Professor Lupin

82 12 0
                                    

„Das...in Wirklichkeit geht das jetzt schon länger. Schon seit ich in Hogwarts angekommen bin", begann Felix langsam.
„Was genau?"
„Diese Träume. Fast in jeder Nacht finde ich mich in ihnen wieder und wache auf, ohne dann noch ein Auge zuzubekommen. Ich kann nicht oft wirklich ruhig schlafen."
Lupin sah ihn mit ernstem Blick an und fragte dann:
„Was kommt in den Träumen vor?"
„Der Mann, der...in den sich mein Irrwicht verwandelt hat. Und...sie. Die Frau. Nur... heute nicht. Heute war es...anders."
„Was war denn heute?"

Felix atmete tief durch. Einerseits war es unfassbar erleichternd, mit jemandem darüber zu reden, auch wenn er praktisch dazu gezwungen wurde, aber andererseits...der Professor würde ihn doch nicht verstehen.
„Sprich ruhig weiter", kam die sanfte Aufforderung aus seiner Richtung.
Felix nickte langsam.

„In den letzten Wochen, wenn es denn wieder einer dieser Träume war, war es immer völlig düster, sie hat...einfach nur geschrien oder geweint und er. Er hat immerzu gelacht. Einfach nur gelacht. Nichts weiter. Nur...gelacht."
Er fröstelte und schloss seine Augen bei der Erinnerung an dieses betäubende Gefühl.
„Aber heute...ich weiß nicht, wo ich war. Es war eine riesige, flache Landschaft. Ein einzelner Baum stand dort", fuhr er fort und versuchte, sich die einzelnen Details zurück ins Gedächtnis zu rufen, was nicht sonderlich schwer war.
Es war, als hätte es sich in sein Gedächtnis gebrannt. Lupin schwieg. Geduldig wartete er.
„Es war ein...Holunderbaum."
Jetzt sah Lupin überrascht auf und Felix nickte.
„Naja, das war ziemlich deutlich zu erkennen. Mein Zauberstab besteht übrigens aus diesem Holz, vielleicht ist das ja wichtig. Keine Ahnung."

„Und dann? Was ist passiert, dass du so entsetzt aufgewacht bist?", kam die leise Stimme von Lupin und Felix fühlte sich so, als könnte er ihm im Moment alles anvertrauen.
„Im ersten Moment nichts Schlimmes. Eine leise Stimme erklang und dann..."
„Was hat sie gesagt?", wurde er unterbrochen und er wiederholte das Gesagte Wort für Wort.
Soweit er sich erinnern konnte.
"Es war wahrscheinlich nur irgendein dämlicher Reim, den sich jemand aus Langweile ausgedacht hat."
Nachdenklich sah Lupin ihn an, während er fortfuhr.
„Dann sah ich einen steinernen...Sockel auf der anderen Seite des Stammes. Ein Buch lag darauf, ich weiß nicht, welches. Es stand nichts auf dem Umschlag. Ich wollte darauf zugehen, als...er auftauchte. Ganz plötzlich. Er brüllte wie ein Irrer. Ich sollte zurück gehen. Immer wieder hat er es gesagt und kam dabei immer weiter auf mich zu. Seinen Arm hatte er erhoben und..."
Er stockte und starrte ins Leere. Noch einmal rief er sich den Ausdruck in den Augen des Mannes ins Gedächtnis.
„Er sah besorgt aus", murmelte Felix leise, aber immer noch laut genug, dass der Professor es hörte.
„Besorgt? Weswegen?"
„Ich weiß es nicht. Es war nur einen Moment da, dann übernahm wieder diese irre Ausdruck die Kontrolle. Ja, und dann...bin ich aufgewacht."

Er schwieg und starrte auf den Boden des Krankenflügels.
Lupin schwieg ebenfalls, dann sagte er langsam:
„Was glaubst du, weshalb könnte er besorgt gewesen sein?"
Felix zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht...lag es an dem Buch. Vielleicht hat es ihm besonders viel bedeutet."
„Oder es war gefährlich...", schlug Lupin leise vor und Felix sah auf.

„Glauben Sie wirklich?"
„Das kannst nur du beantworten."
„Und wie, glauben Sie, soll ich das anstellen?", erwiderte Felix säuerlich.
Wohl eher verzweifelt.
Woher sollte er es auch wissen?
Wachte er doch immer schweißgebadet auf, noch bevor er etwas Näheres erfahren konnte.

„Professor. Haben Sie den Irrwicht noch?"
„Tut mir leid, aber der ist mir in der letzten Stunde entwischt", kam die lächelnde Antwort, „Ich hätte ihn aber auch nicht für diesen Zweck raus gelassen."
„Wieso nicht? Ich hätte vielleicht etwas herausfinden können. Sie sagten selbst, das ist vielleicht eine Erinnerung. Und wenn sie so weit geht, dass der Irrwicht..."

„Felix", unterbrach der Professor ihn ruhig, „Erinnerungen gehen verloren. Aber du hast dich in diesem Monat schon an so viel erinnern können...du hattest sogar die klare Stimme und das Aussehen des Mannes vor dir. So klar, dass der Irrwicht gesprochen hat."
„Wie bitte?"

Verwirrt sah Felix auf.
„Was meinen Sie?"
Lupin runzelte seine Stirn.
„Er hat gesprochen, Felix."
„Was? Was hat er gesagt?", fragte der Junge hastig.
Wie konnte er das nicht gehört haben?
Wenn er laut und deutlich gesprochen hatte, musste er es doch auch mitbekommen haben.
„Er sprach sehr undeutlich", erwiderte Lupin, „Er sagte ein paar Mal, dass du dich schützen sollst. Es klang wohl eher wie eine Drohung, als wie eine Warnung. Den Rest der Worte verstand ich nicht. So weit reicht mein Latein dann doch nicht."
„Wie bitte? Latein? Und wovor soll ich mich schützen?"
„Das kann ich dir nicht sagen, keine Ahnung...So leid es mir auch tut."
Felix sah den Professor mit starren Augen an, dann nickte er langsam.
„Du hast es wirklich nicht gehört?"
„Ich war anscheinend zu sehr von seinem Aussehen abgelenkt."
„Anscheinend."

Er wollte noch etwas hinzufügen, als die Tür mit einem lauten Knall aufflog und eine dunkle Gestalt mit erhobenem Arm auf sie zukam. Felix und Lupin fuhren hoch, dann breitete sich auf dem Gesicht des Professors jedoch wieder ein Lächeln aus, als er in das zornige Gesicht von Snape blickte.
Lupin! Sie sind es!", stieß dieser zischend hervor und senkte seinen Zauberstab, „Was zum Teufel tun Sie hier? Dazu noch mit Mr Lewis?"

Er warf Felix einen kalten Blick zu, aber Lupin legte seinen Arm auf Felix' Schulter und antwortete:
„Es ging ihm nicht sonderlich gut, also habe ich ihn hierher begleitet. Ist es jetzt wieder etwas besser?"
Fragend sah er zu Felix, welcher zur Antwort nickte.
„Ja", sagte er, „Danke, Professor."
Lupin lächelte.
„Das mache ich gerne."

„Dann können Sie ihn ja wieder zurück begleiten", kam es schneidend von Snape und Lupin setzte sich lächelnd in Bewegung.
„Natürlich, Severus. Habt ihr ihn schon gefunden?"
Snape warf einen Blick auf Felix und schüttelte dann grimmig seinen Kopf.
„Nein", kam es knapp über seine Lippen und er schloss die Tür hinter den beiden.

Bei der Großen Halle angekommen, sagte Lupin flüsternd:
„Ruh dich jetzt noch ein wenig aus! Der Trank sollte dir dabei helfen."
Felix nickte.
„Gute Nacht, Professor."
„Gute Nacht, Felix."

Der Erbe des Prinzen (HP/Wizarding World ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt