04 | PFLANZEN UND GÄNSE.

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Ἐγγὺς μὲν ἡ σὴ περὶ πάντων λήθη, ἐγγὺς δὲ ἡ πάντων περὶ σοῦ λήθη.
     Bald – und du hast alles vergessen. Bald – und alles hat dich vergessen.

DER HIMMEL STEHT in Flammen, als ich mich träge durch das Fenster in mein Zimmer schiebe

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DER HIMMEL STEHT in Flammen, als ich mich träge durch das Fenster in mein Zimmer schiebe. Meine Finger und Füße sind taub, an meiner Hose klebt Sand und meine Jacke funkelt noch immer leicht in der Morgensonne. Ich weiß nicht, wie lange wir letztendlich am Strand waren. Wie lange wir am Wasser entlang gerannt sind, um uns etwas aufzuwärmen, bis wir uns in die verlassene Waldhütte zurückgezogen haben.

     Unser Dorf ist verschlafen, morgens und abends. Die Sonne scheint hier niemanden aufzuwecken, hat kaum Einfluss auf das alltägliche Leben. Oder zumindest sieht man nie jemanden. Und kaum einer durchstreift das Wäldchen, sodass unsere Decken und die kleine Feuerstelle zum Glück noch immer dort lagen, wo wir sie zurückgelassen haben. Wobei letztere durch den Regen wenig Hilfe war.

     Aber nichts geht über die Wärme im Haus meiner Eltern.

     Zitternd beginne ich, mich aus meinen durchtränkten Klamotten zu schälen. Die Gardinen tanzen im beständigen und stechenden Wind, bis ich das Fenster schließe. Der Regen hat kurz nach unserer Ankunft am Wasser aufgehört, der Boden vor meinem Fenster ist trotzdem durchnässt. Ich wische die Reste der Pfütze mit einem alten Oberteil auf, das schon länger nur noch als Lappen benutzt wird.

     Dumpf höre ich das Klappern von Geschirr und die leisen Stimmen meiner Eltern. Müde starre ich auf mein Handy, brauche lange, um die Buchstaben und Zahlen zu verstehen. Vier neue Nachrichten von Caspar, alles Sprachnachrichten. Drei alte Nachrichten von Emilian, in denen er mir tatsächlich seinen Plan für die vergangene Nacht unterbreitet hat. Ein verpasster Anruf von Pa um acht Uhr siebenundzwanzig.

     Jetzt ist es kurz vor neun.

     Ich lasse mein Handy auf dem Nachttisch liegen, schlurfe ins Bad. Meine kalten Finger lasse ich über mein Gesicht wahren, aber die Müdigkeit können sie nicht vertreiben. Mein gesamter Körper ist kalt und ich schaudere, während ich mich aus meinen Klamotten schäle, sie sorgfältig über die Heizung hänge.

     Nach einer heißen Dusche sitzt mir die Müdigkeit noch tiefer in den Knochen, aber mein Hunger ist größer. Mit langsamen Schritten stolpere ich die Treppe hinunter, ziehe mir im Laufen noch einen Pulli über, weshalb ich die letzten Stufen beinahe übersehe. Hestia sitzt auf dem Fensterbrett im Flur, starrt mich aus ihren dunklen Augen neugierig an, zuckt mit dem Schwanz. Ich ignoriere die rote Tigerkatze. Wir kommen nicht sonderlich gut miteinander zurecht.

     Ich habe keine guten Erfahrungen mit Katzen gemacht und war dementsprechend wenig begeistert, als Caspar mit Tofu zwei Tage nach meinem Einzug nach Hause kam, obwohl er versprochen hatte, nicht zum Tierheim zu gehen. Aber Tofu brauchte dringend ein Zuhause und Caspar kann man keinen Wunsch abschlagen.

DER FINNE UND DER GRIECHEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt