Valeria:Es ist ein Morgen wie jeder andere. Grau, düster und zum Scheitern verurteilt.
„Valeria, beeil dich!"
Was sage ich?
„Die Schule wartet nicht und ich muss zu einem dringenden Meeting", schreit eine unglaublich nervtötende Stimme von unten und zwar keine andere, als die von meinem Dad Leo. Vierzig Jahre alt. Geschäftsmann. Alleinerziehend und hoffnungslos überfordert.
Ach ja und....seine Meetings waren schon immer alle dringend und wichtig.
Vor Zwei Jahren habe ich in seinem Arbeitszimmer weißes Pulver auf dem Schreibtisch entdeckt. Sein Statement dazu war nahezu erbärmlich. „Magnesium", meinte er damals. Seine blutunterlaufenen Augen haben mir etwas anderes erzählt.
Ich lebe in Mexiko City und gehe auf eine der angesehensten Elitès. Das Magnesium das ich bei Dad gefunden habe, hängt an den Nasen meiner neureichen, privilegierten Mitschüler. Und zwar an jedem Einzelnen. Egal ob Barbie oder Ken.
Die Perfekten. Nach außen hin zumindest.
Ob ich da nicht auch dazu gehöre?Nein. Das heißt..irgendwie schon, zumindest was den Teil unserer kaputten Seelen betrifft. Ansonsten gibt es da nicht sonderlich viele Gemeinsamkeiten.
Diese Leute lieben Prestige, Autos und Designerhandtaschen. Das Allerschlimmste ist jedoch ihr Charakter. Sie sind erbarmungslos und widerlich.
„Jaja, ich komme schon", erwidere ich mürrisch.
Auf dem Weg nach unten steigt mir ein Schwall von dem ekelhaften Parfüm meines Bruders Ricardo in die Nase. Ich rümpfe sie.
„Wie siehst du denn aus Schwesterchen? Ich glaube du hast vergessen dir die Haare zu kämmen."
Sein höhnisches Lachen löst einige Gefühle in mir aus, zum Beispiel würde ich gerne meine Faust in seinem Gesicht spüren.
„Und ich glaube, du hast vergessen deinen Kopf solange in die Kloschüssel zu halten, bis kein Mist mehr rauskommt", entgegne ich ihm und setze mich ans andere Ende des Tisches.
„Es reicht Val, du sollst nicht so mit deinem Bruder reden."
Ich rolle mit den Augen. Klar, aber er schon oder wie?
Ricardo ist schon immer Dad's absoluter Liebling gewesen. Der Vorzeige-Sohn schlecht hin. Der beste Sportler in seinem Jahrgang und der Schwarm aller Mädchen.
Allerdings herrscht in seinem von Locken und Teddybär-Augen geschmückten Kopf mittlerweile nichts mehr als Leere und etwas Dope.
Er gehört seit Kurzem zu ihnen. Zu den V's, wie ich sie nenne. Den Verseuchten. Verseucht von geschmiertem Reichtum.
Ich betrachte ihn, während ich mir eine Gabel Rührei in den Mund schiebe.
Er ist nicht immer so gewesen, erst als Mamà an einem plötzlichen Herzinfarkt starb.
Das Ganze ist drei Monate her und fühlt sich nach wie vor so an, als hätte sie durch ihren Tod all das Gute und Schöne dieser Familie mit sich genommen. Es fühlt sich nicht nur so an, es ist so. Sie war der leuchtende Stern unter uns und seitdem sie weg ist, herrscht Dunkelheit.
**
Als wir aus Dad's Auto steigen und Richtung Schuleingang laufen, rennen wir direkt in das Verderben, das sich Ric's Clique schimpft.
„Ey Ric, vergiss nicht heute Abend zwanzig Uhr." Juan löst seinen Blick von meinem Bruder und lässt ihn in Zeitlupe über meinen Körper schweifen. Seine Augen fressen mich fast auf und ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich diesen Typen hasse. Er flankt alles weg, was Brüste hat und sein makelloses, markantes Gesicht sieht auf perfide Weise fast schon unnatürlich aus. Er hat die perfekte, sonnenabgeknutschte Haut und die tiefschwarzen Haare fallen ihm genau an den richtigen Stellen ins Gesicht. Seine blauen Augen leuchten heller als ein klarer Sommerhimmel und sein harter Oberkörper spannt bei jedem Atemzug unter seinem Shirt. Ich sage ja, ich hasse ihn.
Keine Ahnung, was er neuerdings von mir will. Allerdings sind mir seine scannenden Blicke, die jedes mal auf mir haften wie Blei, schon länger aufgefallen.
Nichtsdestotrotz, er ist ein Arschloch. Das größte auf diesem Planeten. Die höchste Version eines Fckboys.
Nichtsdestotrotz fühle ich mich jedes Mal, wenn er mich so ansieht, als hätte ich Fieber, weil mir so heiß wird, aber das ignoriere ich. Gekonnt.
DU LIEST GERADE
he saved me
Storie d'amore„Ich bin nicht der, für den du mich hältst." „Ich weiß, du bist schlimmer."- Valerias Leben ist das Gegenteil von perfekt, aber als ihre Mutter plötzlich an einem Herzinfarkt stirbt, scheint Alles nur noch wie in einer Abwärtssp...