kapitel 4

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Hieronymus betrat hinter Alex die Bank. Es war Zeit, sich das Geld auszahlen zu lassen, was sie über die letzten paar Jahre durch Schmuggel und Verkauf von Badeenten verdient hatten. Zusammen wollten sie sich einen Mähdrescher kaufen und einen Roadtrip durch Franz-Josef-Land machen.
Alex hatte Rosamunde im Arm, ein Skelett, welches beide am Vortag auf dem örtlichen Friedhof ausgebuddelt hatten. Hieronymus verschränkte seine Finger mit Rosamunde und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Danach schlug Alex Hieronymus auf den Arsch, während dieser laut "Yeeeeehawww" schrie.

Alle Köpfe innerhalb des Bankgebäudes drehten sich verwundert zu ihnen. Von irgendwo her ertönte ein weiteres, etwas leiseres "yeehaw".
Sofort kam ein Angestellter zu dem Schalter, an dem Alex und Hieronymus warteten. Er lief grün an wie Mike Glotzkowski aus "Die Monster AG".

"Was wollen die Herren denn?", fragte der Angestellte.
"Wir wollen alles ausgezahlt haben, Babe", sagte Alex und lehnte sich auf den Tresen.
Der Angestellte lutschte angestrengt an seinem Flutschfinger-Eis, welches er aus der Hosentasche seines Kollegen gefischt hatte.
"Ich weiß nicht...", fing er an, bevor jemand den Feueralarm auslöste, da Alex' Ohren schon wieder anfingen, zu rauchen. Kurz nahm Hieronymus die Zigarette aus der Hörmuschel seines Freundes und löschte den Funken. Der Alarm verstummte.

Seufzend gab der Angestellte nach und führte Alex und Hieronymus zu ihrem Tresor.
Der Weg war lang und kompliziert, sodass sich beide mit dem Tragen von Rosamunde abwechseln mussten. Schließlich standen alle vier vor der schweren Eisentür und warteten, dass sie aufging.
Hieronymus nahm Rosamundes Hand, schüttelte sie vor Aufregung und schlug sie dem Angestellten ins Gesicht.

Dann war die Tür offen. Alex und Hieronymus erschraken. Rosamunde kippte um. Der Angestellte fiel in Ohnmacht.
Im Tresor lag nichts als ein Dreirad.

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Henry war mal wieder spät dran. Sein City-Sightseeing-Bus, mit dem er jeden Tag zu seinem Job als Basketball-Club-Maskottchen pendelte, fuhr in zwei Minuten ab. Bis dahin musste Henry über einen Fluss, an einem Kindergarten vorbei und durch die Küche eines Burger Kings.
Es lief alles gut, er ertrank nur dreimal fast und musste nur 37 Kinder treten. Dann kam Henry zum Burger King.

Keuchend blieb er stehen. Polizeiautos und Polizisten versperrten ihm den Weg. Vor ihm wurde ein neonorange-pinkes Band ausgerollt, danach sah er den Sightseeing-Bus abfahren und schmiss sich vor Verzweiflung auf den Boden.

"Bruda weist du eig, was du gerade gemacht hast?!", schrie Henry einen der Polizisten an. Dieser rülpste nur und drehte sich dann wieder um, um Fingerabdrücke von einem halben Burgerbrötchen zu nehmen.

Frustriert riss er die Türklinke des Burger Kings heraus und stapfte dann breitbeinig weiter. Jetzt musste er auch noch zur Arbeit laufen. Henry fand das durchaus erniedrigend.

Doch weit kam er nicht. Zwei Straßen weiter hatte sich eine weitere Traube an Menschen gebildet, diesmal um einen Springbrunnen herum. Ein Dude saß mit Schwimmflügeln bekleidet auf einem der wasserspeienden Schnabeltiere und hielt eine Rede. Oder zumindest sah es danach aus.
Bei näherer Betrachtung konnte Henry jedoch erkennen, dass der Dude gerade Kartentricks vorführte. Henry war durchaus fasziniert und starrte den Dude mit offenem Mund an, bis ihm sein eigener Speichel auf das gefakte Hugo-Boss-T-Shirt lief.

