In der Heulenden Hütte

68 8 7
                                    

Nach den Osterferien war Felix...erholter, nicht mehr so emotional, und er freute sich sogar fast auf das Quidditchspiel zwischen ihnen und Slytherin.
Oliver war zwar eher unsicher, ob er Felix wirklich mitspielen lassen sollte, auf sein Drängen hin, erlaubte er dies aber. Ihm blieb ohnehin keine andere Wahl. Katie hätte nicht lange durchhalten.

Außerdem arbeitete er wieder etwas engagierter im Unterricht mit. Außer bei Snape. Dort sprach er nur, wenn er aufgefordert wurde. Und da auch nur das Nötigste, damit sein Haus nicht noch mehr Punkte verlor.
So ließ er ohne größere Schwierigkeiten die Wochen hinter sich.
Sogar das Quidditchspiel war ein voller Erfolg, nachdem Oliver immer wieder gepredigt hatte, dass sie mindestens mit sechzig Punkten führen mussten, um den Hauspokal zu gewinnen.

Das einzige Hindernis bestand nun nur noch aus den Abschlussprüfungen.
Am Morgen der ersten Prüfung, Verwandlung würde es heute sein, schob Fred ihm erneut einen Teller zu. Hoffend, dass er diesmal etwas mehr essen würde, als die übliche trockene Toastscheibe.
Felix nickte stumm und fing dann an zu essen. Auch wenn ihm ein wenig schlecht wurde, aber er leerte den Teller bis zum letzten Krümel.
„Dann kann ja heute nichts mehr schiefgehen", sagte Fred munter.

Und tatsächlich. Der theoretische Teil der Prüfung brachten sie schnell hinter sich und als McGonagall ihn bei dem praktischen Teil nach Lee hereinrief, bestand seine einzige Aufgabe darin, einen Couchtisch in eine Truhe zu verwandeln.
Felix' Truhe besaß sogar goldene Verzierungen, was ihm ein paar Extrapunkte einbrachte.
Auch insgesamt verliefen die Tage der Prüfungen nahezu sehr gut. Verteidigung gegen die dunklen Künste und Pflege magischer Geschöpfe absolvierte er sogar fast ohne größere Schwierigkeiten. Sein Fleiß zahlte sich aus.

~

Etwa eine Woche nach den Prüfungen ging Felix gerade durch die Gänge zu den Schlossportalen, er wollte sich noch ein wenig an den See setzen und den frühen Abend genießen, als er plötzlich Hermine und Harry entdeckte. Verwirrt sah er, wie schmutzig und teilweise zerrissen ihre Kleidung war und wollte ihnen eben etwas zurufen, als sie plötzlich in einer Besenkammer verschwanden und Peeves um die Ecke kam.

Er runzelte seine Stirn. Was ging da vor sich?
Auf jeden Fall schien es den beiden Schülern nicht in den Kram zu passen, dass der Poltergeist vor der Tür ihres Versteckes munter vor sich hin pfiff, trällerte und tanzte, also rief er laut:
„Hey, Peeves. Der Blutige Baron will dich sehen. Sofort!"
Peeves zuckte erschrocken zusammen und sah unsicher zu ihm.
„Wa...was? Natürlich. Wo...ist er denn?"
„Da hinten. Komm, ich zeige dir den Raum."
Er drehte sich um und deutete auf die letzte Tür des Ganges.

„Dort hinten. Beeil dich besser. Er war ziemlich wütend."
Peeves zitterte und machte sich sofort auf den Weg. Dann wirbelte Felix herum und ging zu dem Besenschrank. Leer.
Er rannte zum Ausgang und entdeckte sie in einer, schon ziemlich großen Entfernung, vor sich. Sie gingen in die Richtung der Peitschenden Weide, dann waren sie verschwunden.
Etwas ratlos sah Felix auf die Bücher in seinem Arm und sah sich schnell um.
Schnell in den Gemeinschaftsraum und dann zurück.

Stechenden Schrittes machte er sich auf den Weg. Unterwegs traf er auf Lupin, der jedoch keine unangenehmen Fragen stellte, da er selber beschäftigt zu sein schien. Sogar das Nicken, mit dem er grüßte, war ungewöhnlich knapp und seltsam abwesend.
Sobald er die Bücher abgestellt hatte, nahm er seine Beine unter den Arm und rannte, so schnell, wie es ging, nach draußen.

Fast bei der Peitschenden Weide angekommen, sah er wie ein Mann in schwarzer Robe - war das etwa Snape? -
in einem niedrigen Tunnel unter dem Baum verschwand. Das wurde ja alles immer skurriler.

Unschlüssig sah er sich um. Vielleicht konnte Lupin ihm helfen, aber er wusste nicht, wo er hingegangen war. Es würde wahrscheinlich zu lange dauern, nach ihm zu suchen.
Entschlossen zog er seinen Zauberstab und ging auf den Baum zu.

Es war unglaublich, aber er stand still. Wie gelähmt. Bevor er es sich anders überlegte, betrat er ebenfalls den Gang. Er musste sich dabei tief bücken, um voranzukommen. Die Luft um ihn herum war eiskalt und der Boden so glitschig, dass er schon nach wenigen Schritten ausrutschte und einige Meter nach unten schlitterte.
Schnell rappelte er sich wieder auf und lauschte in die Dunkelheit.
Snape schien nicht hier zu sein.

Lumos!"
Mithilfe des weißen Lichtes folgte er dem Gang. Er lief und lief und der Weg schien kein Ende zu nehmen.
Erst nach guten zehn Minuten, entdeckte er einen Lichtschimmer.

Nox!"
Er beschleunigte seine Schritte und kam durch einige lose Dielenbretter in ein verwüstetes, uraltes Zimmer.
Langsam sah er sich um. Er befand sich in der Heulenden Hütte. Das am meisten vom Spuk heimgesuchte Haus Englands. Seine Freunde und er hatten hier einmal in ihrem ersten Jahr Verstecken gespielt. Als es ihnen dann aber zu ungeheuerlich wurde, hatten sie die Hütte wieder verlassen.
Laute Stimmen ertönte und er erhob seinen Kopf. Er fasste seinen Zauberstab fester und ging auf einen breiten Flur. Forschend sah er der alten, brüchig aussehenden Treppe nach oben.

Die Stimmen wurden lauter.
„...ziehe den Werwolf, vielleicht haben sie ja auch ein Küsschen für ihn übrig. Komm jetzt, Potter!", ertönte sehr undeutlich eine bekannte, zischende Stimme.
Harry war hier. Womöglich auch Hermine.

Er stieg den Stufen nach oben, darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen und kam am Treppenansatz an - wo sich ihm ein groteskes Bild bot. Professor Lupin lag zu Snapes Füßen. Gefesselt und geknebelt. Unfähig auch nur einen Finger zu rühren. Und dann...Felix stockte der Atem.

Ein Fremder. Seine bleiche Haut spannte sich über seine Wangenknochen und die verfilzten Haare fielen über seine Schulter. In seinen Augen lag ein fast irrer Ausdruck. Der Ausdruck, den jeder Zauberer und jede Hexe gesehen hatte, als der Tagesprophet über Sirius Black geschrieben hatte. Black war nicht in London. Er war hier.

Snape schien Harry und Hermine vor ihm zu beschützen. Aber weshalb er den Professor überwältigt hatte...er wich einen Schritt zurück, als ein lautes „Expelliarmus!" ertönte und Snape mit voller Wucht von den Füßen gerissen wurde.
Lupin, von dem die Stricke abfielen, rappelte sich auf und im nächsten Moment stand Black mit einem Zauberstab in der Hand da und wandte ebenfalls den Entwaffnugszauber an. Jetzt waren Harry und Hermine definitiv unbewaffnet.

Geistesgegenwärtig stürzte er nach vorne und schleuderte einen Fluch auf den Mörder, der ihn zu Fall brachte.
Accio, Zauberstäbe!"
Sie flogen ihm in die Hand und sein Blick flackerte zu Hermine, Harry und...Ron?
Wimmernd saß der Junge auf einer alten Matratze.

Seine Augen zuckten zurück zu Black, der sich wieder aufgerichtet hatte und entschlossen richtete er seinen Zauberstab auf ihn.
„Warte!"
Fassungslos sah er auf Lupin, der sich ihm mit erhobenen Händen in den Weg stellte.
„Nimm den Zauberstab runter!"

Der Erbe des Prinzen (HP/Wizarding World ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt