Genervt räumte ich ein paar Teller in die Spüle. Ich hatte mir einen Job im Waisenhaus gesucht um so heraus zu finden, wer oder was die Frauen tötete. Ich hatte mit den Kindern und auch mit den Erziehern geredet, aber keiner konnte mir eine Antwort auf meine Fragen geben. Als ich endlich fertig war, hatte ich endlich Pause und konnte weiter nach Hinweisen suchen.
Ich setzte mich mit meinem Laptop auf eine Wiese, die draußen auf dem Hof war, und schaute mich im Internet nach neuen Hinweisen um.
„Oh bitte du Freak! Glaubst du wirklich jemand wie Josh könnte auf dich stehen?" Ich drehte meinen Blick von Laptop weg und schaute zu drei Mädchen, welche vor einem weiteren Mädchen standen.
„Na und wenn schon!", gab das sitzende Mädchen kleinlaut zurück. „Seht ihr, sie weiß nicht mal was sie sagen soll!", stichelte das bösartige Gör. Die beiden anderen Mädels lachten. Eines der Mädchen mit blonden Haaren, ich schätze sie auf ungefähr 16 Jahren, fand es besonders lustig, denn sie schubste das Mädchen in den Dreck.
So, genug ist genug! Ich stand auf und ging zu den Mädchen rüber. „Das reicht jetzt! Wenn ihr sie nochmal schubst oder sonst etwas ähnliches, bekommt ihr Ärger! Jetzt verschwindet!", forderte ich sie mit strenger Stimme auf. Im ersten Moment starrten sie mich perplex an, doch schlussendlich verschwanden die Mädchen.
Ich streckte meine Hand aus, um dem am Boden sitzenden Kind hoch zu helfen, doch sie schlug sie grob weg. „Ich brauch weder Ihre Hilfe noch Ihr Mitleid, kapiert?", zischte sie.
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wie kommst du drauf das ich Mitleid habe?", fragte ich und legte den Kopf leicht zur Seite. Durfte man nicht mal mehr freundlich sein, ohne gleich angeblafft zu werden?
Das Mädchen, sie hatte dunkelblonden Haaren und blauen Augen, sah mich wütend an. „Weil sie doch nur hier sind um uns, armen und Elternlosen Kindern zu zuschauen, wie wir unser Leben meistern, weil Sie selbst nichts auf die reihe bekommen!", warf sie mir. Sie drehte sich um und lief ins Haus zurück.
„Hä?" Ratlos verzog ich mein Gesicht. Mehr viel mir dazu nicht ein. Kopfschüttelnd nahm ich meinen Laptop und ging auf mein Zimmer. Bald würde die Bettruhe eintreten und ich konnte anschließend mit dem EMF-Gerät das Haus abchecken.
Leise schlich ich durchs Haus. Das EMF in meiner Hand spielte völlig verrückt. Hier trieb wahrscheinlich ein Geist sein Unwesen. Nachdem ich das Haus fürs erste abgesucht hatte, beschloss ich wieder in mein Zimmer zu gehen.
Ich klappte meinen Laptop auf und stöberte in den Archiven herum. Vielleicht fand ich einen passenden Todesfall, der mein Geist sein konnte. Ich las mir ein Artikel aus dem Jahre 1998 durch und legte den Kopf zur Seite. „Markus Heller wurde in der Nacht am 6.7.1998 Tod aufgefunden. Seine Frau, welche er drei Jahre lang betrogen hatte, beschloss ihn umzubringen und ihm einen Finger abzuschneiden. Der Finger wurde laut seiner Frau Maria Heller im Haus versteckt"
Überrascht sah ich auf das Datum. Da die Frau noch am Leben war, musste ihr Mann hier im Haus spuken. Zufrieden mit dem Ergebnis wollte ich schlafen gehen und Morgen mit der Frau reden.
Plötzlich schrie jemand bitterlich laut. Erschrocken fuhr ich hoch, griff in meine Tasche und holte meinen Teli heraus. Da er aus puren Eisen bestand, war er ziemlich schwer, aber auch sehr wirkungsvoll! Schnell rannte ich in die Richtung des Schreis.
Als ich an der Stelle ankam, lag meine Kollegin Alex im Gang. Sie war tot. Vor ihr stand der Geist und an der Wand saß ein Mädchen. Beim genaueren Hinsehen fiel mir auf, dass es nicht irgendein Mädchen war. Es war das Mädchen, das vorhin mein Mitleid nicht wollte.
Nach einigen Schrecksekunden hatte ich mich wieder gefangen und schlug mit dem Teli zu. Der Geist verschwand noch im selben Moment.
„Lauf in mein Zimmer und streu Salz vor die Tür und das Fenster! Los, lauf schon!", befahl ich ihr und zog sie unsanft auf die Beine. Sofort rannte sie los.
Ich wartete einige Minuten. Als ich mir sicher war, dass der Geist fürs Erste nicht zurückkam, rief ich die Polizei an. Ich ging in mein Zimmer, wo mich ein aufgelöstes Mädchen begrüßte.
„Was war das? Was ist hier los?", fragte sie ängstlich. Widerwillig klärte ich sie auf. Am Ende sah sie mich erstaunt an. „Du bist also eine Jägerin die Monster fängt?", stellte sie ungläubig fest.
Ich schüttelte meinen Kopf und verdrehte die Augen. „Wir sind hier nicht bei Ghostbusters. Ich fange sie nicht, sondern ich töte sie", korrigierte ich sie.
Noch immer starrte sie mich erstaunt an. Sie versuchte es zwar zu verbergen, doch ich bemerkte natürlich, dass sie der Tod von Alex mitnahm. Ich hoffte inständig, dass sie davon kein Trauma davontrug.
Eine Sirene hallte durch die Straßen. Das musste die Polizei sein. Ich sagte dem Mädchen, dass ich gleich wieder da sein würde und sie sich nicht vom Fleck rühren sollte. Ich ging nach draußen und versuchte der Polizei alles zu erklären, ohne, dass sie mich für vollkommen irre hielten.
Als ich wieder in meinem Zimmer war, sah ich mich suchend um. Als ich die Kleine nicht sehen konnte, dachte ich, dass sie wahrscheinlich doch wieder gegangen sei. Ich schloss die Tür hinter mir und schwenkte meinen Blick zum Bett. Ich hatte mich geirrt. Das Mädchen war nicht weggegangen, nein, stattdessen war sie in meinem Bett eingeschlafen.
Genervt warf ich meine Hände in die Luft und setzte mich mit dem Laptop auf dem Boden. Ich versuchte herauszufinden in welchem Gefängnis sich die Frau aufhielt. Bald schon fand ich heraus in welchem sie eingebuchtet wurde und lächelte triumphierend.
Das Lächeln wandelte sich aber schnell in ein Gähnen um. Langsam aber sicher wurde ich müde.
Ich machte den Laptop aus und ging ins Badezimmer. Nachdem ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen hatte, schaute ich mich im Spiegel an. Ich mochte nicht was ich da sah.
Ich hatte blonde, brustlange Haare und war ungefähr 1,64m groß. Außerdem hatte ich dieselben grünen Augen wie Dean. Ich war keinesfalls hässlich, im Gegenteil, ich fand mich sogar sehr hübsch. Aber ich mochte nicht, was aus mir geworden war. Eine Jägerin war ich schon immer gewesen, aber aus mir hätte mehr werden können! Es hätte mehr werden müssen! Aber solch ein Leben wurde mir in letzter Minute entrissen.
Ein Mark erschütternder Schrei hallte durch mein Zimmer. Sofort riss ich die Badezimmertür auf und sah mich um. Ich konnte nichts sehen, aber ein schluchzendes Mädchen saß auf meinem Bett. Eben hatte sie doch noch geschlafen? Was war passiert? Vorsichtig ging ich zu ihr. „Was ist los? Ist etwas passiert?", fragte ich einfühlsam. Ich wollte sie auf keinen Fall bedrängen, oder verschrecken.
Sie wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht und versuchte mich nicht anzusehen. „Es ist nichts", schniefte sie. Meine Augenbrauen zogen sich nach oben und ich sah sie skeptisch an. „Das kannst du deiner Oma erzählen, aber nicht mir. Erzähl schon" Ich stupste sie leicht an und leichte sie aufmunternd an. Ich setzte mich aufs Bett neben sie und ließ ihr die Zeit, um sich zu sammeln. Noch immer starrte sie auf die Decke vor sich. Es schien beinahe so, als würde sie sich schämen und wollte mich deshalb nicht ansehen.
„Vor vier Jahren wollte ich zum ersten Mal bei einer Freundin schlafen. Doch als ich dann bei ihr war, wollte ich wieder nachhause. Meine Eltern holten mich mit dem Auto ab. Meine Mutter stritt mit meinen Vater und dann verlor sie die Kontrolle über den Wagen und...sie fuhr gegen den Baum", murmelte sie traurig und wischte sich immer wieder über die triefenden Nase. Nun blickte ich sie wirklich bemitleidend an, aber sie konnte es nicht sehen. Sie fing an zu weinen und ich beschloss sie in den Arm zu nehmen. Anfangs hatte sie sich etwas widerwillig auf die Umarmung eingelassen, doch bereits nach wenigen Momenten, fing sie an hemmungslos zu schluchzen. Sie vergrub sich in meinem Shirt und ich strich ihr beruhigend über den Rücken. Ich wusste nicht, wie lange wir einfach dasaßen und nicht miteinander redeten, aber wir taten es solange, bis sie in meinen Armen einschlief.
Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf und konnte danach nicht mehr einschlafen. Da ich ohnehin schon wach war, beschloss ich ins Staatsgefängnis zu fahren. Meine Fahrt dauerte zwei Stunden und leider Gottes war ich sehr müde.
Lange musste ich nicht warten bis Maria Heller hinaus kam. Sie sah sehr kaputt aus. Dunkle Augenringe befanden sich in ihrem bleichen und auch eingefallenen Gesicht. Sie setzte sich vor mich und sah mich mit ihren hellblauen Augen durchdringlich an.
„Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?", fragte sie forsch. „Mein Name ist Andrea Müller! Ich will nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, aber ich muss wissen, wo Sie den Finger von Ihrem Exmanne versteckt haben!", klärte ich sie auf und erntete dafür einen verwirrten Blick ihrerseits. Sie zog ihre Augenbrauen nach oben und dann lachte sie. Ich kam mir dezent verarscht vor.
„Du willst den Finger meines Mannes? Was glaubst du wer du bist! Nenn mir nur einen guten Grund, wieso ich einer mir unbekannten Person verraten sollte, was ich sonst niemanden erzählt habe?", entgegnete sie mir spöttisch. Nun lachte sie nicht mehr, sondern sah mich erzürnt an. Langsam wurde auch ich wütend.
„Weil das Haus, welches Sie bewohnt hatten bevor Sie eingebuchtet wurden, zu einem Waisenhaus gemacht wurde und nun bedroht wird. Vier Frauen sind bereits gestorben und vielleicht sind als nächstes die Kinder dran! Also, sagen Sie mir wo dieser verdammte Finger ist!", schrie ich sie wütend an. „Das ist kein gutes Argument, Mädchen", sagte sie monoton und schaute mich dabei mit leeren Augen an. Langsam, aber sicher platzte mir der Kragen und meine Stimme nahm einen bedrohlichen Ton an. „Sie sind ein Miststück und Sie haben Ihren Mann getötet...das macht Sie zu einer Mörderin, aber sie sind kein Monster, was unschuldige Kinder sterben lässt oder weitere unschuldige Frauen", sagte ich eindringlich. Sie sah mich ausdruckslos an. „Aber vielleicht irre ich mich ja auch", fügte ich leise hinzu, stand auf und ging zur Tür. „Warte! Er ist im Keller...an der linken Wand, ganz rechts. Es ist der zweite Ziegel von unten, der ist locker!", erzählte sie mir. Ich drehte mich um und nickte ihr dankend zu. Mit schnellen Schritten verschwand ich durch die Tür und machte mich wieder auf dem Weg ins Waisenhaus.
Als ich endlich ankam, nahm ich mir mein Feuerzeug, Benzin, das Salz, den Teli und machte mich auf dem Weg in den Keller. Unten angekommen, merkte ich, dass jemand hinter mir war. Ich drehte mich um und war bereit zuzuschlagen, als ich erkannte wer da stand. Ich konnte mich gerade noch stoppen. „Was zur Hölle machst du hier Mädchen?", fragte ich empört und riss die Augen weit auf. „Mein Name ist Caroline und ich will dir helfen", gab sie zurück und lächelte leicht. Genervt sah ich sie an. „Geh nach oben, sofort! Hier kann es gefährlich werden", befahl ich ihr mit ernster Stimme.
„Ich will helfen", murmelte sie und zog eine Schnute. Ich zeigte mit dem Finger auf die Tür und sah sie böse an. Ich drehte mich um und ging zur besagten Wand. Ich betastete die Wand und zog den Stein raus, der laut Frau Heller den Finger versteckte. Ich fasste widerwillig in das dunkle Loch und holte einen alten, knochigen Finger heraus. „Oh Mann, ist das eklig", murmelte ich und verzog angewidert das Gesicht.
Ich warf den Finger auf den Boden und fing an ihn zu salzten. Es kam mir fast so vor, als würde ich etwas zu Essen vorbereiten. Als ich mit dem Würzen fertig war, kippte ich das Benzin drauf. Gerade als ich ihn anzünden wollte, flog ein altes Holzstück aus dem Regal und traf mich am Kopf.
Im nächsten Moment lag ich auf den Boden und hatte große Schmerzen im Kopf. Stöhnend wollte ich mich aufrichten, aber ich kam nicht dazu. Der Geist tauchte plötzlich vor mir auf und drückte mich gegen die nächste Wand. Panisch sah ich mich um und entdeckte Caroline. Sie starrte geschockt zu uns und wusste scheinbar nicht was sie tun sollte. Ich zeigte auf das Feuerzeug und sie schien zu verstehen, was ich von ihr wollte. Keine 30 Sekunden später brannte der Geist lichterloh. Der Druck gegen die Steinmauer wurde aufgehoben und ich sackte auf den harten Boden. Ich war mit den Nerven am Ende und blieb für einen Moment einfach auf dem Boden liegen. Es war vorbei!
Ich biss genüsslich in einen Hamburger und konnte gar nicht aufhören vor mich hin zu schmatzen. Ich befand mich noch immer in Alabama und wusste nicht so ganz was ich machen sollte. Der Fall war schließlich erledigt, aber dennoch wusste ich nicht, was ich jetzt mit meiner wertvollen Zeit anstellen sollte.
Plötzlich bekam ich heftige Kopfschmerzen und ich ließ meinen Burger aus der Hand fallen. Die Schmerzen waren so stark, dass mir für einen Moment die Luft wegblieb und ich Angst hatte zu ersticken. Um mich herum wurde es strahlendhell. Ich sah eine Frau mit schwarzen Haaren. Sie lag tot auf dem Boden und ein paar Meter entfernt standen Sam und Dean. Im nächsten Moment waren sie weg und ich sah wieder das Café vor mir. Schweratmend stand ich auf und schwankte zu meinem Auto. Ich musste Sam und Dean finden.
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Das Band der Familie
FanfictionCara Winchester ist die kleine Schwester von Dean und zugleich die Zwillingsschwester von Sam. Als sie zehn Jahre alt war, bemerkten sie und auch ihre Familie das mit ihr etwas nicht stimmte. Es hatten sich bei ihr seltsame Kräfte gebildet und keine...