Der stechende Schmerz, der Sekunden später durch meinen Körper zuckte wie ein Stromschlag, ließ mich erstarren. Ich blickte auf mein Bein, wo ein Glassplitter in der zarten Haut steckte und Blut an der Seite meines Unterschenkels rinnte.
Doch bis auf einen kurzen Augenblick erreichte der Schmerz nicht mein Bewusstsein, denn ich war vollkommen auf den Knall fokussiert, den das Wesen auf dem Dach verursacht hatte. Noch immer hielten Dracos Hände meinen Kopf und Hals umklammert, und mein Ohr lag direkt an seiner Brust. Wir beide atmeten schwer und komplett in Schock, während auch Lucius Narcissa reflexartig abgeschirmt und beschützt hatte.
„Was war das?", fragte ich mit zitternder Stimme.
„Ich weiß es nicht.", Draco ließ mich unwillig los, als ich mich aufrichtete und mich langsam, Schritt für Schritt dem zerstörten Fenster näherte.
„Vorsichtig."
Bella tat es mir gleich, und wir beide schauten aus dem Fenster.
Synchron riefen wir beide aus: „Omg!"
Alarmiert standen nun auch die anderen auf.
Was wir vor uns sahen, schien wie ein Traum. Ein gigantischer Drache lag schweratmend und mit einer schweren Eisenkette um den Hals auf dem Dach des Hauses der Malfoys, sein Kopf ausgestreckt, seine Augen schwach und erlöscht, seine riesigen Krallen unter dem Körper eingeklemmt.
Er hatte Schmerzen, dass konnte sogar ein blinder erkennen, lag verzweifelt da und konnte sich kaum regen. Es tat mir im Herzen weh, ihn so zu sehen. Einem plötzlichen Impuls folgen, schwang ich mich James-Bond-mäßig aus dem Fenster und rutschte das bemooste Dach hinunter, um mich anschließend an einem Dachziegel festzuklammern und mich langsam zum Drachen zu bewegen.
Draco schrie hinter mir, und auch Lucius rief mich nachdrücklich zurück, während Bella und Narcissa nur mit einem geschockten Gesicht das Geschehen beobachten.
„Sarah, bist du irre?! Komm sofort wieder hierher, bitte!", hallte Dracos besorgte Stimme zu mir herüber.
„Er hat Schmerzen, irgendjemand muss ihm helfen!"
„Sarah!! Och weißt du was..."
Ich blickte nach hinten nur um zu sehen, wie Draco es mir gleichtat und sich aus dem Fenster schwang.
„Wenn du das schon machen musst, dann lass ich dich nicht alleine in diese Gefahr."„Draco! Komm! Zurück! Das ist gefährlich", rief Narcissa verzweifelt.
„Es ist ein Stachelbuckel! Er kann Feuer speien!", versuchte es nun auch Bella.
Ich ignorierte die Stimmen, brachte mich in eine sicher gelegene Position und zückte den Zauberstab aus der Tasche meiner High Waist Jeans. Kurz verlor ich die Balance, fing sie jedoch wieder.
Und dann musste ich einfach auf mich selber vertrauen. Ich schloss die Augen und rutschte etwas weiter über die Dachziegel, meine Unterschenkel waren aufgeratscht, doch es war mir egal.
Ich kam dem Drachen ganz nah, und eine Hitzewelle erreichte mich durch einen Stoß seines Atems. Es tat mir im Herzen weh. In seinen Augen spiegelte sich die pure Furcht, er konnte sich nicht verteidigen oder flüchten. Für einige Sekunden dachte ich darüber nach, wie ich ihm helfen könnte, und entschied mich dazu, noch näher an ihn heranzukommen.
Ich hatte einen seltsamen Instinkt, der mir sagte, ihn zu berühren.
Draco warnte mich ein paar Mal, doch meine Gedanken waren wie in Watte gepackt und konnten von außen nicht abgelenkt werden.
Ich legte sanft meine Hand auf seine schuppige Flanke, dann die andere Hand, Schritt für Schritt, und schloss meine Augen.
Ich hatte selber keine Ahnung wozu das führen sollte, und ich war mir auch bewusst, wie bescheuert das von außen aussehen musste, doch ich folgte trotzdem meinem Gefühl.
Und es war unglaublich. Der Moment, in dem ich den Drachen berührte, war der, in dem ich wie in eine andere Welt abtauchte, die Welt seines Körpers. Ich spürte die Stelle, die ihn schmerzte und alle die Punkte, die ihn außer Gefecht setzten und der Grund waren, dass er sich nicht aufrichten konnte.
„Was MACHST du da?", fragte Draco mit einer verwirrten Grimasse und beäugte mich wie einen Psychologen seinen unheilbaren Patienten.
„Ich weiß, wo seine Schmerzen sind. Wir müssen ihn anheben und in der Luft seine Wunden heilen. Hilfst du mir? ",antwortete ich als Gegenfrage.
„Bist du irre? Sobald er wieder im normalen Zustand ist, grillt der uns wie frische Hähnchen!", fieberte er.
Ich verdrehte die Augen und versuchte ihn zu überzeugen: „Er hat solche Schmerzen, Draco! Und was ist die Alternative? Das er weiter einfach auf eurem Dach herumchillen soll? Er ist ja nicht gerade leicht, und ich weiß jetzt echt nicht wie stabil dieses Dach ist!“
Ich warf skeptisch einen Blick unter mich, Draco ergriff meine Hand und klammerte sie mit seiner um einen Dachziegel. Zum Glück hatte ich Boots mit Absätzen an, die mir ein wenig Halt gaben.
„Fein, ich helfe dir. Was ist der Plan?“, gab er nach und mir entwich ein Lächeln.
„Erinnerst du dich an die letzte Stunde in Hogwarts? Das Wutschen und Wedeln?“
„Klar, Objekte fliegen lassen. OBJEKTE. Nicht irgendwelche Stachelbuckel die ein Sturzflug auf das Dach machen...“
Ich deutete wortlos auf die Eisenkette, die dem Drachen schwer um den Hals lag.
„Das funktioniert niemals.“
Meine Güte, so viel Enthusiasmus. Nein, ich wusste es, es würde funktionieren.
Langsam bewegte ich mich zur Schwanzspitze des Drachen, packte die Eisenkette und wickelte sie mit Draco sorgfältig um den Körper des Drachen, was nicht ganz einfach war, da er sich immer wieder schüttelte und sein ganzer Körper zitterte und bebte. Die Kette dürfte nicht nur um den Hals gewickelt sein, sonst würden wir ihn erhängen, wenn wir ihn schweben lassen.
Als wir fertig waren, sprang ich über den Rumpf des Drachen in Dracos Arme. Dieser fing mich zuverlässig auf und setzte mich neben sich ab.
„Gentleman.“
„Verrückte kleine Hexe. Bist du bereit?“
Mit einem Nicken bestätigte ich und wir schwangen unsere Zauberstäbe.
„Wingadium Leviosa!“
Die Eisenkette hebte sich langsam an und zog den Drachen mit sich in die Höhe, der ein leises hohes Kreischen von sich gab. Sobald er in der Luft hang, kam Narcissa von hinten und berührte mich an der Schulter.
„Und was jetzt? Habt ihr Kinder überhaupt irgendeinen Plan?“
„Ja, seine größte Wunde ist an der rechten Flanke, ein Dachziegel hat sich im Gewebe verfangen, ein paar Krallen sind abgerissen und logischerweise Prellungen, ich nehme aber an, dass man die nicht so einfach heilen kann. Wichtig ist die Wunde rechts.“, gab ich einen medizischen Bericht und schlug mir sofort die Hand vor den Mund. Draco und Narcissa starrten mich perplex an, und auch ich realisierte, was ich gerade gesagt hatte.
„Warst du im früheren Leben Arzt?“, piepste Draco und zog die Augenbrauen hoch, als hätte er leicht Angst vor mir.
„Ich habe absolut keine Ahnung wie ich das weiß. Ich... Ich spüre es irgendwie einfach.“
Nun, diese Antwort war sehr wahrheitsgemäß, Sarah. Reiß dich zusammen. Vertraue auf deinen Instinkt.All die Erwachsenen versammelten sich nun auf dem Vorschlag des Daches und machten sich daran, den Drachen zu verarzten und Heilzauber auszuführen.
„Probiers mit Vulnera Sanentur“, schlug Bellatrix vor und Sirius nickte, während Rodolphus, die feige Nuss, einen riesigen Sicherheitsabstand zum Drachen hielt.Sobald der Drache geheilt war, setzten wir ihn vor dem Haus ab und entfernten die Eisenkette von ihm. Er klickerte und kreischte aus Freude und brutzelte als Dank den Vorschlag des Hauses ab.
„Ach du scheiß!“ Entrüstet starrte Rodolphus auf die Asche, während Bella nur kichernd die Augen verdrehte.
Der Rest der Erwachsenen ignorierte den Vorfall und grübelte nur darüber nach, wo dieser Drache herkam. Drachen waren normalerweise ja nie frei unterwegs, sondern wurden entweder überliefert oder für das trimagische Turnier genutzt. Oder ausgestopft und ausgestellt, das in der Muggelwelt.
Ich stapfte vor. „Von irgendwo muss das gute Stück doch ausgebrochen sein, hab ich Recht?“
„Und wie du Recht hast.“, sagte Lucius zu mir.
„Ich glaube ja, er ist irgendwie aus Gringotts entkommen. Aber das schafft er nicht ohne Hilfe. Irgendwer steckt noch dahinter.“, machte Pettigrew schon wieder paranoide Vermutungen.
Ich grübelte all dem nicht länger hinterher, ich wollte nur, dass es dem Drachen gut ging. Alles drumherum ging mich nichts an, ich wollte zurück nach Hogwarts. Jetzt.Mit einem kurzen Seitenblick grinste Draco mich an, und ich musste bei dem Anblick selber lachen. „Was habt ihr denn jetzt?“ Bella zog eine Augenbraue hoch und lachte mit uns.
DU LIEST GERADE
Green 💚 and Red ❤️ - Hogwarts Fan-Fiction
FanfictionDie Geschichte handelt von Sarah de la Lune, die eine Schülerin in Hogwarts ist. Sie wird ins Haus Gryffindor aufgenommen, wo sie schnell Freunde findet. Hermoine Granger, Ginny Weasley, Ronald Weasley und Harry Potter gehören dazu. Ihr jüngerer Bru...