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Auf ihren roten Lippen lag ein Lächeln. Der Wind spielte mit dem Rock ihres Kleides und die dunklen Haare fielen ihr um das schmale Gesicht. Ihr leises Lachen klingelte in seinen Ohren, als könnte man es im gesamten Museum hören.

Doch so war es nicht.

Ihre Finger strichen über den Seidenstoffs ihres Kleides, seine Augen folgten ihr. Er wusste nicht wieso sie ihn so hypnotisierte, doch irgendetwas in ihren Bewegungen hielt seinen Blick gefangen. Er konnte nicht wegsehen; durfte nicht wegsehen.

"Magst du Kunst?", fragte sie mit Blick auf eines der alten Gemälde. Er räusperte sich. "Nein. Nicht wirklich.", gab er leise zurück. Sie schmunzelte, hob eine Braue und blickte zu ihm hoch. Das Licht der Kronleuchter fiel in ihre dunklen Augen. "Was treibt dich dann her?", fragte sie mit einem schiefen Lächeln auf den roten Lippen. Eine ihrer schwarzen Strähnen fiel ihr ins Gesicht. Er fühlte sich ertappt.

"Ich...", er unterbrach sich.
Sie nickte verstehend, denn sie musste seine Antwort nicht hören, um die Wahrheit zu kennen. "Auf der Flucht?", fragte sie leise. Ihre Stimme war weich, irgendwie melodisch. Es klang nach einem altbekannten Lied, an das er sich dennoch nicht richtig erinnern konnte. Er nickte.

"Vor dem Sturm.", gab er leise zu.

Sie lachte leise auf und einige andere Besucher drehten sich nach ihr um. Es waren gierige Blicke von Menschen die sie ansahen, als wäre sie selbst nichts weiteres als eine Skulptur in der Ansammlung des Museums. "Vor dem Sturm kann man nicht davon laufen. Keiner von uns...", stellte sie lächelnd fest.

Er verstand nicht was sie meinte. Vielleicht würde er das eines Tages noch.

Zwei Fremde im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt