Kapitel 9

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Yurio's POV:

Eine ganze Woche lang haben wir geübt. Ja, dass klingt jetzt überheblich, aber mit unserem Programm machen wir das Schweinchen und den Opa ohne weitere Fragen fertig!

Siegessicher beobachte ich Beka, der noch seinen Part übt und oh Gott, in diesem Anzug sieht er einfach nur anders gut aus. Ich starre ihn deswegen natürlich weiter an.

"Yurio alles gut? Du bist so rot" spricht er mich auf einmal besorgt an. "Huh? Äh ja, mir ist nur kalt" unschuldig sehe ich in seine schokoladenbraunen Augen. Lächelnd streicht er mir über die Wange. Was wird das denn? Mein Herz rast so schnell, man könnte denken, dass es jeden Augenblick aus meinem Brustkorb springt.

"Lass uns für heute schluss machen" teilt mein Gegenüber mir mit und dreht sich um. Dafür hatte ich einen halben Herzinfarkt? Ich spüre wie ich anfange vor Wut zu kochen. Warum fragt ihr euch, woher soll ich das wissen?! Wahrscheinlich bin ich enttäuscht und traurig darüber, dass mich mein bester Freund, und Crush, nicht liebt. Ja, ich habe einen Kuss erwartet. Hast du etwa ein Problem damit??

Er sieht mich nicht als eine Person an, mit der man eine ernstahfte Beziehung haben könnte. Das frustriert und verletzt mich so sehr. Bin ich wirklich nichts mehr wert in seinen Augen? Eigentlich wäre es mir egal aber nicht bei Beka... Um mich abzuregen skate ich ein Bisschen, fahre ein paar Spuren nach, mache Sprünge und so. Nach einigen Minuten packen mich allerdings meine Gefühle und dann lasse ich mich von ihnen mitreißen. 

Wut, Enttäuschung, und unerwiederte Liebe. Ich tanze mir regelrecht die Seele aus dem Leib  und will nicht mehr damit aufhören. Nie mehr. Auf dem Eis bin ich der Chef.

Als ich wieder zum Stehen komme höre ich plötzlich ein verwundertes "Y... Yura?" Ziemlich hoch aufkreischend drehe ich mich zu Beka um. Im selben Moment halte ich mir den Mund zu, da ich so hohe Töne noch nie hervorgebracht habe. Auch wenn ich mich erschrecke war es nur noch nie so schlimm gewesen, das wäre vielleicht was für die Oper. Mir ist unter dem Skaten nicht mal aufgefallen, dass ich zu weinen angefangen habe.

Er starrt mich an, ich starre zurück. Eine Weile lang ist es ja noch ganz lustig, bloß wir stehen schon seit geschlagenen 5 Minuten schweigend und starrend in der Mitte der Eishalle.

Mich fröstelt es langsam und mir wird unwohl mit dem Blick starr auf den wunderschönen Boden gerichtet verlasse ich den Ring. Nach dem Umziehen tippe ich ein bisschen auf meinem Handy herum, um meine Gedanken zu ordnen. Da kommt mir eine Idee. Viktor postet doch sowieso jeden Scheiß, vielleicht ist auch etwas über das Programm, das er und Yuri skaten, dabei. Langsam scrolle ich durch seinen Feed.

Dabei springen mir andauernd halbnackte Viktors und "supersüße" Yuris entgegen. Augen verdrehend mache ich weiter. Mit der Zeit wird es besser, Makkachin ist viel ansehnlicher als die beiden Idioten.

Doch was ist das? Er hat unseren Wettkampf offiziell gemacht?! Kann der nicht mal ohne schmachtende Fans auskommen? Außerdem hätte der alte Sack uns mal fragen können! Ich wollte nur einmal ohne Druck alles geben.

Aggressiv klatsche ich mein Handy gegen die Wand. Natürlich ist der blöde Kasten nicht mal kaputt.

Starke Arme umschlingen mich von hinten "Was ist denn los?" Genervt erkläre ich Otabek das Ganze. Gerade als er etwas dazu sagen will klingelt mein Telefon. Verwirrt schiebe ich Beka beiseite und hebe es auf. Auf dem Display erscheint ein Proflbild. Abgebildet ist ein Hund, Yuri und Victor. Oben drüber steht:

Viktor Nikiforov Videoanruf

klingelt...

Verdammt nein! Es klingelt! Überfordert werfe ich das Gerät Beka zu. Der Typ schmeißt es allerdigs wieder zurück. Mit einem Killerblick erdolche ich ihn.

"Yuriooo! Wie geht's? Gibt es was?" ertönt die nervigste Stimme, nach JJ's Sprechorgan selbstverständlich, die ich je hören musste.

"Sorry, war ein Versehen" antworte ich größtenteils freundlich. "Yurio, mein Sohn" fängt er an zu labern "du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn irgendwas sein sollte" ernst mustert er mich. "Jaja, du bist nicht mein Erziehungsberechtigter" bevor er etwas erwiedern kann, lege ich auf.

Beka lacht sich dumm und dämlich da hinten. Na warte! Erbarmungslos stürze ich mich auf ihn. Ein bisschen rangeln wir am Boden, leider ist er ein bisschen stärker als ich, deswegen liege ich jetzt unter ihm und er hält meine Hände über den Kopf zusammmen.

Triumpfhierend bietet er mir einen Waffenstillstand an. Pah, als würde ich aufgeben! Er bemerkt, dass ich nicht die Absicht habe zu kapitulieren und beugt sich zu mir. "Gewonnen" haucht er mich an. Sein Atem streift mir über die Lippen, er kommt mir näher.

Kurz sieht er mir in die Augen, als würde er sich fragen, ob das okay ist. Dann überbrückt er die letzten Millimeter um unsere Lippen zu vereinen. Ein riesiges Feuerwerk explodiert in meinem Bauch. Meine Augen schließen sich automatisch, damit ich diesen Moment völlig auskosten kann.

Verlangend bittet er um Einlass, indem er mit seiner Zunge über meine Unterlippe fährt. Ich gewähre ihm diesen sofort. Sofort entfacht sich eine wilde Knutscherei zwischen uns.

Otayuri Ein Winter zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt