Kapitel 16

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-Alexander-

,,Und wieso sagst du das nicht sofort und lässt die Zeit einfach verstreichen?", gab ich mahnend von mir ,,Ach, wusste nicht, dass du so schnell einen Plan aus deinen Taschen ziehen kannst. Wenn es soweit kommen sollte, wie jetzt, wäre es vorbei gewesen, da waren wir uns doch einig. Ich habe auf dem Weg hierher mit meinem Anwalt geredet. Wir werden die Dinge so drehen, dass du höchstens eine Geldstrafe oder paar Sozialstunden auf die Kappe bekommst." Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und dachte nach. Aufgeben stand nicht auf meiner To-Do Liste. Wenn der Kleine nicht hier vorzufinden wäre und keinerlei Beweise für seine Anwesenheit auf meinem Grundstück gab, würde es auf Aussage gegen Aussage hinauslaufen. Ich und Christopher waren gründlich gewesen, uns konnte man nicht mal die Bestechungen nachweisen. Wenn wir jetzt einen kühlen Kopf behalten und uns geschickt anstellen, könnte alles noch rund laufen. Grübelnd sah ich kurz ins Wohnzimmer und dann zu dem Nervenbündel mir gegenüber, dem ich die Schlüssel rüber schob. ,,Was soll ich jetzt damit?", fragte er und sah mich verwirrt  ,,Du wirst mir jetzt genau zuhören, verstanden? Fahr mit Noah in Renée's Hütte, ruf ihn auf dem Weg an und frag ihn nach der Adresse. Wie es weiter geht klären wir danach. Kannst du jetzt bitte oben paar Sachen für den Kleinen einpacken? Wo die Reisetasche ist, weißt du ja", während ich ihm das zu rief, lief ich schon zu meinem schlafenden Baby. Trotz der Hektik und meiner inneren Unruhe, versuchte ich ihn so vorsichtig wie möglich hochzuheben und an meine Brust zu drücken. Es war vielleicht das Letzte mal. Einen Augenblick verharrte ich so, bis ich mich zum Sofa begab und ihn mit leichten Küssen auf seinem Gesicht weckte. Mit einem süßen Kichern öffnete er seine Äuglein und blickte zu mir hoch. ,,D-Daddy, du weißt, wie k-kitzelig ich bin!", ein unschuldiges Grinsen schlich sich kurz auf meine Lippen, ehe ich wieder ernst wurde. ,,Baby, du musst für einige Zeit mit Daddys Freund mit, aber bald bin ich wieder da, ja?", nun wich sein freudiger Gesichtsausdruck zu einem ängstlichen. ,,D-Daddys Freund? W-Wird er mich w-wegnehmen? Zurück?", ich schüttelte den Kopf ,,Nein, ich muss nur etwas erledigen, bis dahin wirst du brav bei ihm warten. Kannst du das Baby? Kannst du das für Daddy machen?", hektisch nickte er. Im nächsten Moment kam Chris mit der vollen Reisetasche angerannt. ,,Bin startklar". Gemeinsam gingen wir zügig zu seinem Auto. Er verstaute die Tasche, während ich meinen Kleinen anschnallte. ,,Daddy wird dich bald abholen, ja? Vergiss das bitte nicht, Daddy liebt dich", hauchte ich und gab dem verwirrten dreinblickenden Jungen einen Kuss auf die Stirn. Ich und Chris nickten uns gegenseitig zu, trafen eine stille Übereinkunft, dass alles gut wird.

In der Küche sah ich mich um. Ich musste Noahs Fingerabdrücke und sonstige Spuren schleunigst loswerden, ohne das die Polizei später verdacht schöpft. Mit Waschmittel und einem Lappen lief ich dann erstmal hoch, um Noahs Bett grob abzuputzen, wie den Hochstuhl und die Hängewiege, die ich in sein Zimmer geschleppt habe. Da mein Kleiner auch bei mir geschlafen hat, musste ich dort auch alles wischen. Die Bettbezüge schmiss ich in die Waschmaschine. Ich sah auf die Uhr. Noch 3 min, bis ich den erwartenden Besuch bekomme. Mit der Alkoholflasche und einem Glas lief ich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an, während ich einen kräftigen Schluck nahm und etwas ins Glas füllte.

Entspannt legte ich mich auf das Sofa und atmete durch. Meine Schauspielerei muss gleich perfekt werden, sonst wäre alles vorbei.


-Kriminalpolizist-

Mit einem nervösen Gefühl im Magen wartete ich mit meinen Männern auf das Öffnen der Tür. Der Durchsuchungsbeschluss in meiner Hand wartete nur darauf gezeigt zu werden, sodass wir die Möglichkeit haben das Haus des Hauptverdächtigen nach Noah Miller abzusuchen. So weit wie jetzt, waren wir in den Ermittlungen noch nie gekommen.

Die Tür öffnete sich und ein junger Mann kam zum Vorschein, der überrascht dreinblickte. ,,Guten Tag, sind Sie Mr. Sullivan?", verwirrt schaute der Verdächtige uns an. ,,Ja, ja ich bin Mr. Sullivan. Darf ich fragen was los ist? Ist etwas in der Firma passiert?", kopfschüttelnd zeigte ich ihm das Dokument in meiner Hand ,,Wir sind hier wegen einem Entführungsdelikt und haben eine richterliche Erlaubnis Ihr Haus zu durchsuchen", einladend machte er eine Handbewegung ins Hausinnere ,,Natürlich, kommen Sie rein". So betraten mein Team und ich ins Haus. Meine Männer machten sich gleich an die Arbeit und fingen an sich aufzuteilen, um alles gründlich zu durchsuchen. Währenddessen sah ich mich etwas um. Im Wohnzimmer stand eine Flasche  Whiskey und ein halbvolles Glas. ,,Trinken Sie öfter?", wollte ich wissen und erhielt ein Kopfschütteln. ,,Nein, nur heute. Die letzten Monate waren...hart gewesen". Verstehend nickte ich. 

,,Boss, kommen Sie mal her", wurde ich gerufen und begab ich mich nach oben. Der Verdächtige folgte mir und zusammen betraten wir ein Babyzimmer. Auf den ersten Blick schien das blaugestrichene Zimmer normal aus, jedoch merkte man beim genauen Hinschauen, dass einiges anders war als normalerweise. Das Bett, sowie der Wickeltisch waren viel zu lang für ein neugeborenes Baby oder sonstige Babys. Auch die Kleidungen im Schrank gegenüber den anderen Möbel sahen zwar wie Babykleidung aus, waren jedoch viel zu groß geraten. ,,Sind Sie Vater geworden?", fragte ich nebenbei und begutachtete weiter den Raum mit Skepsis. ,,Nein", fragend sah ich zu dem jungen Mann und er fing an die Situation zu erklären. ,,Ein One-Night-Stand kam zu mir und sagte sie sei schwanger. Paar Wochen vor der Geburt gestand sie, dass es nicht mein Kind war und ist mit einem Anderen sowie einer beachtlichen Summe von meinem Vermögen abgehauen. Wie gesagt, in letzter Zeit war es ziemlich hart für mich". Verstehend nickte ich. ,,Das tut mir leid. Waren Sie schon bei der Polizei?" ,,Nein, um ehrlich zu sein, bin ich mir jetzt nicht mal mehr sicher ob ihr Name und Adresse richtig waren. Außerdem hat mir dieser Geldverlust nicht gravierend geschadet. Ich will einfach nur noch meine Ruhe und diese Frau nie wieder sehen" Auch das verstand ich. 

Eine leichte Note von Waschmittel lag in der Luft. ,,Haben Sie geputzt?". Verlegen kratze er sich am Nacken ,,Ja, irgendwann muss man seinen Pflichten nachkommen", er sah kurz auf seine teuer aussehende Armbanduhr und dann entschuldigend zu mir ,,Ich lasse Sie jetzt Ihre Arbeit machen. Wenn Sie etwas brauchen, ich bin unten in der Küche und bereite das Mittagessen." ,,Nehmen Sie einen Abstrich vom Gitter des Bettes und suchen Sie bei dem Wickeltisch nach Haaren, Phasern was auch immer", befahl ich, als wir alleine waren, meinen Forensiker, die mit Handschuhen, Abstrichröhrchen und Cellophantütchen ihrer Arbeit nachgingen. 


-Alexander-

Nach mehreren Stunden haben endlich alle mein verwüstetes Haus verlassen. Seufzend legte ich mich kaputt ins mein Bett und driftete in den Schlaf.

Nach einer einsamen Nacht und dem darauffolgenden Frühstück am Morgen konnte ich es nicht mehr abwarten und holte mein zweites Handy raus. ,,Alexander? Ist alles in Ordnung? Wie ist es gestern gelaufen?", sprudelte es aus Christopher als ich ihn anrief. ,,Es lief alles nach Plan. Wie geht es Noah? Hat er schon gegessen? Was macht er im Moment?", meine Augen schließend versuchte ich die aufkommende Sehnsucht nach diesem Jungen etwas zu zügeln. Es musste sein, es geht immerhin um seine Zukunft. Unsere Zukunft. ,,Er hat vorhin etwas gegessen und spielt jetzt mit den wenigen Spielzeugen hier. Alexander, Hut ab. Dafür, dass es dein erstes Mal als Daddy war, hast du es verdammt gut hinbekommen. Er vermisst dich unglaublich", leicht lächelte ich ,,Ich vermisse ihn auch, richte ihm das bitte von mir aus". Im Hintergrund rauschte kurz etwas und ein leises ,,Daddy?" war nun zu hören. Chris hatte das Handy wohl an Noah weitergegeben. ,,Hey, mein Kleiner. Wie geht es dir?", er schniefte etwas und sagte mit einer weinerlichen Stimme ,,N-Nicht gut. Vermisse Daddy", ,,Daddy vermisst dich auch so, so sehr, mein Engel. Aber weißt du was? Daddy kommt in paar Wochen und holt dich ab", versuchte ich ihn etwas glücklich zu stimmen, was allerdings nicht klappte. ,,Jetzt. Daddy jetzt, bitte", allein diese Wörter brachten das Fass zum Überlaufen. ,,Bin gleich da, Schatz", ich legte auf und holte meine Schlüssel. Hastig lief ich zu meinem Auto und stieg ein. Es war eine dumme Idee Noah für längere Zeit wegschicken zu wollen. Wir waren nicht lange zusammen und gerade am Anfang ist Nähe wichtig. Ich startete das Fahrzeug und machte mich mit einer Vorfreude auf das Wiedersehen mit meinem Jungen auf den Weg zur Hütte. 

Vor lauter Glücksgefühlen merkte ich dabei nicht, dass mir ein Auto folgte.

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1407 Wörter

Zur Feier meiner letzten AP letzte Woche ein etwas längeres Kapitel als sonst (hab es zumindest versucht) ^^






His BabyboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt