KAPITEL 13: Rückschlag

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Freya hatte schließlich doch nicht mehr bis zum nächsten Tag warten können. Ihr war nicht entgangen, wie die letzten Monate an James Verfassung genagt hatten. Und wenn die Chance bestand, dass sie helfen konnte, dann wollte sie diese nur zu gerne ergreifen.
            «Hier, Dezember 1950 bis Juni 1951 und Juli bis Dezember '50», sie reichte ihm das zweite der Bücher und ließ sich dann wieder neben James ins Bett fallen. Er zog sie in seine Arme und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf.
             «Das muss nicht jetzt sein Freya, es kann wirklich bis morgen warten.»
             «Wirst du besser schlafen, wenn wir Gewissheit haben, ob mein Großvater weiterhelfen kann?»
             «Wahrscheinlich.»
             «Dann kann es nicht warten.» Sie machte die Lampe auf dem Nachttisch an. «Ich mache uns eine Runde Kaffee, das könnte eine lange Nacht werden.»
              Und genau das wurde sie. Bis fünf Uhr in der Früh, stöberten James und sie durch die Aufzeichnungen ihres Großvaters, auf der Suche nach dem Namen 'Brahms' oder 'Bammert'. Doch als die Erschöpfung Freya einholte, hatten sie beide noch kein Glück gehabt. James hatte offenbar etwas länger durchgehalten, wie er ihr am nächsten Tag erzählte, doch auch ergebnislos.
              «Was wenn eure Information falsch ist?», fragte Freya, als sie um halb Zwei eine Runde Rührei und Speck briet. James hatte gerade sein Telefon mit Steve abgeschlossen.
            «Wie meinst du?»
            «Vielleicht war es nicht genau 1951. Es hätte ja auch beispielsweise November '50 oder früh im '52 sein können. Vielleicht sollten wir die Bücher auch noch anschauen.»
             Er legte seine Arme um ihre Taille und drückte sie leicht an sich. «Ich bewundere dich für deine Durchhaltekraft.»
             «Ich habe eine gute Motivation.»
             «Die wäre?»
             «Dir zu helfen. Wie ich dir versprochen habe. Guten Appetit!» Sie reichte James seinen Teller.
             Sie beide hatten während des verspäteten Frühstücks ihre Nasen erneut in die alten Tagebücher gesteckt. Doch dieses Mal kam Freya nicht einmal durch die ersten zwei Monate, bevor ihre Augen zu flattern begannen. «Ich glaube ich brauche eine Pause.»
            «Kein Wunder, wir haben ja auch kaum geschlafen.» James schob seinen Stuhl zurück und hob sie ohne große Umschweife ebenfalls von ihrem hoch. «Was möchtest du tun?»
            «Lass uns irgendeinen Film schauen. Auf andere Gedanken kommen.»
            «Verstanden, Ma'am.»

Sie war noch vor dem Ende des ersten Aktes eingeschlafen. Als sie zwei Stunden später die Augen aufschlug, war der Fernseher ausgeschaltet und James Blick aus dem Fenster gerichtet. Sie kannte diesen Blick. Egal wo er gerade war, es war nicht hier bei ihr. Doch seine Lippen bewegten sich. «... die Liebe so natürlich ausstrahlen, wie die Sonne Wärme spendet.»
           «Das klingt schön.» Freya setzte sich vorsichtig auf und er erwachte sofort aus seiner Starre. «Nicht von mir.»
           «Von wem dann?»
           «Ich weiß es nicht. Ich habe mich vorhin daran erinnert. Ich glaube ich habe es in einem Radiobeitrag gehört in Dallas, 1963.»
           «Wiederholst du es für mich?»
           «Von Zeit zu Zeit entstehen unter uns Menschen, die Liebe so natürlich ausstrahlen, wie die Sonne Wärme spendet.» Er lächelte und zog sie näher zu sich. Freya lehnte zufrieden ihren Kopf gegen seine Schulter. «Ich habe es für Humbug gehalten. Aber jetzt, wo ich dich kennengelernt habe, glaube ich, dass er Recht hatte. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so selbstverständlich Wärme und Liebe verteilt, wie du.»
             Freya spürte ihre Wangen warm werden. Wer hätte gedacht, dass er so romantisch sein konnte? Sie drückte ihm einen sanften Kuss auf den Hals.
            Er lächelte. «Es ist einer der Gründe, wieso ich dich liebe.»
            Ihre Augen wurden groß. Hatte sie sich das gerade nur eingebildet? Nein, definitiv nicht. James hatte ihr gerade gesagt, dass er sie liebte. Überglücklich schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog sich an ihm hoch. «Ich liebe dich auch.»
            Sie küsste ihn innig und James erwiderte den Kuss ohne zu zögern. Ehe sie sich versah, lag sie unter ihm auf der Couch und fuhr mit ihren Händen unter seinem T-Shirt über den nackten Rücken. Dummerweise musste genau in dem Moment der Wecker klingeln, den sie für ihn auf ihrem Handy gestellt hatte. James musste los.
              «Immer im doofsten Moment», beschwerte sie sich augenrollend und lächelte in dann wieder an.
              «Ach, scheiss auf Ross und die Eröffnung. Hier kriegt mich jetzt niemand weg.»
              «Bist du sicher? Bekommst du dafür nicht Ärger?»
              «Die Hälfte der Leute, mit denen ich arbeite, hassen mich sowieso schon. Du nicht. Das ist eine einfache Entscheidung, glaub mir.»
             «Dann schreib Steve wenigstens eine SMS.»
            «Nachher.» Seine Lippen legten sich wieder auf ihre und Freya konnte diesem Argument keinen Gegenspruch mehr leisten.

Ich wohne nebenan - eine Bucky Barnes-FF [Rewrite]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt