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"Sag mal, hast du manchmal Angst?", sie klang abgelenkt, als sie die Frage stellte.
Ihre Augen lagen auf ihrer Leinwand und ihre Lippen bewegten sich, obwohl kein Ton ihren Mund verließ.
Er blickte sie kurz an.
Sie war eine seltsame Frau. Ihre Gedanken sprangen von den höchsten Hochs in die tiefsten Tiefs und er konnte nie genau erklären, wieso sie so war wie sie war. Schließlich räusperte er sich, fuhr sich mit der Hand durch die unordentlichen Haare und nickte langsam. "Oft. Immer wenn ich bei dir bin", gestand er schließlich.

Überrascht zog sie die Brauen hoch, blickte ihn von der Seite an und ließ die mit Farbe beschmierten Hände sinken. "Wieso?", wollte sie wissen. Er lächelte schief, ein trauriges und schweres Lächeln, welches so viel auf seinen Lippen wog, dass kein Kuss - nicht einmal ihrer- es hätte erleichtern können.

"Ich denke.", er schüttelte den Kopf. "ich dachte, ich wüsste wer ich bin.", sprach er dann dunkel. Seine Stimme vibrierte in ihren Ohren bis tief in ihre Brust. "Und nun?", fragte sie leise. Er lächelte gequält.

"Dann traf ich dich. Und jetzt bin ich dieser Kerl der nachts in einem Atelier sitzt und dir dabei zusieht wie du malst.
Ich bin jemand anderes, jemand fremdes. Und das macht mir angst, denn es macht mich verletzlich."

Zwei Fremde im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt