Blutiger Valentinstag

15 0 0
                                    


Desinteressiert saß ich auf einem Stuhl neben Dean in einem Motelzimmer. Ich hatte ein Buch zu Hand, während Dean am Laptop saß und irgendwas durchsuchte. Dann ging die Tür auf und Sam kam herein. „Wie war's?", fragte Dean und schloss den Laptop. „Keine EMF, kein Schwefel und keine Anzeichen von Dämonischem." „Ja, bei uns war es auch nicht toll. Die beiden hättest du sehen müssen...ekelhaft. Zwei Menschen, die sich gegenseitig auffressen, ist irgendwie nicht mein Ding", klärte auch ich Sam auf.
„Naja, wir haben unsere Fühler ausgestreckt, mehr können wir heute Abend nicht tun. Also, geht und vergnügt euch", meinte Sam und schüttelte belustigt den Kopf. „Wo sollen wir denn hingehen?", fragte ich verwirrt und legte den Kopf schief. Auch Dean sah unseren Bruder fragend an.
„Na komm Dean, du liebst Valentinstag, schon vergessen? Wie nennst du es? Das Weihnachtsfest für Junggesellen." Ich lachte leicht spottend auf und Trank von meinen Bier. „Ja klar, kann ja alles sein, doch dieses Jahr ist mir nicht danach." „Das heißt all die einsamen Frauen die an Valentinstag alleine sind, interessieren dich nicht mehr." „Ich schätze nicht." Sam verzog das Gesicht, zu einer Fratze und schüttelte leicht den Kopf. „Was?", murrte Dean leicht gereizt. „Naja du bist wie ein Hund, wenn er nicht frisst dann weiß man das was nicht stimmt." „Ich weiß deine Oberlehrerhafte Sorge dankend zu schätzen, arbeiten wir nun oder was?"
Genervt von dem Getue meiner Brüder wollte ich einen weiteren Schluck nehmen, als es auch schon leer war. Schnell stand ich auf und nahm mir noch eins, ehe ich auch meinen eigenen Laptop aufschlug. Das erste was ich sah, war eine nackte Frau die mir ihren Busen direkt ins Gesicht hielt. Wütend atmete ich aus. „Dean?!" „Was?" Genervt sah mich eben genannter an. „Guckst du auf meinem Laptop Pornos?" Gereizt sah ich meinen Bruder an. „Äh nein?" „Das ist abartig und du bekommst meinen Laptop nicht mehr und dafür mach ich jetzt ein Passwort rein!", fuhr ich ihn wütend an. „Hey hört mal auf zu streiten! Drei Menschen wurden tot aufgefunden", fuhr Sam dazwischen und sah uns beide eindringlich an. Innerlich fluchend nahm ich mir vor, dass ich Dean erst nach dem Fall die Birne eintreten würde, sollte er nochmals seine Filmchen auf meinen Laptop angucken.
Augen verdrehend machten wir uns direkt auf dem Weg zum Leichenschauhaus. Als wir ankamen, lief uns direkt ein Typ mit einem schwarzen Anzug an uns vorbei. Sam sah besagtem Typen eine Weile nach und runzelte nachdenklich die Stirn. „Alles klar?", fragte ich und warf ebenfalls einen kurzen Blick in Richtung des Manners, der schon hinter der nächsten Ecke verschwunden war. „Alles bestens", antwortete Sam und öffnete die Tür.
„Agent Murley, Agent Carter Ihr kriegt den Hals nicht voll was?", brummte uns der Gerichtsmediziner entgegen. „Wir interessieren uns für Doppelselbstmord", erklärte ich freundlich und lächelte leicht gezwungen. „Bin gerade damit fertig geworden." „Dr. Conner unser Partner Spezial Agent Cliff." „Cliff das wichtigste ist getan, ich habe die Organe entnommen und die Proben weggeschickt." „Prima, dürfen wir uns die Leichen mal ansehen?", fragte Sam. „Na klar, aber wie schon gesagt, ich habe Ihren ganzen Kram schon eingetuppert." Damit zeigte er uns die Organe die im Kühlschrank aufbewahrt wurden. „Super", gab ich leicht angeekelt von mir. Er warf uns den Schlüssel zu und sah uns durchdringlich an. „Bitte es wäre nett, wenn Sie alles danach wieder in den Kühlschrank tun." Nickend ließen wir ihn gehen.
Gelangweilt besahen wir uns die Organe. Während Sam den Darm in behandschuhten Händen hielt und genaustens studierte, hatte Dean das rote, schwabbelige Herz umklammert und ich bekam die Aufgabe mich um die Leber zu kümmern. „Hey Sam! Alles Liebe zum Valentinstag!", säuselte Dean und schob unserem Bruder das Herz rüber. Auch wenn mir nicht danach war, musste ich grinsen.
Gerade nahm sich Dean das nächste Herz, als Sam ihn stoppte. „Wow...warte mal!", wies er ihn an und öffnete die Dose des anderen Herzens. „Diese Herzen haben identische Markierungen." Vorsichtig besah ich mir die Herzen, während Sam mit einem Vergrößerungsglas ran ging. „Das sieht aus wie Buchstaben, oh nein!" „Was?". Kam es synchron von Dean und mir. „Es sieht aus wie henochisch." Genervt stöhnte ich auf. „Engel!", entfuhr es mir dabei. „Also, so ähnliche Zeichen wie auf unseren Rippen?", fragte Dean und legte überlegend die Stirn in Falten. Verwirrt sah ich meine Brüder an und zog meine Augenbrauen nach oben. „Ihr habt solche Zeichen auf euren Rippen?". Dean schüttelte den Kopf. „Wir haben solche Zeichen auf unsere Rippen!" „Was heißt denn wir? Ich wüsste jawohl von so etwas!" „Äh nein. Cass hat es dir rein geritzt, als du geschlafen hast", sagte Dean beiläufig und schaute auf die Herzen. „Warte...was?!" Ohne mich weiter zu beachten, rief Dean Castiel an.
„Cass? Hier ist Dean...ja Zimmer 31c im Keller." Dean brauchte nicht mehr weiterreden, denn der Engel war längst da. „Ich bin jetzt da", erklärte dieser überflüssigerweise und starrte Dean an, der nur wenige Zentimeter vor ihm stand. Obwohl es wirklich mehr als nur unnötig war, redeten beide weiter stumpf ins Telefon. „Das sehe ich", kam es gepresst von Dean und wich einen Schritt zurück. „Ich leg dann auf", informierte der Engel und steckte das Handy weg.
„Ihr wärt ein bezauberndes Pärchen", murmelte ich tonlos und versuchte dabei Cass mit meinen Blicken zu töten. Die Sache mit den Rippen war noch lange nicht vom Tisch. Castiel besah sich die Herzen und nickte abwesend. „Du hast recht Sam, das sind Engelssymbole. Ich schätze ähnliche Zeichen werdet ihr auch bei den anderen Opfern finden." „Und was ist das? Ich meine...was bedeuten sie?", wollte Sam wissen und starrte gelangweilt zu den Herzen hinab. „Es ist ein Zeichen der Vereinigung. Dieses Paar war bestimmt dafür Sex zu haben." Ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah Castiel an. Es war mir befremdlich, wenn er so sprach. Es war natürlich nur ein normales Wort und dennoch fand ich es etwas seltsam so etwas von unserem Engel zu hören. „Doch wie kommen sie dorthin?", bohrte unser Haarmodel weiter nach. „Nun ja, ihr nennt ihn Amor." „Wie bitte?", entkam es mir. Fragend sahen wir den Engel an und schüttelten dabei nachdenklich und auch ungläubig den Kopf. „Nun, wen ihr Menschen fälschlicherweise Amor nennt, ist der niedriger Rang eines Engels." „Ein Engel dritter Klasse also?", mutmaßte ich schulterzuckend. „Ja genau." „Du meinst ein kleines, fliegendes, fettes Kind in Windeln?", fragte Dean schmunzelnd und auch ich stellte mir so Amor vor. „Sie sind nicht Inkontinent." „Du willst uns also sagen..." Doch da wurde Sam auch schon von einem aufbrausenden Cass unterbrochen. „Ich will damit sagen, dass ein Engel aus der Reihe tanzt! Das heißt, wir müssen ihn aufhalten, bevor er wieder tötet!" „Toll, gestern noch Dämon und heute ein fliegendes, fettes Baby in Windeln", schnaubte ich genervt und verdrehte die Augen. Das konnte ja heiter werden.
Gestresst saßen wir nun in einem gewöhnlichen Lokal und warteten auf Amor, als auch schon die Kellnerin kam und uns das bestellte Essen servierte. Dean bekam ein Burger mit Pommes vorgesetzt und Sam lediglich einen Salat. Da ich absolut keinen Hunger hatte, verzichtete ich auf eine Mahlzeit. Auch Dean schien nicht wirklich den Drang etwas zu essen zu verspüren und schob den Teller lustlos von sich weg. „Du willst das nicht mehr?", fragte Castiel und ohne auf Antwort zu warten, aß Castiel den Burger. Ich konnte Sam und Dean nicht zuhören, weil ich mich ein lautes, schmatzendes Geräusch ablenkte. Genervt massierte ich mir die Schläfe und versuchte es zu ignorieren, doch schien es immer lauter zu werden, bis mir dann der Kragen platzte. Wütend schlug ich mit der flachen Hand auf den Tisch. Erschrocken zuckten die Jungs zusammen und sahen mich an. Ich drehte mich um und tippte dem Mann hinter mir auf die Schulter. Genervt drehte er sich um.
„Hey, ich bin ebenfalls ein Gast in diesem Restaurant und ich bin wirklich sehr genervt von Ihrem Geschmatze. Würde oder wäre es Ihnen möglich Ihren Mund beim Kauen zu zumachen?", fragte ich so freundlich wie ich konnte, nur war meine Stimmlage nicht im Ansatz so freundlich, wie es meine Worte waren. Provozierend nahm er seinen Burger in die Hand, biss hinein, fing ekelerregend laut an zu schmatzen und zeigte mir dabei sein Essen. „Lass mich überlegen... Nein." Dabei flog ein Teil seines Essens aus dem Mund und blieb vor meinen Fuß liegen. Ich fing an zu lächeln. „Nun gut, also hören Sie mir zu! Wenn sie in den nächsten zehn Sekunden nicht aufhören zu schmatzen, dann werde ich wirklich wütend. Und ich meine nicht wütend im Sinne von 'ich hole die Kellnerin', nein! Sondern eher so 'ich schieße ihn ihre scheiß Kniescheibe weg und stochere mit meinem Finger noch drin rum' wütend." Ich ließ absolut kein Freiraum für Zweifel und funkelte ihn bedrohlich über die Armlehne hinweg an. Einige Herzschläge lang starrte mich der Fettsack mit großen Augen an, ehe er sich wieder wegdrehte und tatsächlich aufhörte, wie ein Schwein zu kauen. Ich drehte mich wieder nach vorn und atmete genervt aus. Fassungslos sahen mich meine Brüder an. „Was sollte das?", wollte Sam wissen. „Was das sollte?", wiederholte ich seine bescheuerte Frage und zog meine Augenbrauen zusammen. „Der Kerl hat mich genervt!" Gerade wollte Sam etwas dazu sagen, als Cass ihn schon vorab unterbrach. „Er ist hier!", informierte uns der Engel und auf. Wir folgten ihm unauffällig Richtung Getränkelager. Als wir hinten in der Lagerhalle ankamen, schien Cass auch schon irgendwelches Engelsgedöns zu machen. „Cass, wo ist er?", fragte ich irritiert und scannte den Raum routiniert ab, konnte aber nichts Verdächtiges ausmachen. „Ich hab ihn abgefangen." „Soda kama marana, du musst dich offenbaren.", sagte Cass irgendeine henochische Zauberformel auf. Wir sahen uns um, doch es schien nichts passiert zu sein.
„Und wo ist er?", fragte Dean, als mit plötzlich jemand hinter ihm stand. „Hier bin ich", lachte der Fremde, packte ihn von hinten und hob ihn hoch. „Hilfe!" „Oh Hilfe ist schon unterwegs! Ja, das ist sie, ja, das ist sie!" Bevor wir reagieren konnten, ließ er Dean auch wieder los. „Hallo, naaaaa!", schrie er begeistert und umarmte Castiel. Die Knuddelattacke alleine war nicht das, was uns wirklich an der ganzen Sache verstörte, nein, es war die Tatsache, dass dieser Engel dritter Klasse...nackt war.
„Das ist Amor?", fragte Dean Castiel entsetzt. „Ja", gab Castiel unter Anstrengung zu. „Na, das ist doch!", rief der nackte Kerl begeistert und lief auf Sam zu. Dieser bekam ganz offensichtlich Panik und wollte fliehen, doch es war zu spät. „Nein!" „Doch, doch, doch!" Damit stand er vor Sam und umarmte ihn stürmisch. „Ist das ein Kampf? Kämpfen die?", fragte Dean mit weit aufgerissenen Augen. „Das ist ihre Begrüßung", informierte Cass und seufzte leise vor sich hin. „Das gefällt mir nicht", stellte Dean klar und schüttelte panisch den Kopf. „Keiner mag das." Das konnte ich mir durchaus vorstellen. Dann ließ der nackte Typ Sam los und drehte sich zu mir um. Oh nein! Ich schüttelte den Kopf und streckte abwehrend die Arme von mir. „Keine gute Idee! Ich hab...ähm...eine Phobie gegen menschliche Haut", versuchte ich mich unbeholfen aus der Affäre zu ziehen, doch der Engel ließ nicht mit sich verhandeln und so wurde auch ich in den Arm genommen. Mit verzogenem Gesicht tätschelte ich seinen freien Rücken, ehe er mich auch losließ und sich vor Castiel stellte.
„Was kann ich denn für euch tun?", fragte er breit grinsend. „Wieso tust du das?", kam Cass sofort auf den Punkt, was man von ihm gar nicht gewohnt war. „Was tue ich denn?" „Deine Opfer, die du markiert hast, sie zerstückeln sich gegenseitig." Sofort hörte er auf zu lächeln und sah seinen Engelsbruder bestürzt an. „Was?", fragte er komplett schockiert. Ich verdrehte genervt die Augen und tippte mit meinem Finger gegen meinen Arm.
„Hör mal du Nackedei! Wir wissen, dass du deine Opfer mit deinen Giftpfeilen triffst und diese sich dann gegenseitig auseinandernehmen!", sagte Dean wütend. „Wir wissen nur nicht wieso!", fügte Castiel hinzu und sah den nackigen Kerl ernst an. „Ihr denkt, dass ich das war? Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Damit fing der Engel an zu weinen und drehte sich weg. Doch statt Mitleid oder dergleichen zu fühlen, fühlte ich nur Wut. „Vielleicht sollte einer mit ihm reden?", schlug Sam zögernd vor. „Ja, ist eine gute Idee. Mach das Cass.", meinte Dean und schob besagten Seelentröster vor. Cass warf mir einen kurzen, fast schon flehenden Blick zu. „Willst du nicht lieber?" Ich schüttelte den Kopf und stieß ein freudloses Lachen aus. „Nein alles gut. Mach nur!" Dabei klopfte ich ihm auf die Schulter und schob ihn Richtung tropfenden Engel.
„Ähm, hör zu", fing er unbeholfen an zu stottern und sah unsicher zu uns nach hinten. Aufmunternd nickten wir ihm zu und streckten die Daumen nach oben. „Wir wollten nicht deine Gefühle verletzen." In dem Moment drehte Amor sich um und umarmte Castiel wie ein kleines Kind. „Liebe ist mehr als nur ein Wort für mich! Ich liebe die Liebe und wenn das falsch ist, will ich nicht richtig sein." Ich verzog bei diesem Schmalz das Gesicht. „Oh Mann", murmelte ich gequält und rollte, wie so oft, mit den Augen. „Ja, ja natürlich! Ich habe keine Ahnung was du da redest", gab Castiel zu. „Ich habe nur meine festgelegten Runden gemacht, was die Zielpersonen danach machen, hat nichts mit mir zu tun. Ich folge nur meinen Anweisungen. Bitte Bruder, lies meine Gedanken, lies sie und du wirst sehen!" Cass sah ihm tief in die Augen, wartete einige Sekunden und drehte sich dann zu uns um. „Er hat es nicht getan. Er sagt die Wahrheit." „Natürlich sage ich die Wahrheit. Danke!" Ich atmete aus und kratze mich überlegend am Kopf. Also hatten wir unseren Täter noch nicht gefunden. Scheiße. „Warte, du sagtest du bist Anweisungen gefolgt. Wessen Anweisung?", hakte ich nach. „Was? Des Himmels natürlich, du Dummerchen", lachte er. „Wieso interessiert es den Himmel, ob Harry auf Sally trifft?" „Eigentlich interessiert es sie nicht. Nur bestimmte Stammbäume oder Schicksale, wie eures zum Beispiel!" Fragend sah ich den Engel an. Was meinte der Kerl?
„Die Vereinigung von John und Mary Winchester war wahnsinnig wichtig da oben, oberste Priorität!", gab uns der Engel zu verstehen. „Wie bitte? Du hast unsere Eltern zusammengebracht?", fragte ich fassungslos und merkte dabei, wie mir die Wut aufstieg. „Ich war's nicht, aber JA" Ich ballte meine Hand zu einer Faust und biss mir leicht gegen die Lippe. „Und das war gar nicht so einfach, denn sie konnten sich anfangs nicht ausstehen. Aber nachdem wir mit ihnen fertig waren, waren sie das perfekte Paar!" „Perfekt?", wiederholte ich die Bezeichnung des Deppens vor uns und wollte ihm am liebsten einen seiner unsichtbaren Pfeile in den nackten Hintern jagen. Als ich noch weiterte Sekunden darüber nachdachte, schob ich diese Idee wieder schnell zur Seite, denn...oh fuck...dieses Kopfkino... „Ja!" „Sie sind tot!", mischte sich nun auch mein älterer Bruder Dean ein. „Oh...das tut mir leid, doch die Anweisung war eindeutig, Du, Sam und Cara ihr musstest geboren werden. Sie waren einfach bestimmt für einander...Hihi. Der Himmel führte sie zueinander himmlisch!" Auch Dean platzte der Kragen, denn er schlug dem Engel Mitten ins Gesicht. Doch widererwarten schien dieser Angriff Amor körperlich nichts auszumachen, nicht so wie Dean, denn der musste sich vor lauter Schmerz die Hand halten. „Mistkerl!", fluchte er gepresst und verzog leicht das Gesicht, während Amor einfach verschwand. „Wo ist er?", fragte er verwirrt und sah sich um. „Ich glaub du hast ihn verärgert", meinte Cass und ich glaubte so etwas wie Spott aus seiner, sonst so eintönigen, Stimme zu hören. „Ich hab ihn verärgert?", fragte er völlig empört. „Alter, hör auf! Du hast Amor geschlagen!", mischte Sam sich ein und sah unserem Bruder tadelnd an. „Ich hab einen Arsch geschlagen", verteidigte er sich und rieb wehleidig über seine Hand. „Ich pflichte ihm ausnahmsweise bei. Der Kerl hat es verdient", seufzte ich. Sam sah mich mit einem Blick an der so viel sagte wie: Halt die Klappe, du bist nicht hilfreich. „Wollen wir drüber reden was in letzter Zeit mit dir los ist oder nicht?", wollte Sam tiefer graben, doch Dean war alles andere als begeistert. „Oder nicht!", hielt er strikt dagegen und lief zur Tür.
Gelangweilt saßen Dean und ich wieder im Motelzimmer und warteten auf Sam, der zur Gerichtsmedizin gerufen wurde. Als Dean's Handy klingelte, sahen wir auf. „Sam? Also was hast herausgefunden?", wollte er sofort wissen und stellte auf Lautsprecher um. „Das Opfer wurde nicht von Amor gekennzeichnet." „Also haben wir zehn Junkie-Fälle und vier Liebespaare?", fragte ich und stellte fest, dass es alles ziemlich haltlos war. „Also schön Sammy, wir sehen uns in zehn Minuten." Mit diesen Worten legte Dean auf und ich sah ihn fragend an.
„Was ist?" Genervt verdrehte er seine grünen Augen und funkelte mich an. „Was ist momentan los bei dir?", fragte ich ihn geradeheraus, wonach er mich gestresst ansah. „Was mit mir los ist? Die Frage ist wohl er was mit dir los ist. Du bist wie ein Kind, was dauerhaft einen Wutanfall hat! Ich meine du hast ein Mann bedroht, weil er was gemacht hat? Ach genau...geschmatzt." „Ach und du bist Miss Perfekt oder was? Wer hat denn Amor geschlagen?!", rief ich ebenfalls gereizt und sogar leicht wütend aus. Ohne ihn weiter zu beachten, schlug ich wieder das angefangene Buch auf und wollte gerade weiterlesen, als die Tür aufgerissen wurde und Sam hineinkam. Er hatte zusätzlich einen schwarzen Aktenkoffer bei sich und wirkte damit wie ein scheiß Steuerberater. Neugierig stand ich auf und besah ihn mir, als Sam ihn auf dem Tisch ablegte. „Was ist das?", fragten Dean und ich zeitgleich. „Ich weiß nicht, aber ich habe es einen Dämon abgenommen", klärte uns mein Zwilling auf und fuhr sich durch die länglichen Haarsträhnen, die ich ihm zu gerne mal stutzen würde.
„Nun denn, öffnen wir die Kiste der Pandora... erneut", gab ich von mir und versuchte die fatalen letzten Male nicht nochmals durch meinen Kopf gehen zu lassen. Sam und Dean öffneten vorsichtig die Aktentasche und raus kam ein helles, weißes Licht. Ich musste mich leicht wegdrehen, um nicht geblendet zu werden. „Was war das?", entkam es mir aufgeregt. „Das war eine menschliche Seele. Allmählich ergibt alles einen Sinn", kam es plötzlich von hinten. Fragend drehten wir uns zu Castiel um, der plötzlich aufgetaucht war und nun einen Burger in Händen hielt und ihn aß. Welch sonderbares Verhalten des Engels das doch war, zumal er doch eigentlich keine irdischen Bedürfnisse zu stillen hatte, wie es zum Beispiel der Schlaf oder die Nahrungsaufnahme waren. „Seit wann isst du?", fragte Dean verwirrt und kam mir damit zuvor, denn auch ich wollte mich nach dem Grund erkundigen. „Ganz genau mein Hunger ist ein Hinweis." „Worauf?", fragten wir drei synchron. „Diese Stadt leidet nicht an einem Liebeskummer Effekt oder so was, sie leidet an einem Hunger. Oder um es noch deutlicher auszudrücken, an einer Hungersnot." Fragend schüttelte ich den Kopf. Was redete dieser geflügelte Kerl nur für einen Unsinn?
„Hungernot, wie der Reiter?", hakte Sam nach und sah dabei nicht wirklich erfreut aus. „Klasse, das ist wirklich klasse!", regte Dean sich auf. „Oh Super, ich wollte schon immer mal gegen einen der vier Reiter kämpfen", gab auch ich sarkastisch von mir und fügte noch hinzu: „Ich dachte Hungernot heißt nichts zu essen zu haben?" „Eigentlich schon, aber es ist nicht nur das Essen. Jeder scheint nach irgendwas hungrig zu sein. Sex, Drogen, Aufmerksamkeit, Liebe, Wut." Beim Letzten sah der Engel für einen kurzen Augenblick zu mir. Ich zog meine Augenbrauen hoch und sah ihn fragend an, doch da wandte er seinen Blick wieder ab und fixierte stattdessen Dean.
„Das würde Amor erklären." Natürlich wussten wir alle, auf was der Engel anspielte. Es deutete unsere Wutausbrüche im Restaurant, als eine Art Zeichen der Hungersnot. „Genau. Er hat sie angefixt, dass sie sich nach Liebe sehnen und dann wurden sie quasi tollwütig." „Okay aber was ist dann mit dir? Ich dachte Engel stehen nicht auf Fastfood?", bohrte Dean nach und verschränkte überlegend die Arme vor der Brust. Die ganze Sache schien ihm nicht zu gefallen und ich konnte es ihm nicht verübeln, denn auch ich war nicht wirklich begeistert von der Situation und dem Fakt, dass wir wohl bald wieder einem der vier Reiter gegenüberstehen würden. „Das ist meine Hülle, Jimmy. Sein Appetit auf Fleisch ist von der Hungersnot verstärkt worden", führte er weiter aus und biss demonstrativ von seinem Bürger ab. „Die Hungernot kommt also in die Stadt uns alle drehen durch?", schlussfolgerte unser wandelndes Lexikon Sam und seufzte frustriert. „Und ich sah und sehe ein schwarzes Pferd und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und der Hunger wird keinen Maß kennen, denn er selbst ist der Hunger und sein Hunger wird austreten und die Luft verpesten"; zitierte der Engel aus der Bibel und jagte mit damit einen leichten Schauer über den Rücken. „Klingt nach einem tollen Spielgefährten", murmelte ich mehr zu mir selbst und strich mir eine verirrte Strähne hinters Ohr.
„Die Hungersnot ist hungrig und ernährt sich von Seelen." „Also das war in den Koffer, die Seele des Verfressenen." Im nächsten Moment tauchte das Bild des Toten aus dem Leichenschauhaus vor meinem inneren Auge auf. Armer Kerl, dachte ich mir nur und seufzte tonlos. „Lucifer hat die Dämonen geschickt, um sich um die Hungernot zu kümmern, ihm essen zu geben und sicher zu gehen, dass er bereit ist." „Bereit? Wofür denn?", fragte mein älterer Bruder nach. „Über das Land zu ziehen"; klärte uns der verfressene Engel mit dem Trenchcoat auf. Ich setzte mich auf mein Bett und nahm mein Buch wieder zur Hand. Vielleicht schaffte ich es bei diesem wiederholten Anlauf etwas daraus zu lesen und mich womöglich von dem ganzen Mist abzulenken. Cass setzte sich neben mich und aß unbeirrt seinen Burger weiter. „Was liest du da?", wollte er wissen und drehte sich zu mir, um einen kurzen Blick auf den Inhalt des Buches zu erhaschen. „Herr der Ringe." „Ist nur was für Nerds"; sagte Dean schnaubend und sah auf Castiel hinab. „Stimmt doch überhaupt nicht! Das grenzt an Allgemeinwissen, du Idiot! Aber für jemand, der nicht lesen kann, wird das Buch eben nur abgeschrieben!", verteidigte ich meine Lektüre und warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ich kenne die Filmversion, das reicht mir." „Hör nicht auf ihn, Castiel! Wenn das vorbei ist, gucken wir die Filme und danach liest du das Buch", befahl ich mit strengem Ton. Dean verdrehte lediglich die Augen und verschränkte die Arme in sich.
„Die Hungersnot also?", kam er auf das eigentliche Thema zurück und führte uns allen den Ernst der Lage wieder vor die Augen. Cass nickte darauf nur, da kam auch schon Sam aus dem Bad und mischte im Thema direkt mit. Die Frage, wann er überhaupt verschwunden war, versuchte ich mir nicht zu stellen, denn es war im Endeffekt auch nicht wirklich relevant. „Soll das heißen, die Stadt wird einfach Essen, Trinken und sich so zu Grunde richten?" „Wir sollten es verhindern." No shit, Sherlock. Manchmal wusste ich wirklich nicht, ob der Engel einfach nur so tat, oder ob er wirklich so dermaßen beschränkt war. „Und wie sollen wir das anstellen?", fragte Dean gereizt. „Wie habt ihr den Letzten aufgehalten?", kam prompt die Gegenfrage. „Der Krieg erhielt seine Kraft durch diesen Ring", meinte Dean und zeigte uns besagtes Schmuckstück. Kaum präsentierte er uns das glänzende Teil, konnte ich mich einfach nicht zurückhalten und schlug das Buch geräuschvoll zu.
„Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, und ins Dunkel zu treiben und auf ewig zu binden!" Das passte ja wie die Faust aufs Auge. Nur Dean sah mich böse an und fand mich wohl so ganz und gar nicht witzig. „Halt die Klappe. Halt einfach die Klappe, okay?!", fuhr er mich kopfschüttelnd an, ehe er sich wieder an unseren himmlischen Begleiter wandte. „Glaubst du die Hungernot hat auch so ein Ring?" „Ich weiß das er ein hat." „Also, finden wir ihn und schneiden den Finger ab." „Dean?", meldete sich Sam zu Wort. „Ich kann nicht mitkommen." Fragend sah ich meinen Zwilling an. Was zum... „Ich bin süchtig nach Dämonenblut!" „Ich glaub ich spinne! Du musst ihn hier wegschaffen!", wies Dean den Engel an und seinem psychoblick zu urteilen, war ein Widerspruch zwecklos.
„So läuft das nicht. Er ist schon Infiziert...es wird nur noch schlimmer." Na wunderbar! Besser konnte es doch kaum noch werden, oder?! Ich kramte in meine Tasche rum, die neben dem Bett stand, und holte ein Paar Handschellen hervor. Es waren zwar Handschellen mit rosa Plüsch dran, aber hey...besser als nichts, oder?! „Ketten wir ihn an und besiegen den Hunger." „Wieso hast du die in deiner Tasche?", fragte Dean verwirrt, ehe er seine Hand hob und die Augen ergebend schloss. „Vergiss es ich will es nicht wissen." Ich verdrehte nur die Augen und versuchte gleichzeitig ein Schmunzeln zu unterdrücken. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was in dem perversen Hirn meines Bruders vor sich ging und...was sollte ich sagen? Ich liebte es ihn zu ärgern. Sam dagegen kommentierte die ganze Situation nicht, sondern schien einfach nur wollen, dass die ganze Scheiße hinter ihn gebracht wurde. Wir sperrten ihn im Badezimmer ein und schoben den Schrank davor, um ihn an einen Ausbruch zu hindern. Als wir alles halbwegs gut verbarrikadiert hatten, gingen wir nach draußen und setzten uns in den Wagen. Dean klemmte sich hinters Steuer und ich warf mich auf den Beifahrersitz. Gerade als ich am Radio herumdrehen wollte, schlug Dean mir auf die Finger und deutete mir, dass nur er das Recht hatte an seinem Baby herumzudrehen. Augenrollend ließ ich mich in den Sitz sinken, schnallte mich an und wartete darauf, dass mein Bruder die Güte hatte endlich loszufahren, was glücklicherweise augenblicklich geschah.
Wir machten uns auf den Weg zur Gerichtsmedizin. Der Grund war simpel, denn wir mussten unbedingt diese scheiß Hungersnot aufhalten, bevor es zu spät war. Und wie konnte man besser einen Reiter ausfindig machen, der auf menschliche Seelen steht, als dass man ihm eine Falle stellte. Vor der Gerichtsmedizin warteten wir. Der Pathologe war leider verstorben. Er hatte sich zu Tode gesoffen, doch seine Seele sollte uns als Köder dienen.
Cass kam in dem Moment mit einer weiteren Tüte Burger zurück. „Alter, dein wievielter ist das?", fragte ich interessiert nach und doch konnte ich meinen Zorn nicht gänzlich aus der Stimme vertreiben. „Ich müsste im 100er Bereich sein. Wisst ihr was ich nicht verstehe?", murmelte er mampfend. „Wo ist dein Hunger, Dean? Allmählich verfällt jeder den Hunger, doch du scheinst resistent zu sein." „Nun ja, wenn ich essen möchte, esse ich. Will ich trinken, trink ich. Will ich Sex, dann hab ich ihn. Dasselbe gilt für einen Streit oder sonst was", meinte er schulterzuckend und schien wahnsinnig unbeeindruckt zu sein. „Du bist also einfach nur ausgeglichen?" „HA! Genau, Dean und ausgeglichen. Guter Witz, Cass." Dean drehte sich nach hinten und sah mich an. „Und was ist dein Hunger?" „Ich habe keinen." „Doch, du bist wütend", erklärte Cass und biss erneut von seinem Brötchen ab. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und wollte dies verneinen, doch genaugenommen hatte er recht. Ich war schon seitdem ich hier war so wütend und alles nervte mich tierisch. Selbst die Dinge, die mir sonst so egal waren, brachten mich auf die Palme. „Wie kann man auf Wut hungrig sein?", fragte Dean überaus verwirrt. „Nun ich denke, dass Wut etwas ist, was Cara nicht all so oft in solch einem Maßen auslässt und irgendwann vermisst man auch solch ein Gefühl und das kann ebenfalls hungrig machen. Genau so kann man auch abhängig von Traurigkeit sein. Manche Menschen sind es so oft, weil sie einfach das Gefühl davon lieben und es nicht loslassen können." Ich schüttelte den Kopf. „Das ist schwachsinnig", murmelte ich und verschränkte bockig die Arme vor der Brust. Ich konnte das nicht glauben. Ich wollte es nicht glauben, denn es klang wie der größte Bullshit überhaupt. Im nächsten Moment machte Dean uns auf eine Person mit einem schwarzen Koffer aufmerksam, der genauso aussah, wie der den Sam mitgebracht hat. Dean zögerte nicht eine Sekunde lang und folgte dem Typen. Wir machten erst Halt, als wir vor einem Restaurant ankamen.
„Wollen wir den Plan nochmal durch gehen?", fragte Dean Castiel, dieser sah allerdings traurig auf die leere Tüte, da wo woher seine vielen Burger drin waren und beachtete sein Gegenüber nicht. „Hey Happy Meal!" „Ich nehme dieses Messer, schneide der Hungersnot den Ring vom Finger und wir treffen uns wieder hier", gab er gelangweilt den Plan von sich. Ich ballte meine Hände und sah stur aus dem Beifahrerfenster. „Ich muss sagen, das klingt überzeugend", redete Dean mit dem längst verschwundenen Castiel. Minuten vergingen, doch der Engel war noch nicht zurück. „Das dauert zu lange", stellte er zähneknirschend fest. „Gehen wir hinterher?" Ohne auf seine Frage etwas zu erwidern, öffnete ich die Beifahrertür und stieg aus. „Danke für die Antwort", brummte er und stieg ebenfalls aus. Routiniert überprüfte ich, ob ich noch mein Messer bei mir trug und stellte erfreut fest, dass es so war. Schnell liefen wir zur Hintertür und öffneten diese. Das erste, was wir sahen, war ein Mann, der mit dem halben Körper in die Fritteuse hing und vor sich hin brutzelte.
„Ekelhaft", murmelte ich und lief vorsichtig an ihm vorbei. Von weitem konnten wir den Engel im Trenchcoat sehen, doch dieser schien schwer beschäftigt zu sein. Statt unseren Plan zu verflogen, futterte der nämlich irgendetwas in sich hinein, was ich allerdings nicht genau identifizieren konnte. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, musste es aber wirklich verdammt lecker sein. Durch einen gespiegelten Serviettenhalter sah ich einen Dämon auf uns zu kommen und reagierte sofort. Schnell drehte ich mich um, zog mein Messer und stach ihm direkt in die Brust. Mit einem dumpfen Knall lag er regungslos auf dem Boden. Auch Dean kämpfte gegen einen Dämon, der ihn kurz darauf gegen die nächstgelegene Wand schleuderte. Mein Herz fing an schmerzhaft gegen meine Brust zu hämmern und ein unsagbarer Druck legte sich auf meine Augen. Ich hielt das Messer krampfhaft fest in meiner Hand und wollte auf den Mistkerl zulaufen, der gerade meinen Bruder bekämpft hatte, als mich der Lauf von Dean's Gewehr an der Schläfe traf und mich augenblicklich zusammensacken ließ.
Ich spürte wie ich festgehalten wurde. Für einen Augenblick war die Wut verschwunden, dies gab mir die Zeit kurz durch zu atmen. Doch das was ich hörte, ließ meine Wut erneut entfachen und das sogar stärker als je zuvor. „Ich kann in dich hineinsehen, Dean! Ich kann sehen, wie gebrochen du bist, wie abgeschlagen. Du kannst nicht gewinnen und du weißt es, aber du kämpft einfach weiter und tust so, als ob nichts wäre. Du hast keinen Hunger, Dean, weil tief in drin schon längst alles tot ist." Als wenn man einen Schalter umgelegt hätte, öffnete ich meine Augen. Der Dämon, der mich festhielt, rechnete nicht damit, dass ich mich plötzlich aufrichtete. Durch das Überraschungsmoment warf ich ihn mit einem Satz über meine Schulter und nahm mir das Messer, was neben Castiel lag, und stach es in ihm hinein. Mit einem Blick nach hinten sah ich, dass Dean immer noch festgehalten wurde. Gerade wollte ich helfen, als die Stimme meines Bruders erklang. Aber es war nicht Dean, nein, es war Sam! Was machte er denn hier?!
„Lasst ihn los!" „Sam Winchester", sagte der alte Mann, der offensichtlich der Hunger war. „Sammy, nein!", rief Dean und in dem Moment wollten die Dämonen auf meinen Zwilling zu stürmen, doch sie wurden zurückgepfiffen. „Halt! Keiner rührt diesen süßen, kleinen Jungen an! Habt ihr verstanden?!". Ich kam nicht umhin, dass sich mein Gesicht verzog. Mit einem flüchtigen Blick auf Sam sah ich, dass sein Mund mit Blut beschmiert war und ich konnte mir nur zu genau denken, woher es kam. Ein Dämon wollte mich grade packen, als ich ihm mit meinem Knie zwischen die Beine kickte und ihm gleichzeitig das Messer ins Herz rammte. „Sam, wie ich sehe, hast du den kleinen Leckerbissen erhalten, den ich dir geschickt habe", säuselte der Reiter. „Sie waren das!", knurrte Sam und verzog den blutigen Mund zu einem gequälten Ausdruck. „Keine Sorge, du bist nicht wie alle anderen! Du wirst nie daran sterben, wenn du zu viel trinkst. Du bist die Ausnahme die die Regel bestätigt, genauso, wie der Teufel dich haben wollte. Also schneide ihnen die Kehlen durch, bediene dich!"
„Sammy, nein!", schrie Dean verzweifelt. Sam schien einen Moment lang nicht zu wissen, was er machen sollte, ehe er seine Hand hob und die Dämonen anfingen sich die Seele auszukotzen. „Widerlich!", murmelte ich, während Dean mir das Messer abnahm und mich einer kurzen Musterung unterzog. Ich nickte ihm nur kurz zu und deutete ihm, dass es mir gut ging. „Nein!" „Also schön, mehr für mich!" Damit nahm die Hungersnot die Seelen in sich auf.
Sam erhob erneut seine Hand gegen den alten Mann. „Sam, ich bin ein Reiter. Deine Kräfte funktionieren bei mir nicht!", meinte er belustigt und zog seine Augenbrauen fast schon amüsiert nach oben. „Stimmt, aber bei denen da drin funktionieren sie!" Kaum hatte er das ausgesprochen, kotzte auch die Hungernot all die dämonischen Seelen wieder aus. „Immer noch widerlich!", grummelte ich und wandte den Kopf zur Seite. Die Wut war weg, sie war zwar immer noch zu spüren, aber das Verlangen danach sie an jemanden raus zu lassen, war verschwunden. Auch Castiel stand auf, auch sein Hunger schien verschwunden zu sein. „Geschafft", murmelte ich niedergeschlagen.





„Dean? Cara? Cass? Wenn ihr da draußen seid, bitte helft mir!", rief Sam panisch, aus dem kleinen Bunker in Bobby's Haus aus. „Wann hört das auf?", fragte ich leise, denn es tat weh Sam so leiden zu hören. „Bald", war das Einzige, was Dean dazu sagte. „Das ist nicht Sam. Nicht wirklich jedenfalls. Das Blut muss nur aus seinem Organismus raus dann..." „Cass, ich muss an die frische Luft", unterbrach Dean den Engel und lief an ihm vorbei nach draußen. Krachend fiel die Tür ins Schloss und für ein paar Sekunden starrte ich ihm wortlos nach. „Es wird wieder", versprach Cass und versuchte mich aufmunternd anzusehen, was leider nicht wirklich funktionierte. „Das hoffe ich! Entschuldige mich kurz", seufzte ich und folgte Dean nach draußen.
Als ich die Tür passierte, hörte ich ihn reden. Er redete...mit sich selbst? „Bitte, ich schaff das nicht!" Seine Stimme schien zu zittern und es machte mich traurig ihn so zu hören, so zu sehen. Er wirkte so...gebrochen, gar nicht wie ich ihn kannte. „Dean?", flüsterte ich und schritt zögernd auf ihn zu. „Was willst du?", entgegnete er mir schroff. Ich biss mir auf die Lippe und fuhr mir übers Gesicht. Auch ich war mit den Nerven am Ende und fühlte mich ausgelaugt und gereizt, weswegen ich ihm deshalb auch keinen Vorwurf machte. „Ist alles in Ordnung?", fragte ich überflüssigerweise, denn offensichtlich schien nicht alles in Ordnung zu sein. „Was interessiert dich das? Ich dachte ich bin nicht dein Bru.." Ich unterbrach ihn wütend und funkelte ihn an. „Jetzt hör doch mal auf. Natürlich seid ihr meine Brüder!", fuhr ich ihn an. „Ich war damals traurig und verletzt, deswegen hab ich das gesagt. Ihr seid meine Brüder, daran kann und will ich nichts ändern. Können wir nicht einfach aufhören zu streiten und für einander da sein?" Meine Stimme zitterte leicht und doch sah ich Dean ernst an. Ohne ein Wort kam er auf mich zu und nahm mich in den Arm. Es dauerte einige Sekunden, doch dann erwiderte ich die Umarmung und es fühlte sich gut an.

Das Band der FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt