"Ich wollte dich vergessen"

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"Ich wollte dich vergessen."

××

Ed

Es war dunkel. Einzig die Straßenlaternen beleuchteten den menschenleeren Weg. Kein Auto war zu sehen. Kein Wunder, unser Haus war etwas außerhalb der Stadt, weshalb hier nur wenig los war.

Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass sich der Wiskey und der Schnaps bemerkbar gemacht hatten, da ich Probleme hatte, das Gleichgewicht zu halten. Ich wankte und musste mich kurz mit meiner unverletzten Hand an einer Laterne festhalten, bevor ich weiter gehen konnte. Ich konnte unser Haus schon erblicken, es war nicht mehr weit. Also rappelte ich mich auf, riss mich noch einmal zusammen und sammelte meine Konzentration, um nicht gleich wieder umzukippen.

Tatsächlich meisterte ich den Weg ohne größere Zwischenfälle. An der Haustür angelangt, kramte ich in meinen Taschen nach dem Haustürschlüssel, da ich Joanne nicht aus dem Schlaf klingeln wollte, falls sie schon schlief. Triumphierend hielt ich den Schlüssel in meiner linken Hand, schloss dann die Tür auf und trat ein. Leider gelang mir das nicht so leise, wie ich beabsichtigt hatte. Mein leises Eintreten stellte sich als ein lautes Poltern heraus, da ich leider den Regenschirmhalter umschmiss.

"Verdammt", zischte ich. Ich stellte in mit einer Hand hin, um kein Blut zu hinterlassen, da ging plötzlich das Licht an.

"Ed?", fragte Joanne schlaftrunken "Was machst du da?"

"Ich habe den Ständer hier umgestoßen. Ich wollte dich nicht wecken, tut mir Leid."

Es tat mir wirklich Leid. Ich spürte das warme Blut von meiner Hand fließen. Ich hörte es Tropfen. Joannes Blick fiel auf meine blutüberströmte Hand und ihr Gesicht wurde bleich.

"Scheiße, was hast du gemacht?"

Sie eilte zu mir hin und nahm meine Hand in die ihre, um sich meine Wunde anzuschauen.

"Das sieht gar nicht gut aus. Ich bring dich zum Arzt."

Ich schüttelte heftig den Kopf.

"Nein, ich fahre nicht zum Arzt. Ich säuber das, geh du schlafen."

Ein Seufzen entwich ihren Lippen.

"Nein, ich mach das. Komm." Sie zog mich mit sich.

"Setz dich", befahl Joanne mir und deutete auf einen Stuhl. Danach verschwand sie, kam aber wenig später mit einem Verbandskasten wieder.

"Zeig mal her."

Willig zeigte ich ihr meine Hand.

"Wie ist das passiert?", fragte sie, während sie das Blut abtupfte und den Schnitt säuberte.

"Ich habe außversehen ein Glas zerdrückt."

Sie schüttelte den Kopf ohne aufzusehen.

"Wieso hast du getrunken?"

"Ich habe getrunken, um dich zu vergessen. Ich wollte dich vergessen. Bis mir aufgefallen ist, dass ich das nicht kann."

Jetzt sah sie hoch.

"Wieso kannst du es nicht?", hauchte sie.

"Weil ich dich liebe. Weil du die einzige Frau in meinem Leben bist, die ich wirklich liebe. Und weil du der Mensch bist, ohne den ich mir ein Leben nicht mehr vorstellen könnte. Du bist mein Leben. Ich will kein Anderes."

Ihre Hände fanden ihren Weg in meinen Nacken. Sie zog mich zu sich runter und küsste mich leidenschaftlich.

"Es tut mir Leid", flüsterte sie, den Tränen nahe. "Es tut mir so Leid. Ich wollte nie, dass es soweit kommt. Ich liebe dich doch."

"Schh, beruhige dich. Es ist alles gut. Es ist nicht deine Schuld. Ich hätte einfach mitfühlender sein sollen."

Hefigst schüttelte sie mit dem Kopf.

"Nein, du hast Recht! Du hattest mit allem Recht. Ich muss mehr an dich denken. Ich werde mit dir darüber reden. Ich werde mich ändern. Das hat keinen Sinn, sich das Leben zu verbauen nur wegen so einer Psycho-Tante."

Ich lächelte sie an. Es war ein wahres Lächeln, es kam aus meinem Herzen. Sie hatte es begriffen. Auch wenn es traurig war, mit welchen Mittel sie zur Vernunft gekommen war, so war es dennoch ein Erfolg.

"Du kannst immer mit mir reden, Darling."

"Ich weiß. Aber nicht mehr heute Abend. Jetzt kümmere ich mich erst einmal um deine Hand."

All of the fears (Ed Sheeran)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt