wand fallen und hob schließlich den Blick, um Potter direkt in die Augen zu sehen. 

Das war Dracos Chance. Alles oder nichts. Er würde überzeugend sein müssen, jetzt wo er einmal diese unfassbare Gelegenheit bekam, mit Potter zu sprechen. Entwaffnet oder nicht – Draco war sich sicher, dass der Unerwünschte ihm nicht viel Zeit geben würde, sich zu erklären. Also mussten seine Worte gut gewählt sein.

Potter erwiderte seinen Blick aus tiefblauen Augen. Und dann erstarrte Draco. Das Blut gefror ihm in den Adern und sein Magen schlug einen kleinen Salto, während ihm unwillkürlich der Schweiß ausbrach. Denn es war nicht Harry Potter, der dort auf dem Sessel saß und Dracos Zauberstab lässig in der Hand wirbelte. Seine Haare waren kohlrabenschwarz. Aber das war auch die einzige Ähnlichkeit, welche die vor ihm sitzende Person mit dem Unerwünschten aufwies.

Draco sah direkt in das wutverzerrte Gesicht von Blaise Zabini.

+.+.+

„Du?", keuchte er, nachdem er einige sehr lange Sekunden damit zugebracht hatte, seine Gedanken zu sortieren. 

Wie hatte er nur so dämlich sein können? Er hatte die Worte der Mädchen noch klar in den Ohren. Gutaussehend, schwarzhaarig, blauäugig. Ja, das passte. Zu Blaise Zabini passte das sogar ganz hervorragend. 

Sein Freund schnaubte und erhob sich aus dem Sessel. Obwohl er Draco betont langsam entgegen schlenderte und auch nicht seinen Zauberstab auf ihn richtete, als er lässig vor ihm stehen blieb, wirkte er in diesem Moment sehr bedrohlich.

„Du sagst es so, als wärst du enttäuscht, Draco. Dabei kannst du verdammt nochmal froh sein, dass nur ich es bin. Wenn dir einer der anderen Auroren des Aufspürungskommandos gefolgt wäre, befändest du dich bereits auf dem Weg zu Umbridge und hättest Einiges zu erklären." 

Er zischte es und trotz seines entspannten Auftretens vernahm Draco den scharfen Unterton in seiner Stimme.

Draco schwirrte der Kopf. Er bekam nicht zu greifen, was hier gerade geschah. Woran er nun denken musste, war das Gefühl, das ihn schon beschlichen hatte, als er noch draußen vor dem Cottage gestanden hatte. Irgendetwas ist hier faul. Genau das waren seine Gedanken gewesen und er musste sich wieder einmal eingestehen, dass er gut daran getan hätte, sich auf seinen Instinkt zu verlassen. Blaise hatte ihn hinters Licht geführt.

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