Maverick

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Maverick wollte gerade das Haus verlassen als er eine Push-Nachricht auf sein Handy erhält. Eine Eilmeldung. Er liest sie sich durch und ist geschockt. Die Erde hat nur noch einen Tag zu leben. Er ist schockiert und setzt sich auf einen Hocker im Flur. Mit so einer dramatischen Nachricht hat er nicht gerechnet.

Nachdem er sich die Rede des UN-Sprechers angeschaut hat, beschließt er die Nachricht erstmal sacken zu lassen. Er verlässt seine Wohnung und holt sein Rennrad aus dem Keller. Jeden Morgen vor der Arbeit nutzt er die Zeit und fährt eine Runde. Mal ist sie länger und mal kürzer. Heute geht gerade erst die Sonne auf. Er liebt es bei dem spärlichen kühleren Licht zu fahren. Es fröstelt ein wenig und er stülpt seine Handschuhe über.

Dann schwingt er sich aufs Rad und fährt die Straße hinab. Maverick wohnt in einem kleinen Apartmenthaus außerhalb der großen Stadt. Er mochte schon früher das Landleben und die frische Luft. Inmitten der hohen Wolkenkratzer und der grauen Gebäude hat er sich nie wohl gefühlt. Seine Eltern wohnen noch immer in der Stadt in einem Wohngebäude nahe des alten Hafens.

Er fährt entlang einer Allee und genießt den kühlen Wind auf seiner Haut. Es wird ein wärmerer Sommertag, zumindest wurde es gestern berichtet. Was heute auf ihn zukommt, weiß er nicht. Er möchte nicht über die Katastrophe nachdenken.

Mit jedem frischen Atemzug wird sein Kopf freigepustet. Er fährt auf der Landstraße schneller und beginnt zu keuchen. Die Geschwindigkeit reizt ihn am Radfahren. Seine Lieblingsstrecke führt um den kleinen See, bis zum Nachbarort und auf dem Rückweg entlang des plätschernden Flusses. Auch heute fährt er diese Route.

Maverick hält an dem kleinen Fluss kurz an und lässt seinen Blick über die Wellen schweifen, die sich am Ufer bilden. Das leise Plätschern beruhigt ihn und er fühlt sich wohl. Hier hat er immer mit seinen Freunden gespielt. Es ist ein guter Platz zum Angeln oder zum Finden von Insekten. Er war besessen davon Papierschiffe zu bauen. Später wurden daraus geschnitzte Boote mit Stoffsegel. Er war immer begeistert, seine Eltern hingegen nicht.

Sie haben ihm immer verboten solch unnützes Zeug zu bauen. Schon in seiner Kindheit war er mehr draußen als bei seinen Eltern. Jeden Tag musste er nach der Schule an irgendwelchen Kursen teilnehmen. Er hat es gehasst in einem Sportverein zu sein. Maverick hat es immer darauf geschoben, dass seine Eltern Akademiker waren. Eine Ärztin und ein strenger Lehrer. Keine gute Kombination.

So früh es ging ist Maverick aus seinem Elternhaus ausgezogen. Er wollte viele Jahre nichts von ihnen hören. Selbst jetzt hat er kaum Kontakt zu ihnen. Immer wenn er zu Besuch ist, was sehr selten vorkommt, versuchen sie ihn zu überzeugen ein anderen Beruf auszuführen. Sie halten ihn nicht für fähig sein Leben zu führen. Er ist Kellner und Koch in einer kleinen Gastronomie.

Maverick fährt weiter, langsamer jedoch. Er möchte jeden Flecken dieser Strecke in sich aufnehmen. Seine Gedanken wandern wieder zu seinen Eltern. Sie werden wohl einsam sterben.

Nach anderthalb Stunden kommt er wieder an seiner Wohnung an. Sein Fahrrad parkt er in seiner Garage und steigt die Treppe zu seiner Wohnung hinauf. Dann isst er ein ordentliches Frühstück und schaut dabei aus dem Fenster. Er zieht sich um und schlendert durch den Flur, als er ein Familienfoto sieht. Es steht in zweiter Reihe auf dem Flurschrank. Maverick bleibt stehen und betrachtet die Erwachsenen mit ihrem jungen Kind in der Mitte. Das Bild ist schon eine Weile her. Das war vor 25 Jahren als er zehn Jahre alt war.

Er seufzt und greift zu seiner Umhängetasche. Die Gastronomie ist im Nachbarort und er nimmt gern das Fahrrad für den Weg. Heute entscheidet er sich dagegen und wählt das Auto. Etwas in ihm sagt, dass es die richtige Entscheidung ist. Er fährt gemütlich zur Arbeit. Dort wird ihn nicht viel erwarten. Durch die schlechte Nachricht wird keine Kundschaft kommen außer vielleicht die Stammgäste.

Ein letzter TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt