Kapitel 5

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„Ich hasste Maxi für alles was er mir antat, genau aus diesen Gründen könnte ich Nerv nicht helfen.
Das einzige was meine Egoistische Persönlichkeit wollte, war Rache gegenüber Maxi."

Vivienne's Sicht:

Mit einem ehrlich gemeintem Lächeln, begann ich das Telefonat.
„Hey, wie geht es"-
„Den Teil überspringen wir jetzt gekonnt! Ich habe gute Neuigkeiten", unterbrach sie meine Frage nach ihrem wohlergehen.
„Ich habe eine schöne Wohnung in Grünwald gefunden und besichtige diese am Wochenende", quiekte sie in das Telefon.
Ich freute mich unheimlich, denn endlich wurde unser Plan in die Realität umgesetzt.
Wir hatten nun beide die Chance von neuem anzufangen.
„Das ist großartig!", erfreute ich mich mit ihr zusammen.
„Ich rede Morgen direkt mit meinem Onkel, dass du solange bei mir bleiben kannst", bot ich ihr an und verabschiedete mich schlussendlich, bevor ich in mein Bett verschwand und versuchte einzuschlafen.
Der Gedanke Florentine wieder in meinem Leben begrüßen zu können, war wirklich wundervoll.
Florentine könnte niemals den Platz von Lelia einnehmen, das stand fest.
Sie war eher wie die große Schwester die ich nie hatte.
Ich behandelte Lelia besonders in den letztens zwei Tagen nicht gerecht, dennoch hielt sie zu mir und ließ mich nicht fallen. Womit ich das verdiente, wusste ich um ehrlich zu sein auch nicht.

„Bist du fertig?", platzte Hadschi am Morgen in mein Zimmer.
„Du liegst ja noch im Bett! Wir müssen in Zehn Minuten aufbrechen!", schrie er lauthals in mein Zimmer und zog mir anschließend die Bettdecke weg, welche ich mir eben über den Kopf zog.
Entweder Realisierte ich nicht dass ich drauf und dran war zu spät zukommen oder meine Laune war am entsprechenden Tiefpunkt. Es könnte eine gute Mischung aus wohl möglich beidem sein.
Es war schließlich die erste Nacht seitdem ich mich wieder in Grünwald aufhielt, die ich wieder seelenruhig durchschlief.
Ich schleppte mich schlussendlich aus dem Bett und zerrte meinen Koffer unter dem Bett hervor.
Ich hatte noch immer nicht die Zeit und Laune gefunden um meine ganzen Klamotten in den vorgegebenen Schrank einzuräumen.
Schlussendlich zog ich ein graues T-Shirt heraus und eine schwarze Jeans, welche mit Rissen verziert war.
Ich schlich mich ins Bad und putzte noch einmal meine Zähne, wenn ich aufgrund des Zeitdruckes schon nicht meiner Körperpflege zum Morgen nachgehen konnte.
Mit meinem Kamm ging ich ganz locker durch meine Haare und merkte, dass die Entscheidung diese schulterlang zu schneiden eine äußerst gute Idee war.
Es war viel einfacher und umgänglicher, die Haare einfach offen zu tragen anstatt jeden Tag irgendwelche Frisuren auszuprobieren.
Ich setzte noch eine Beanie-Mütze auf um meinem Aussehen den letzten schliff zu geben.
In Windeseile tätigte ich vor dem großen Badezimmerspiegel mein Make-Up und ging anschließend nach unten.
„Du kommst zu spät zum Unterricht", stand mein Onkel mit verschränkten Armen vor der Brust in seinem Eingangsbereich.
„Aber ich gehe zur Schule", grinste ich ihn an, lief einfach an ihm vorbei und riss die Tür zur Garage auf.
„Immerhin", lief er mir schnurstracks hinterher.

Der Unterricht begann bereits vor Fünfzehn Minuten und der Schulhof, den ich überqueren musste war wie leergefegt. Abgesehen von den Unterstufen, welche Fototermin hatten und allesamt gefälscht in die Kamera lächelten.
Ich erkannte Nerv, Maxi's jüngerer Stiefbruder und ebenfalls Teil der wilden Kerle.
Er stand am Rande des Geschehnisses und bemerkte mich relativ schnell.
„Was hast du hier eigentlich verloren?", schrie er und rannte holprig auf mich zu.
„Was ist denn los?", wollte ich wissen und senkte meinen Kopf um ihn ins Gesicht blicken zu können.
„Dreifach geölter Fußnagelpilz! Warum bist du überhaupt abgehauen?".
Meinte er wirklich mich?
Ich hatte nie eine wirkliche Bindung zu Nerv, er war der Mädchen verachtende kleine Bruder meines Ex-Freundes. Er existierte einfach ohne sämtlichen Kontakt zu einander. Er war zudem damals gerade einmal Zehn und noch ein völliges Kind.
„Was meinst du denn, Nerv?", tastete ich mich vorsichtig an seine Frage.
„Du hast alle im Stich gelassen! Wegen dir kam Maxi nicht einmal mehr zum Training! Wir waren eher befeindet mit ihm als befreundet und daran bist nur du Schuld!", schrie er und kochte fast über vor Wut.
Er war wütend weil sein großer Bruder jeglichen Kontakt zu anderen vermied, aber kannte die ganze Geschichte wahrscheinlich nicht.
Er war zu Jung um meinen, als auch Maxi's Gedankengang nachzuvollziehen. Ich hasste es Maxi auf diese Weise in Schutz zu nehmen, da ich den Ratschlag von Lelia
befolgen wollte und nur noch mit Wut und Hass auf ihn hinabblicken wollte.
Natürlich, konnte Nerv nichts dafür nicht dass ihn keiner exakt aufklärte und diesen Part werde ich mit Sicherheit nicht übernehmen.
„Es ist nicht meine Schuld. Ich bin gegangen weil ich es musste".
„Achja?! Warum ist Maxi dann immer noch in dich verliebt?!", völlig hemmungslos warf er mir diese Worte an den Kopf ohne groß darüber nachzudenken was er da eigentlich sagte.
„Maxi und ich sind getrennt, Nerv. Er hat eine neue Freundin und ist glücklich", getraute ich mir die Worte über meine Lippen. Der Schmerz saß noch immer tief und diese Einsicht auszusprechen tat um einiges mehr weh.
„Du hast nur Schiss!".
Wovor sollte ich denn bitte Angst haben?
„Seit dem du wieder da bist, verhält er sich genauso wie am Anfang als du weg warst!", kam es aus seinem oftmals zu vorlautem Mundwerk.
„Ich muss wirklich zum Unterricht, ich bin schon viel zu spät dran", sagte ich ihm und klopfte ihm im vorbeigehen nochmals auf die Schulter.
Ich wollte mir darüber keine Gedanken oder falsche Hoffnungen machen.
Das was passierte, wird er nie wieder Rückgängig machen können, geschweige denn ihm verzeihen können.
„Ich will doch nur meinen Bruder zurück, verstehst du das denn nicht?", rief er mir hinterher, als ich maximal drei Meter entfernt von ihm war.
Seine Worte taten mir unheimlich weh und am liebsten würde ich Nerv trotz seiner Vorwürfe und meiner abgestumpften Gefühlslage helfen wollen. Aber es ginge nicht und mein derzeitiges Gefühlschaos würde es ebenfalls nicht zulassen wollen. Es war bereits ein Wunder dass ich mit ihm sprach, ohne meine schlechte Laune an ihm abzulassen. Möge es der Fakt sein, dass er geradeso einmal Zwölf war und mein Allgemeinwissen es forderte dem kleinen gegenüber nicht pampig zu sein.
„Mir sind die Hände gebunden, entschuldige".
Mehr konnte ich für ihn nicht tun.
„Dann geh! Mach das gleiche wie damals!".
Ich lief weiter zum Eingang des Gebäudes und überhörte gekonnt diese Worte.
Ich hasste Maxi für alles was er mir antat, genau aus diesen Gründen könnte ich Nerv nicht helfen.
Das einzige was meine Egoistische Persönlichkeit wollte, war Rache gegenüber Maxi.
Das könnte mir keiner nehmen.

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