Haru
Es machte Spaß, Vio verlegen zu machen, sehr großen sogar. Sie war süß, wenn sie rot wurde. Und obwohl wir bis jetzt, nicht ein einziges vernünftiges Gespräch miteinander geführt hatten, konnte ich glaube ich behaupten, dass sie es ständig zu werden schien. Rot und Verlegen. Sie war irgendwie verklemmt. Umso erstaunter war ich, als sie mit der Frau, mit den wahrscheinlich verrücktesten Haaren, die ich hier in der Stadt je gesehen habe, zusammen vorgefunden hatte. Sie schienen auf eine Art und Weise vertraut zu sein miteinander, wenn gleich Vio trotzdem reserviert wirkte.
Buttercup war wahrscheinlich ein passender Spitzname für Vio, auch wenn mir Chili Girl fast noch besser gefiel.
Vio knetete ihre Hände neben mir und schien es um jeden Preis vermeiden zu wollen mich anzusehen. Ich wollte nicht, das sie sich Unwohl fühlt neben mir, ganz besonders, weil wir noch über eine halbe Stunde fahren würden.
„Ich",
„Ich wollte",
Lachend hielt ich inne. „Du zuerst." Forderte ich sie auf, doch sie schüttelte nur kurz den Kopf.
„Na schön", Mein Blick fiel kurz zu ihr und ich überdachte meine Frage. „Wenn du noch Zeit gebraucht hättest, hätte ich auch warten können."
„Wir waren schon fertig." Sagte sie nur und schien nicht weiter auf das Thema eingehen zu wollen. Um sie nicht noch verlegener zu machen, fragte ich nicht weiter nach, wer die Frau mit den bunten Haaren war. Sicherlich nicht die Person, mit der sie in die Wohnung ziehen wollte, sonst hätte Vio sie mir doch vorgestellt, oder?
„Jetzt du." Forderte ich sie auf.
Unschlüssig schaute sie kurz zu mir herüber und unser Blick traf sich für einen winzigen Moment. Sie quälte eine Art Lächeln auf ihr Gesicht und unweigerlich fragte ich mich, warum sie sich so unwohl zu fühlen schien, mit mir. Es sollte mir eigentlich auch egal sein, solange sie mich nicht feuerte.
„Ich wollte mich nur bei dir bedanken, dafür das ich mitkommen kann." Vios Stimme war sanft als sie sprach und ihre Worte rührten mich irgendwie... Ein bisschen zu sehr.
„Ist schließlich deine Wohnung und wenn deine Designerin schon keine Zeit hat, dann solltest du zumindest mitkommen." Meine Worte klangen abfälliger, als es beabsichtigt war und sorgten dafür, dass sie nicht mehr sprach.***
Vielleicht sollte ich mich entschuldigen? Doch ich brachte es nicht über meine Lippen. Zwei, drei einfache Worte, die die Wogen zwischen uns hätten glätten können. Es ärgerte mich, dass sie nicht einfach sagte, dass die Zeichnungen von ihr waren. Ich verstand das Versteckspiel nicht. Wollte sie mich testen? Herausfordern?
Ihr Handy klingelte nun zum zweiten Mal und wieder drückte sie den Anrufer weg.
„Geh ruhig ran." Meinte ich und hoffte, dass es als eine Art Eisbrecher fungieren würde.
Vio schaltet stattdessen als Antwort ihr Handy aus und schenkte mir einen Blick, der mir signalisierte, dass sie nicht mit dem Anrufer sprechen wollte.
„Entschuldigung."
„Entschuldige dich nicht ständig." Meine Worte sollten sie locker machen, doch sie schien wieder verunsichert zu sein.
„Wie alt ist er eigentlich?" Durchbrach ihre leise Stimme das Schweigen, als wir bereits die Einfahrt zu unserem Ziel durchfuhren. Ihre Hand lag ruhig auf Sugars Kopf, der zufrieden zu mir hinauf schaute.
„Sugar ist vier. Man hatte mir gesagt, dass er mit dem Alter ruhiger wird, aber anscheinend hat er seinen eigenen Kopf." Sugar schlängelte sich um Vios Beine, nachdem wir ausgestiegen waren. Es schien sie gar nicht zu stören, den ihre Hand legte sich wie selbstverständlich um seine Leine. Schmunzelnd beobachtete ich die beiden kurz, die in ihrer eigenen Welt zu sein schienen.
Stolz marschierte Sugar voraus, in das offene Lagerhaus, das einst ein Flugzeughangar gewesen ist. Meterhoch stapelten sich Hölzer, antike und weniger alte, zwischen einzigartigen Funden. Es war fast schon eine Art Schatzkiste, in die man richtig abtauschen musste, um etwas zu finden, nachdem man vielleicht noch gar nicht gesucht hatte.
„Roy?"
Ein kahler Kopf streckte sich aus einem noch verpackten Haufen Treibholz. Seine Haut war von der Sonne gebräunt und tiefe Falten zogen sich durch das sonst so jung wirkende Gesicht, das ein breites Lächeln zierte.
„Du bist aber früh dran." Begrüßte mich der Mann und legte seine riesigen Pranken um mich. „Die Lieferung ist gerade erst angekommen." Sein Wachsammer Blick glitt zu Vio, die unentschlossen hinter mir stehen geblieben war.
„Das ist Vio." Ich war mir nicht sicher wie ich sie weiter vorstellen sollte, also erwähnte ich nur, dass wir für ihre Wohnung etwas suchten.
Roy warf mir einen verblüfften Blick zu, führte uns dann aber in den hinteren Bereich seines Lagers.
„Du kennst dich ja aus. Ich pack so lange die anderen Sachen aus, vielleicht ist da für euch zwei noch etwas dabei."
Roy war kein Mann der großen Worte, was vielleicht auch gar nicht so schlecht war. Vio schien zumindest etwas entspannter, nachdem er zwischen den Holzhaufen verschwunden war.
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Sommergewitter Regen
RomanceManchen Menschen begegnet man ein einziges Mal im Leben, anderen sieben Mal in drei Tagen. Ein flüchtiger Blick, ein Lächeln, nicht mehr als ein paar wenige Worte. Und doch reicht eine einzige Begegnung aus, um ein ganzes Leben zu verändern. *** „Er...