"He du!", rief jemand.
Hastig sah Henry auf und wischte sich den Sabber weg.
Der Kartendude sah ihn durch die Blümchen-Sonnenbrille eindringlich an.
"Ich spüre...", er fächelte sich Luft zu und schloss die Augen, "du möchtest auch eine Runde spielen!"
Jemand rülpste.
"Schulz!"
Das Dach eines Hauses bekam Flügel und flog weg (zu viel Red Bull getrunken).
"Vallah Bruda, das lass ich mir doch nich zweimal sagen!", erwiderte Henry und kämpfte sich durch die Menge.

"Mit was möchtest du wetten?", fragte der Dude.
"Diggah denkst du, ich bin reich? Ich bin n scheiß Geringverdiener bro!"
Dann zog Henry seinen BH aus und legte ihn zusammen mit Carsons Vape auf den Arsch des Schnabeltiers.
"Geht das klar Bruda?"
"Aaaabsolut.", meinte der Fremde, und begann, die Karten zu mischen.

Was ein Hund, dachte sich Henry. Sein Gegenüber trug ein Kilt (keine Ahnung, wie man die Scheiße schriebt lol), eine silbern-spiegelnde Daunenjacke, Ballerinas und einen Adventskranz als Kopfbedeckung. Henry fand dies nicht suspekt. Er vertraute dem Dude und freute sich auf ein faires Spiel.

Der Dude legte drei Karten vor Henry aus. In der Mitte lag die Pik-Dame, rechts und links jeweils eine zehn.
"Merk dir, wo die Dame ist", flößte ihm der Typ ein, dann drehte er die Karten um und begann, ihre Positionen (😏) zu vertauschen.

Zuerst kam Henry noch gut mit. Die Königin ging zuerst nach links, dann wieder in die Mitte, dann wieder nach links. Das Spiel wurde schneller, doch Henry hatte die Dame fest im Blick. Rechts, Mitte, Mitte, links, Mitte, rechts, links. Der Dude schaute nahm die Hände weg und schaute Henry in die Augen.
"Wo ist sie?"
Henry deutete auf die linke Karte.
"Links sagst du?"
Der Dude seufzte.
"Tja. Leider war sie das nicht."
Die Karo-Zehn glotzte Henry an wie das Kind, was er gestern babysitten musste.

"Digga das is Betrug!"
Erschrocken von Henrys Tonfall fiel der Dude fast vom Schnabeltier runter in das dreckige Springbrunnen-Wasser.
"Möchte jemand anderes sein Glück versuchen und diesem Jüngling zur Hilfe eilen?", rief der Typ in die Menge.
"Es war die Karte in der Mitte!", ertönte eine random Stimme von irgendwo.
Mit Bedauern deckte der Dude aich die zweite Zehn auf.

Ein Raunen ging durch die Menge.
"Betrüger!"
"Taschendieb!"
"Scheiß Geringverdiener!"
Zwei Minuten danach hatte sich die Traube aufgelöst, bis nur noch Henry und der Dude am Springbrunnen saßen.

Henry packte ihn am Kragen der Daunenjacke.
"Bruda, du hörst mir jetz mal zu. Die Vape, die war nich von mir sondern von nem Bro von mir. Ich bin tot vallah ich sags dir!"
"Jetzt mach mal halblang", meinte der Andere und deckte auch die dritte Karte auf. Ein Pik-Ass.
Henry kippte die Kinnlade herunter. Das war er. Der Beweis für Magie.

"Du kriegst dein Gerümpel wieder, sowas brauch ich sowieso nicht"
Er schob Henry den Stapel zu.
"Ich bin Trickbetrüger, Bursche!"
Henry zog seinen BH wieder an.
"Und ich habe ein Opfer gebraucht!"
Er verstaute Uhren, Armbänder und Handys in einer Hustensaftflasche.

"Du hast Talent, Bruda", meinte Henry.
"Und ich kenne jemand, der das richtich einsetzen kann."

Oceans dreizehn nur dummWo Geschichten leben. Entdecke jetzt