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Der Schnee knirschte unter ihren Schritten, kleine Atemwölkchen bildeten sich vor ihren Lippen. Sie schloss die Augen, genoss die brennende Kälte auf ihren Wangen. Und dann lachte sie. Lachte als gäbe es kein schöneres Gefühl, als die saubere Luft, die sich bis tief in ihre Kleider brannte. Der Schnee rieselte vom Himmel, fing sich in ihren dunklen Haaren wie kleine Diamanten. Und dann schmolzen sie und hinterließen bloß Kälte in den schwarzen Locken der Künstlerin.

"Weißt du, manchmal hab ich angst, dass ich vergesse wie sehr ich das Leben liebe. Ich hab Angst, dass ich bei all dem Scheiß der passiert, vergesse was wichtig ist". Ihre Worte wärmten ihn von innen, als hätte sie mit ihrer leisen Stimme ein Feuer entfacht, was ihn verbrennen sollte.

Er schloss die Augen. Ihr Lachen erklang an seinen Ohren, dann spürte er ihre kleine Hand in seiner. Ihre Finger verschränkten sich und sie tanzten. Tanzten im Schnee und der Klang ihres Herzschlags war seine Musik. Ihre dunklen Augen hoben sich, blickten ihm direkt ins Gesicht.

"Du bist wundervoll.", sagte sie dann leicht. So einfach, als wäre es das offensichtlichste der Welt. Doch das war es nicht. Aber für sie war es das, oder nicht? Sie sagte es auf eine Weise, die kaum ernster hätte sein können. Ein weiches Lächeln umspielte ihre geschwungenen Lippen, dann hob sie ihre freie Hand an seine Wange. Er hielt die Luft an. Hielt die Zeit vielleicht auch an? Hatte die Welt aufgehört sich zu drehen?

"Du bist wunderschön"

Und dieses Mal sagte sie es, als wären diese Wort nur für seine Ohren bestimmt. Sie sagte es, als wäre es ein Geheimnis. Ihre dunklen Augen leuchteten wie zwei Sterne in der Abendröte und sie sah ihn an, als gäbe es nie wieder etwas anderes anzusehen.
Und er musste schlucken, denn nie zuvor hatte jemand ihn auf diese Weise angesehen.

Zwei Fremde im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt