Kapitel 10

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Der Klassenraum füllte sich weiter und weiter. Terasaka hatte sich hingesetzt und begonnen, Eleya mit scharfen Blicken zu beobachten. Es hatte eine sehr, sehr geringe Wirkung auf die Agentin, die sich lieber mit dem Gedanken beschäftigte, welchen Killer Lovro wohl geschickt hatte. Sie hatte bereits einige Kandidaten im Sinn, doch man konnte nie wissen.

Sie richtete sich auf, als sie die Tür hörte. Sie stockte.

„Irina?!"

Die Blondine, die eintrat, fuhr zusammen, als sie ihre Stimme hörte. Schneller, als einer der Schüler ahnen konnte, hielt ihre Lehrerin eine Pistole in ihrer Hand, die Mündung auf Eleya gerichtet. Ihre Hände zitterten, während Eleya's Gedanken rasten. Eleya hob ihre Hände ein wenig.

„Arrêtte, Irina. Je ne suis plus chez Hydra. Je ne suis plus là. Ils n'ont plus le contrôl sur moi." („Stopp, Irina. Ich bin nicht länger bei Hydra. Ich bin nicht mehr dort. Sie haben keine Kontrolle mehr über mich.")

In den Augen der Jüngeren glänzten leise Tränen, als sie in die Zeit, in der sie Irina zuerst getroffen hatte, zurückgeworfen wurde. Irina senkte die Waffe nicht, aus gutem Grund, aus Erfahrung. Die Schüler waren erstarrt, ob es wegen der Waffe oder dem plötzlichen Sprachwechsel war.

„Ah oui?" („Ach ja?")

„Oui." („Ja."), antwortete Eleya leise. „Ils m'ont trouvé. Il m'a trouvé. Je suis en sécurite. Et vous l'êtes aussi." („Sie haben mich gefunden. Er hat mich gefunden. Ich bin sicher. Und ihr auch.")

Die Killerin zögerte, senkte jedoch ihre Waffe. Langsam, als wäre sie nicht sicher, in wie weit sie die Worte der Teenagerin trauen konnte.

„Tu es sûre? Ils ne sont plus là?" („Bist du sicher? Sie sind nicht mehr da?")

„Plus chez moi." („Nicht mehr bei mir.")

Irina atmete durch. „Na gut.", antwortete sie leise.

Einen Moment war es still zwischen ihnen. Dann meinte Eleya:

„Hätte nie gedacht, dass er dich schicken würde."

„Ich auch nicht."

Die Spannung verschwand etwas. Ein schwaches Lächeln legte sich auf ihrer beider Züge.

Irina senkte ihre Waffe ein weiteres Stück, sodass sie nur noch lose in ihrer Hand lag. „Sie haben dich also gefunden.", meinte sie feststellend, erleichtert.

„Ja.", antwortete Eleya. „Vor fast einem Jahr."

„Also stimmt es.", atmete Irina aus. „Du warst dabei."

Ein weiteres Nicken.

Der Raum lag einen weiteren Moment in Stille. Eine Uhr tickte. Elli meldete sich zu Wort;

„Gehe ich Recht in der Annahme, dass Sie Barton-san schon kennen, Jélaviç-Sensei?"

„Nun... Kennen... Das ist im Grunde eine Untertreibung. Aber ja, ich kenne Eleya.", sagte Irina langsam. „Es ist bereits länger her, dass ich sie gesehen habe. Glücklicherweise."

„Das kannst du laut sagen.", murmelte Eleya. Sie verspürte das Bedürfnis, ihre Arme um sich zu schlingen, unterließ es jedoch. Es wäre wenig professionell, dachte sie, während sie ein Schauer überlief, durch den Gedanken an damals.

„Wieso?", fragte Kaede.

Eleya zögerte. Irina ahnte, wie ihr war.

„Hätte ich sie früher wiedergetroffen, wäre sie nun vermutlich tot.", sprach Eleya es schließlich aus. Ihre Stimme zitterte ein wenig.

Ein Keuchen ging durch die Klasse.

„Wie... wie ist das möglich, du bist in unserem Alter!", keuchte Maehara.

Die Agentin sah zu Boden. „Ich sagte doch, dass meine Ausbildung sehr speziell war."

„Aber..."

Irina ging dazwischen. In diesem Fall war ihr ihr Ruf, nahezu unbesiegbar zu sein, egal. Sie war sich nicht zu stolz, um zuzugeben, dass jemand, besonders Eleya, stärker als sie war. „Es stimmt. Sie hätte mich damals schon töten können." Ihre Stimme war ungewohnt ernst. Es war eine Seite von ihr, die die Schüler noch gar nicht kannten. „Sie hatte die Chance dazu. Bei der nächsten Gelegenheit hätte sie vielleicht nicht mehr so gnädig handeln können. Es war pures Glück, dass die Umstände so waren, wie sie waren. Wäre es anders gelaufen, wäre ich nun tot."

Blicke richteten sich auf Eleya. Ihre Augenbraue zuckte, als sie Koro-Sensei bemerkte, der im Türrahmen angelehnt fleißig Notizen schrieb.

„Also!", rief Irina, und klatschte ihre Hände zusammen, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Fangen wir an. Eleya, liege ich richtig, dass du noch - oder eher wieder - in New York lebst, beziehungsweise gelebt hast?" Eleya nickte, was Irina zum Grinsen verleitete. „Sehr gut!", flötete diese fröhlich. „Dann hast du bestimmt nichts dagegen, dann und wann auf Englisch mit uns zu reden!"

Proteste erhoben sich vonseiten der Schüler. Eleya zuckte lediglich mit den Achseln.

„Why not. In the end, it's still my mother tongue." („Warum nicht. Am Ende ist es immer noch meine Muttersprache.")

Irina's Grinsen wurde breiter. „That's why I asked. It's the perfect training for the children around here." („Darum habe ich gefragt. Es ist das perfekte Training für die Kinder hier.")

Damit begann der Unterricht. Eleya arbeitete aktiv mit, und Irina band sie in mehrere Konversationen ein, die den Schülern als Beispiel galten. Terasaka spürte, wie die Wut in ihm stärker wurde. Eleya ignorierte seine Blicke, als wäre er gar nicht im Raum. Die in seinen Augen arrogante Ausstrahlung verschlimmerte es. Sie schien so perfekt, dass er es nicht glaubte. Niemand war so begabt, so gebildet in diesem Alter.

Da ist doch etwas faul bei der., dachte er finster, und legte sich seinen ersten Plan zurecht. Wollen wir doch mal sehen, wie gut du bist!


A/N;
Ich weiß, ich melde mich bei diesem Buch vergleichsweise echt selten, aber ich wollte eben über hier einer mir sehr wichtigen Person zum Geburtstag gratulieren! Sie war diejenige, die mich zum Zeichnen und mehreren meiner heutigen Fandoms gebracht hat! Also, alles gute, auch, wenn du es vielleicht nicht so schnell siehst :D
Fukurota

Eleya Barton - Killing the Monster | Avengers/Assassination Classroom CrossoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt