Kapitel 7

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„Dieses ganze Mädchen existierte nicht mehr, nur noch eine Schattenversion ihrer selbst."

Maxi's Sicht:

„Ich erwarte nichts mehr von dir und um ehrlich zu sein, habe ich das auch nie", verließ der Satz ihre Lippen.
Dies war der erste Wortwechsel seit zwei Jahren mit dem Mädchen, was ich einst für meine große Liebe hielt.
Sie stand einfach da, so kühl und nicht mehr so Lebhaft wie damals.
Ich liebte damals ihre kluge und schüchterne Art. Vivienne hasste dies, dennoch hielt ich es für eine Eigenschaft die sie ausmachte.
Ihre langen blonden Haare, die sie glatt über ihre Schulter fallen ließ, waren ebenso nicht mehr da.
Dieses ganze Mädchen existierte nicht mehr, nur noch eine Schattenversion ihrer selbst.
Es war schon damals schlimm als ich erfuhr sie hätte Grünwald verlassen, keiner konnte mir sagen ob ich sie jemals wieder sehe.
Ich gestand mir ein den größten Fehler begangen zu haben, denn sie war weg.
Was ich mir mit dem Brief damals Gedacht habe? Um ehrlich zu mir selbst zu sein, ich hatte all das nicht durchdacht.
Ich merkte schnell, ich hätte ihr beistehen sollen. Stattdessen war ich ein Feigling und brach mir, sowie ihr das Herz.

Rückblende :
Wie erschlagen von den letzten sechs Monaten, saß ich vor Juli, mein letzter Anhaltspunkt.
Er war Derjenige, der Vivienne zuletzt sah, als er ihr den Brief reichte.
Er sah grimmig zu mir, verständlich. Schließlich zog ich mich komplett zurück, erschien nicht mehr zum Training und sagte keiner Menschenseele Bescheid.
„Was führt dich denn plötzlich zu mir?", hakte er oberflächlich nach.
„Ich wollte wissen, ob du etwas von Vivienne gehört hast?", huschten mir die Wörter über die Lippen, als wäre es nichts relevantes.
„Sie ist weg", sagte Juli nun trübsinniger und senkte seinen Blick zu Boden.
Wie ein Irrer sprang ich auf, malte mir bereits das schlimmste Szenario im Kopf aus.
„Wo ist sie?", schrie die pure Verzweiflung aus mir heraus.
„Keiner weiß das so richtig. Hadschi ist der einzige und der rückt mit der Sprache nicht raus".
„Du bist Huckleberry! Du findest sie bestimmt!", sah ich Juli flehend an und merkte wie all der Kummer den ich unterdrückte, mich von innen langsam zerfraß.
„Keine Chance. Sie ist aus Grünwald gegangen, jedoch offensichtlich allein denn ihre Familie lebt noch hier".
Mein Kopf dröhnte, es kamen Gefühle, Sorgen und Schuldbewusstsein in mir auf.
Meine Liebe zu ihr verschwand nie. Ich ließ sie gehen, damit sie sich erst einmal auf sich konzentrieren konnte. Ich wollte sie niemals für immer frei lassen.
Ich merkte an dem Tag, an welchem sie den wahrhaftigen Grund erfuhr weshalb ihr Vater starb, dass sie auch zeitgleich ihre Mutter gehen ließ.
„Ich muss sie finden!".
„Weil dir aufgefallen ist was du verbockt hast und genau weißt sie hätte das wie immer durchgehen lassen?", hielt er mir die Tatsache vor Augen.
Ich wusste wir fanden immer einen Weg zusammen, dennoch ignorierte ich den Fakt, dass immer ich den Mist produzierte und sie mir alles verzieh.
Total in meinen Gedanken abgeschweift, gab ich Juli wohl möglich die Bestätigung auf seine Aussage.
„Sie musste irgendwann einen Schlussstrich ziehen. Schließlich warst du Derjenige der es beendet hat".
„Wie kannst du ihr Recht geben? Sie war dir wichtig und du hast nicht einmal die leiseste Ahnung wo sie steckt!", schrie ich und wollte am liebsten die Zeit zurückdrehen.
„Weil ich mir vorstellen kann, dass es ihr jetzt besser geht. Ich halte an dem Gedanken fest. Sie hat sich ihr Glück verdient".
Juli behielt Recht. Sie hatte sich Glück verdient.
Ich wollte nicht daran denken sie endgültig verloren zu haben, dennoch trat genau das ein.
Der einzige Gedanke der mich aufatmen ließ, war der dass es ihr hoffentlich gut ginge da wo sie jetzt war und genau an diesem Ort ihr Glück findet.
Vielleicht wurde sie an einer schicken Schule angenommen, die ihr zu ihrem Traumstudium verhilft, hat eine tolle Unterkunft und lernt neue Menschen kennen, die ebenso wie ich und die anderen es wollten, immer für sie da wären.
Allein dieser Gedanke, gab mir wenn auch nur für einen kleinen Moment inneren Frieden.
...
Ende der Rückblende

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