K A P I T E L | 6

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꧁𝗗𝗜𝗘 𝗟𝗘𝗚𝗘𝗡𝗗𝗘꧂

"Und du weißt nicht, wie das passiert sein könnte?" Ich schüttelte bloß den Kopf, als Simon vom Bett aus fragte. "Hör mal, ich habe keine Ahnung. Du solltest dich jetzt ausruhen, du brauchst Ruhe", erwiderte ich schnell und presste dabei meine Augen zusammen, um zu zeigen, dass ich es ernst meinte. Simon sah zu mir hoch und dann sah er auf seine weiche Bettdecke, die jetzt schon den ganzen Tag seinen Körper bedeckte.

"Vielleicht hast du recht. Außerdem verpasse ich ja auch nichts." Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und langsam konnte ich sehen, wie sich seine Augen schlossen. Ich schaute auf seine längeren, schwarzen Wimpern bis ich dieses viele Starren aufgab und mich nun auf meinem Bett setzte. Seit dem Angriff sind jetzt schon drei Tage vergangen und ich wusste immer noch nicht, was genau da passierte. Um es genauer zu beschreiben... wusste es niemand so wirklich.

Fragend kratzte ich mich an meinen Kopf, während ich mit meinem Rücken, auf der weichen Matratze, meines Bettes, lag. Ich hatte mir jetzt schon zwei Bücher über Mutanten, Werwölfe und Vampiren ausgeliehen, doch ich habe nichts Spezielles gefunden. Vampire können nicht sterben und jetzt gab es sogar diese neue Art, welche noch viel gefährlicher ist, als die vorherigen. Ich konnte sehen, wie ganz viele Zahnräder über meinem Kopf kreisten und sich drehten. Ich bemerkte ja noch nicht mal, dass die Sonne zu einem prachtvollen Vollmond wurde. Habe ich etwa einen verzauberten Kiefer? Ich fing an zu kichern, als ich daran dachte, aber leise, damit Simon nicht wach wurde.

Es wäre schon schön etwas Besonderes zu sein wie die Legende, doch ich würde wissen, wenn ich was anderes wäre, als ein Mensch. Langsam spürte ich, wie meine Augen auch den Geist aufgaben. Meine schweifenden Blicke blieben nach einer Zeit auf einem Punkt und ich bewegte meinen Kopf kein Stück. Keine Ahnung wie viel Uhr es war, aber wenn ich morgen nicht zu spät zu meinem ersten Unterrichtstag kommen will, dann sollte ich jetzt lieber schlafen gehen. Ein leises Gähnen ließ das Ticken der Uhr im Regen stehen und auch wenn ich auf eine gewisse Art und Weise kämpfte, konnte ich es nicht länger aushalten. Dann, ohne nochmal über die verrückte Vergangenheit nachzudenken, schlossen sich meine Augen und ich schlief problemlos ein.

"LASS MICH LOS!", schrie ich, nachdem mich das riesige Monster schnappte und laut aufbrüllte. Ein Drücken gegen die Wand ließ mich aufjaulen und zittern. Dieses Lächeln war jetzt so nah an meinem Gesicht dran, dass ich sogar was leicht gelbliches auf den Zähnen erkennen konnte.

"Halte still, dann geht das ganz schnell." Seine Haltung und sein blutverschmiertes Gesicht, zogen mich in seinen Band, sodass ich nicht mehr wegschauen konnte. Ich kniff meine Augen zusammen und schnell drückte ich seinen Arm weg, damit ich zu Seite springen konnte, was ich auch tat. Der Platz in diese Gasse fühlte sich auf einmal unbeschreiblich groß an und ohne Vorwarnung bildete sich eine weiche, dicke Fellschicht auf meinem gesamten Körper. Meine Augen besaßen kleine, leuchtende Punkte, doch sie waren nicht gelb, wie bei einem normalen Werwolf, sondern waren blutrot, welches ich auch bei meinem Gegenüber erkennen konnte. Außerdem war mein gewaltiger Wolfskörper viel größer, als der eines normalen und Vollmond war auch keiner.

Der Vampir biss sich auf die Zähne und verstand wohl nicht, doch das ließ ihn nicht davon ab, mich in dieser Nacht noch zu töten. Ich öffnete leicht meinen Mund und es kamen glänzende, weiße Reißzähne zum Vorschein, die mein lautes Knurren noch mehr furchteinflößender aussehen ließ, als es schon war. Mit einer Geschwindigkeit von ungefähren hundert km/h, stürmte ich in die Richtung, des hungernden Vampirs und nicht mal eine Sekunde, da landeten meine Zähne schon in der zähen Haut, meines Gegners. Blut tropfte aus meinen scharfen Zähnen, nachdem ich ihm einen festen Biss an die Kehle gesetzt hatte. Seine Brust tropfte eine rote Flüssigkeit, die schnell auf dem Boden landete und eine Pfütze bildete. Ich stand nun wieder auf zwei Beinen und hörte dem Herzklopfen zu, wie es immer leiser und langsamer wurde. Seine Blicke schauten fragend zu mir, doch ohne einen Kommentar lag dieser bewegungslos auf dem kahlen Steinboden, inmitten der schmalen, langen Gasse.

Meine leuchtenden, roten Augen verwandelten sich langsam in einen schönen, hellen Braun zurück. Dabei ließ mein Blick nicht einmal von dem toten Vampir ab, obwohl ich diesen Anblick nicht mehr ertragen konnte.

Ich schaute auf den Wecker neben mir, der einen lauten Ton von sich gab. Als ich die Uhrzeit erblickte, schlugen nur förmlich meine Augen auf und plötzlich war ich hellwach. Schon so spät? Schnell machte ich mich fertig und rannte Richtung Kantine, doch diesmal saß ich mich nicht hin, sondern packte irgendwas in eine Box und rannte zu ganz vielen anderen Kindern, die jetzt denselben Weg einschlugen, wie ich. Simon war nicht dabei, denn er musste sich noch erholen von den letzten Tagen. Das bedeutet ich werde wohl diesen Tag alleine durchstehen müssen, sowie in den letzten zwei, allerdings ist es anders. Das hier ist mein erster Schultag, nachdem meine Eltern mich abgegeben haben. Neue Schule, neue Klasse, neue Leute.

Ohne noch einen Gedanken darüber zu scheren, lief ich weiter. Es war ein riesiges Gebäude mit ganz vielen Zimmern. Ein Sekretariat, ein Lehrerzimmer oder auch genannt: Secret Service von Lehrern und es gab ganz viele Klassenzimmer für verschiedene Altersklassen. Ganz vorne stand eine Liste, bedeckt von Namen und Raumnummern. Ich sah meinen Namen ganz oben, weil nicht Tony, sondern Antony genommen wurde. Innerlich regte ich mich ein bisschen auf, doch ich ging  ganz ruhig zu meinem Raum und setzte mich in die letzte Reihe ganz außen. Alles war perfekt, nur die Sonne blendete stark in meinem Gesicht und brachte mich sogar dazu mein Buch vor meinem Kopf zu packen, damit ich dieses ätzende Blenden nicht mehr ertragen musste.

Ein Junge und ein Mädchen setzten sich neben mich und redeten viel miteinander. Na da haben sich wohl zwei gefunden, kicherte ich in meinen Gedanken und stellte mir vor, Witze mit Simon über die zu machen. Stellt dir mal vor, ich hätte eine Freundin, wie ekelhaft. Ich dachte nach, was ich sonst noch zu Simon sagen würde, doch dann ging plötzlich die Tür auf und ein älterer Mann kam hereinspaziert. Auch wenn er mit seinen braun-grauen Haaren und seinen türkis-blauen Augen etwas unheimlich aussah, machte er schon einen sympathischen Eindruck.

"Ich bin Mr. Brown. Euer Klassen- und Mathelehrer", sagte er durch den ganzen Raum und wie in Zauberhand war alles still und niemand bewegte sich. Er schrieb seinen Namen an die Tafel. Dabei ließ er seinen Arm gleichmäßig schwingen. Was ist das denn für eine Horror-Schrift?, rief ich mir in Gedanken zu, ohne dass sich eine Mine in meinem Gesicht veränderte.

"Gut, gehen wir erstmal die Namensliste durch. Aiden?" "Hier!", schrie einer aus der mittleren Reihe und erhob lachend seinen Arm. "Charlotte?"

Anstatt, dass er die Liste nach der Reihe durchging, suchte er sich einfach irgendeinen Namen und hakte ihn dann ab. Verwirrt blickte ich um mich. Der Raum war kleiner, als mein altes Klassenzimmer, aber trotzdem relativ groß. Allerdings fand ich es am coolsten, dass es unter dem Tisch so ein Ablageregal gab, wo man seine Bücher hinlegen konnte, was mich positiv überraschte.

"Antony?", hörte ich plötzlich den Mann ganz vorne rufen und ohne zu zögern hob ich meine Hand. "Hier und nennen sie mich bitte Tony." Er sah mich für einen kurzen Moment überrascht an, als hätte ich gerade was schlimmes gesagt, doch dann nickte er nur, um zu zeigen, dass er es verstanden hatte und fuhr dann fort.

"Olivia?"

Ich habe von einem Mitarbeiter, bei der Adoption einen Stift und einen Block gekriegt, was ich auch dankend annahm und weil ich gut in Mathe bin, kritzelte ich einfach auf einem Blatt Papier  herum. Da begann er auch schon mit einem kleinen Vorstellungsspiel.


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10.07.2022

once upon a time ||  ✔️ (P A U S I E R T)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt