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Skurrile Rückkehr

Die Cafeteria war gross und dreckig. Es gab kein einziges Fenster, weshalb ich nicht wusste ob ich zu Mittag ass oder Abend. Ich hatte hier noch keinen Raum gesehen, in dem sich ein Fenster befand. Die anderen Frauen assen in Gruppen ihr Essen. Sie unterhielten sich über ihre Kunden, als ob das ein ganz normales Geschäft wäre. Während ich alleine an einem Tisch sass und mein Blick durch die Leute schweifte, versuchte ich das, was sie hier als Essen verkauften - das zu jeder Mahlzeit, dasselbe war - herunter zu würgen. Es fiel mir extrem schwer. Immer wieder kamen die Bilder von den letzten Tagen in mir hoch. Ein eiskalter Schauer durchfuhr mein Rückgrat und ich schluckte den letzten Bissen herunter. Ich wollte gerade meine Sachen zusammenpacken, um sie dem Abwaschdienst zu bringen, als mich jemand an der Schulter berührte. Augenblicklich zuckte ich zusammen und wollte bereits ausholen, um die Person zu schlagen. Leider wich diese meiner Hand aus und sagte: „Wohooow. Ruhig! Du musst mich doch nicht gleich schlagen!"

Es war eine junge Frau, die etwa dieselbe Grösse hatte wie ich. Ihre blonden gewellten Haare gingen ihr etwa bis zur Brust. Das dezente Make-Up, brachte ihre grünen Augen zum Leuchten. Man konnte sagen, sie war wunderschön. Aber warum arbeitete sie denn hier, wenn sie sicherlich irgendwo eine Modelkarriere starten könnte.

„Hallo?!?! Hörst du mir überhaupt zu?", fragte mich dieselbe Stimme und riss mich somit aus meinen Tagträumen. „Emh... Sorry... War gerade in Gedanken. Was hast du gesagt?", fragte ich leise, in der Hoffnung sie hätte mich nicht verstanden und ich könne weitergehen. Falsch gedacht. „Ich habe dich gefragt, wie du diesen Frass runterbringst? Willst du ein Geheimnis hören? Ich besorge mir von anderswo mein Essen. Das was sie uns hier geben ist total ekelhaft. Ach übrigens ich bin Jenna.", quasselte sie los. Ich wollte mich schon umdrehen und einfach in mein Zimmer laufen, aber da hatte ich die Rechnung ohne die junge, hübsche Dame gemacht. Sie packte mich am Arm und zog mich mit sich. Perplex folgte ich ihr und sie führte mich in ein Zimmer, welches ich als ihren Schlafraum vermutete.

„Setz dich doch! Ich geh nur schnell etwas holen.", sagte sie und ging in ihr Bad. Das war auch etwas, was es in London nie so gab. Klar gab es Bäder und Toiletten, aber das waren alles Gemeinschaftsduschen und Toiletten. Hier hatte jede ihr eigenes Badezimmer. Ich setzte mich auf ihr Bett und schaute mich um. Das Zimmer war sehr schlicht gehalten. Auf dem Nachttisch war ein Foto und ein Buch. Der etwas zu klein geratene Kleiderschrank, der überfüllt war mit farbigen Stoffen, war weit geöffnet und liess mir Einblick in ihre Kleidung.

Gerade als ich mich wieder dem Nachttisch widmen wollte, kam Jenna mit einer Schüssel auf mich zu. Grinsend schaute sie mich an und reichte mir eine Gabel. Sie wollte mir auch die Schüssel reichen, als plötzlich ein panisches Stimmengewirr durch die Zimmertür drängte. Schnell versorgte Jenna die Schüssel und deutete mir, ihr zu folgen. Ich tat, wie mir gesagt wurde und folgte ihr aus dem Zimmer.

Ich hatte absolut keine Ahnung was mich erwarten könnte, weshalb mein Herz auch anfing schneller zu schlagen. Die Stimmen kamen bedrohlich näher und Jenna fing an zu rennen. Ich tat es ihr gleich und rannte in dieselbe Richtung.

„WO IST SIE?!?!", hörte ich eine männliche Stimme, die aus dem ganzen Stimmengewirr heraustönte. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, aber es hörte sich sehr wütend an, weshalb ich nichts riskieren wollte und einfach weiterrannte. „WO IST JOE?", schrie dieselbe Stimme erneut. Jede einzelne Faser meines Körpers fror ein. Ich blieb abrupt stehen und konnte mich keinen Millimeter mehr bewegen. Entweder es war meine Rettung, oder es war mein Untergang. Egal welche von den Beiden Möglichkeiten es war, ich würde es in einigen Sekunden herausfinden.

Langsam drehte ich mich um und schaute die Schatten an, die an den Wänden umherirrten. Die Stimmen wurden immer lauter und somit auch näher. Mein Herz raste mittlerweile so schnell, dass ich befürchtete, es würde mir bald aus der Brust springen. Und dann sah ich Damon um die Ecke laufen. Und er sah wütend aus.

Bad GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt