Das Leben zweier Unschuldiger

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Als Harry wenige Minuten später aufwachte, setzte Felix sich sofort auf.
Pomfrey hatte den Raum vor wenigen Minuten verlassen, um dafür zu sorgen, dass Sirius Black am Leben blieb. Rons Bein hatte sie bereits eingegipst und seine angebrochene Rippe hatte sie auch schon wieder vollständig geheilt.

„Harry!"
Der Junge sah sich erst etwas verwirrt um, setzte sich dann aber auch auf, als ihm die letzten Ereignisse wieder ins Gedächtnis traten. Schnell tastete er nach seiner Brille, die auf dem Schränkchen neben dem Bett lag, und setzte sie sich auf.

„Harry!", wiederholte Felix, „Sie haben Black irgendwo eingesperrt. Sie...in einigen Minuten bekommt er den Dementorenkuss."
„NEIN!", rief er entsetzt aus, „Das dürfen sie nicht machen, er ist doch unschuldig!"
„Das wollte ich ihnen schon in der letzten halben Stunde beibringen. Aber sie wollten mir nicht glauben. Hermine ist extra noch mal zu Dumbledore gerannt. Mit ein bisschen Glück kann sie ihn..."
Noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, öffnete sich die Tür und die zwei Erwähnten traten ein. Dumbledore trat vor ihr Bett und sah die drei Jungs ernst an.

„Ist das wahr? Sirius Black ist unschuldig?"
Eifrig nickten sie und Harry rief aus:
„Es war Peter Pettigrew. Er war nie tot. Wir müssen Sirius helfen, eh.."
„Ich glaube euch. Aber leider werden das andere nicht tun. Drei Dreizehnjährige sind...entschuldige. Drei Dreizehnjährige und ein Sechzehnjähriger sind für viele als Zeugen nun einmal nicht genug."
Er ging zu Ron und bedachte ihn mitleidig. Er fuhr fort:
„Die Stimme eines Kindes, egal wie ehrlich und aufrichtig, ist bedeutungslos für jene, die verlernt haben, zuzuhören."
Ron wimmerte auf, als er, wie um seiner Stimme Nachdruck zu verleihen, auf dessen bandagiertes Bein schlug.
Dumbledore sah kurz zu ihm. Ron starrte fassungslos zurück, dann sah er wieder zu Hermine und Harry, der mittlerweile neben ihr stand.

„Der Dementorenkuss erfolgt in etwa zehn Minuten. Fudge hat die Dementoren bereits informiert."
Er ging zu Hermine.
„Mysteriöse Sache, die Zeit, nicht wahr? Sehr mächtig. Oder, wenn man sie manipuliert, gefährlich. Alles, was wir brauchen, ist mehr davon."
„Aber die haben wir...", begann Hermine und hielt dann mit großen Augen inne.
Der Schulleiter nickte.
„Du kennst das Gesetz, Hermine. Euch darf niemand sehen!", sagte er eindringlich, „Und seid vor diesem letzten Glockenschlag zurück! Andernfalls wären die Folgen zu schrecklich, um sie sich auszumalen."
Er stand jetzt vor Hermine und fixierte sie unter seinen halbmondförmigen
Brillengläsern hervor.

„Ihr könnt, wenn alles glattgeht, mehr als einen Unschuldigen vor dem Tode
bewahren."
Laut tönten die ersten Glockenschschläge der großen Uhr in den Krankenflügel.
„Drei Umdrehungen dürften genügen."
Er zwinkerte spitzbübisch, hob seinen Finger und eilte, ohne Weiteres, zur Tür.
„Oh, übrigens", besann er sich noch, ehe sie zuschlug, „Im Zweifelsfall ist es immer ein guter Anfang, wenn man dort hingeht, wo man schon gewesen ist. Alles Gute."
Mit einem lauten Knallen schlossen sich die Türen.
„Was zum Henker, war'n das für'n Vortrag?", nuschelte Ron verwirrt.
Und auch Felix wusste nicht so recht, was er von diesem Auftritt halten sollte. Der Schuleiter war etwas exzentrisch, das wussten sie, aber diese Show...

„Tut mir leid, Jungs", sagte Hermine da und zog eine goldene Kette unter ihrer Jacke hervor, „Aber du kannst dich ja nicht bewegen, Ron. Du kannst auch nicht mitkommen, Felix. Sorry, aber es reicht nur für zwei."
Sie schlang die Kette um Harrys Hals und begann, an einem kleinen Rädchen mit einer einer Sanduhr zu drehen.
Flackernd verschwanden die beiden und mit offenen Mündern sahen die beiden Zurückgelassenen auf die Stelle, an der sie eben noch standen.

Dann jedoch öffnete sich die Tür und Felix wollte schon zur Erklärung ansetzten, als...
„Was zum..."
Auch Ron war sprachlos, als Hermine und Harry strahlend auf sie zukamen.
Wild gestikulierte Ron in der Luft.
„Wart ihr nicht gerade noch hier? Wie könnt ihr jetzt schon wieder dort sein?"
„Ach, was redest du denn da, Ron? Man kann doch unmöglich an zwei Orten gleichzeitig sein", sagte Hermine lächelnd und Harry lachte leise auf.

„Ein Zeitumkehrer", murmelte Felix und seine Augen leuchteten auf.
„Du weißt, was das ist?"
„Ein Kollege meines Vaters musste einmal eine Genehmigung für einen guten Freund von ihm ausstellen", antwortete er und sah sie neugierig an, „Was ist mit Black?"
Harry grinste.
„Er ist frei. Mit Seidenschnabel geflohen. Du hast ja sicher von ihm gehört."

Felix nickte. Relativ zu Beginn des Schuljahres war Draco Malfoy, ein Schüler aus Rons Jahrgang, so blöd gewesen und hatte einen Hippogreif beleidigt. Er hatte dies sofort bereuen müssen, allerdings wurde dann ein Untersuchungsausschuss auf den Hippogreif gehetzt.
Er wurde zum Tode verurteilt, aber wie es aussah, hatten die beiden ihn in allerletzter Minute rausgehauen.

Er wollte eben etwas sagen, als sich die Tür erneut mit einem lauten Rums öffnete.
Snape trat ein, er rauchte förmlich, gefolgt von dem völlig entgeisterten Cornelius
Fudge und Dumbledore, der sich mit Mühe ein feixendes Grinsen verkniff.

„POTTER!"
Snape bebte vor Wut und packte Harry an den Schultern.
„Wo ist er?", fauchte er und schüttelte Harry.
„Professor? Was meinen Sie?"
„WO-IST-ER?"
„Also Severus", mischte sich Dumbledore ein, „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass er etwas mit Blacks Verschwinden zu tun hat."
So langsam fiel auch bei Ron der Sickel und schnell schlug er sich die Hand auf den Mund, damit niemand sein Glucksen hörte. Snape funkelte Harry nur wütend an.

„Er hat etwas damit zu tun. Er hat Black zur Flucht verholfen. Ich weiß es!"
„Aber, aber. Professor."
Fudge schnalzte missbilligend mit der Zunge.
„Wann hätte dies denn geschehen sollen? Er war doch die ganze Zeit über hier."
„Dann war er es! Wäre nicht das erste Mal, dass er sich über Regeln hinwegsetzt und solch eine Katastrophe verursacht."

Seine langen Finger deuteten jetzt auf Felix. Dieser sah ihn erst starr an, brach dann aber in amüsiertes Lachen aus.
„Professor, ich bitte Sie. Seien Sie nicht albern, wie hätte ich das anstellen sollen? Apparieren? Hier?"
Snape schnaubte.
Dass du es wagst..."
Er ging auf ihn zu, aber Dumbledore hielt ihn zurück.

„Severus, die Kinder stehen noch unter Schock. Wir sollten sie in Ruhe lassen."
Snape deutete drohend auf Felix.
„Das wird ein Nachspiel haben."
Dann sah er noch ein letztes Mal vernichtend zu Harry und rauschte aus dem Krankenflügel. Fudge folgte ihm schnell.
„Hören Sie, Professor, ich bin mir sicher, er kommt nicht weit. Die Dementoren sind schon..."

Der Erbe des Prinzen (HP/Wizarding World ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt