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Rache ist süss

Zuhause sprang ich sofort mit meinen Kleidern unter die Dusche. Zu meinem Glück war niemand da. Während ich versuchte diesen braunen, ekelhaften Schleim aus meinen langen Haaren zu bekommen, überlegte ich mir, wie ich es ihm heimzahlen konnte. Danach zog ich mir frische Sachen an. Ich hatte jetzt keine Zeit mich frisch zu schminken, also trug ich nur ein wenig Mascara auf.

Mit noch immer nassen Haaren, setzte ich mich in meinem Wagen. Die Decke hatte ich natürlich auf der Stelle in den Wäschekorb geworfen. Mit quietschenden Reifen fuhr ich los, direkt ins nächste Einkaufszentrum.

Etwas ruhiger schlenderte ich an den Regalen vorbei und suchte etwas Passendes für meine unvermeidlich böse Rache.

Und wenn ich böse sage, meine ich so verletzend, dass er nie wieder ans Tageslicht will!

Meine innere Stimme lachte in sich hinein. Also übertreiben wollten wir es nicht. Wenn er nicht mehr aus seinem Haus käme, könnte ich ja seinen Untergang nicht erleben.

*

Vollbepackt mit Sachen aus denen man schmerzvolle oder auch ekelhafte Dinge machen konnte, stand ich an der Kasse an. Danach entschied ich mich noch etwas zu trinken und würde dann direkt Selena abholen, da ich heute früher aus hatte.

Ich ging also in ein kleines Kaffee und bestellte mir einen Latte, dazu noch eines dieser leckeren Croissants und setzte mich dann an einen freien Tisch. Gedankenverloren schaute ich aus dem Fenster. Als jemand meinen Namen sagte schaute ich verwundert auf.

„Johanna? Bist du das?", fragte er. Als ich erkannte wer er war, musste ich lächeln. Sein Name war Jeremy-Harold Holmes der Dritte, aber wir nannten ihn alle nur Jerry (Jer = Jeremy; ry = Harry = Harold).

Seine Familie war eine der wohlhabendsten ganz Londons, was auch der Grund war, dass er einen ziemlich guten Look hatte. Sein Körper war gut gebaut, er war sehr gross, seine Augen glänzten, sein Wuschelkopf war perfekt gestylt und er hatte zwei süsse Grübchen, wenn er lächelte.

„Was hast du denn mit dir angestellt?", fragte er weiter, ohne mich überhaupt zu begrüssen. Ich schaute ihn grinsend an, während er sich auf den mir gegenüberstehenden Stuhl setzte.

„Hey Jerry. It's a pleasure to see you again.", sagte ich mit meinem britischsten Akzent den ich hatte. „Du weisst, dass ich deutsch spreche.", grinste er mich an. „Ja, aber du kannst genauso gut wie ich Englisch.", entgegnete ich und fügte dann noch an, „Was treibt dich nach Deutschland?"

„Meine Mum ist mal wieder auf Geschäftsreise und da sie niemanden zum ‚Babysitting' hatte, musste ich mit.", sagte er grinsend. „Und was ist mit Schule?", fragte ich neugierig, woraufhin er nur mit einem einfachen „Privatlehrer" antwortete.

Wir redeten noch ein wenig und da wir uns schon so lange nicht mehr gesehen hatten, bot ich ihm an, zusammen Selena zu holen, was er glücklich bejahte. Jerry half mir die Sachen in den Kofferraum zu verstauen und schaute mich fragend an. Verwirrt hob ich eine Augenbraue und schaute ihn mit einem schiefgelegten Kopf an.

„Wozu brauchst du all dieses Zeug?", fragte er während er einen Pack mit Hühnerfedern hervorkramte. Schelmisch grinste ich ihn an und sagte: „Ich bin auf Rache aus." Lachend legte er die Packung zurück und stieg in meinen Opel Corsa OPC. Auf dem Weg erzählte ich ihm was heute in der Schule passiert war und er gab mir noch ein paar geniale Ideen, wie ich meine Rache bekommen könnte.

„JEEEERRRRYYYYYY!!!!!", schrie Selena, als sie in mein Auto stieg. Sie freute sich riesig meinen alten Schulkollegen wiederzusehen und war nervöser als ein mit Koffein vollgestopftes 3 jähriges Kind. Kichernd und gackernd textete sie Jerry zu und ich war froh, als ich ihn bei ihm zu Hause abgesetzt hatte und ich wieder in meinem Zimmer war.

Lange hielt das jedoch nicht an, denn meine Zimmertür wurde hart aufgestossen und knallte somit an der Wand. Ein sturzbetrunkener Josh stand da und sah mich grinsend an. „Deine Mutter kommt später. Koche etwas für mich. Und wehe es ist nicht gut.", sagte er. Ich hob eine Augenbraue und sagte: „Bitte? Du bist ein erwachsener Mann! Koche dir gefälligst selber etwas!"

Langsam kam die Wut in mir hoch und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Sein Grinsen wurde breiter als er auf mich zukam. Reflexartig stand ich auf um mich notfalls wehren zu müssen. Er beugte sich zu mir runter und ich wollte einen Schritt zurückgehen, wobei mich mein Schreibtisch hinderte.

Mein Herz beschleunigte sich als er mir immer näher kam und als er anfing etwas zu flüstern zuckte ich zusammen. „Wenn du mir nicht gehorchst, dann werden dich meine Freunde Mal wieder besuchen kommen. Und glaub mir, du willst nicht wissen, was sie als nächstes tun werden." Die eisige Kälte die von seiner Stimme kam, liess meine Haare zu Berge stehen. „Überlege dir gut, wem du dich widersetzt.", und mit diesen Worten liess er mich, mit einem wild schlagenden Herzen und verängstigt, zurück.

Schnell rannte ich nach unten und warf eine Lasagne in den Ofen. Ich stellte die Zeit ein und legte einen Teller auf den Tisch. Beim Vorbeigehen des Wohnzimmers schrie ich zu Josh: „Sobald es klingelt, nimmst du die Lasagne aus dem Ofen und kannst dann essen." Danach rannte ich wieder in mein Zimmer.

Dort nahm ich Stift und Papier in die Hände und schrieb Rachepläne auf. Während ich mich immer tiefer in meine Planung sank, klingelte auf einmal mein Handy. Ohne zu schauen wer es war, nahm ich ab.

„Hallo?", fragte ich. „Hey Joe. Ich bin's. Chris. Hör mir zu. Was heute passiert ist, war nicht meine Idee.", ich liess ihn nicht weiter sprechen und redete ihm dazwischen. „Oh, Christopher. Hy. Du momentan habe ich gerad' echt keine Zeit. Mein Kumpel ist da und er gibt mir ein paar Tipps wie ich dich fertig machen kann. Frank, do you want another tea?", ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen, denn dann hätte er es mir nicht abgekauft. „Du ich muss Schluss machen, sonst bin ich noch bis Mitternacht auf. Bis morgen. Bye.", und schon hatte ich aufgelegt. Klar, stimmte das alles nicht, aber sollte er sich ruhig ein wenig in die Hosen machen.

Und da ging mir ein Licht auf. Ich hatte einen Plan.

Ich riss das vollgeschriebene Blatt ab und begann einen neuen, viel böseren Plan auszuhecken. Schnell nahm ich mein Handy und rief Jerry an. Nach ein paar wenigen Tut's nahm er ab. „Hallo?", fragte eine verschlafene Stimme. „Hey Jerry. Alles klar? Hör mal, ich habe da so einen Plan, und dafür brauche ich deine Hilfe.", sagte ich.

Während ich ihm meinen Plan erklärte, lief ich in meinem Zimmer auf und ab, so wie ich es eigentlich immer gemacht hatte wenn ich am Telefon war. „Der Plan ist perfekt!", sagte Jerry begeistert. Grinsend antwortete ich mit „Ich weiss." Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie er grinsend auf und ab hüpfte.

„Also dann morgen um 9 Uhr 20 bist du auf dem Schulhof. Und wir treffen uns dann nach der Schule bei dir.", fasste ich noch einmal alles zusammen. Er gab noch ein „Mhm" zurück, danach verabschiedeten wir uns und ich ging ins Bett.

Lächelnd schlief ich mit einem Gedanken ein:

Lasst die Spiele beginnen.

Bad GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt