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### **Das Erwachen** 

Tom schlug die Augen auf – und fand sich in einem weichen, warmen Bett wieder. Neben ihm lag Severus, tief schlafend, mit entspannten Zügen. Der schwarzhaarige Mann hatte die Baby-Decke, die sie seit Ciels Verschwinden aufbewahrt hatten, fest an seine Brust gedrückt. 

*War das alles nur ein Traum?* 

Tom strich Severus eine Locke aus dem Gesicht und lächelte müde. Vielleicht war es wirklich nur ein Albtraum gewesen – Harry Potter, sein Sohn? *Unmöglich.* 

Ein leises Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. 

**"Herein."** 

Die Tür öffnete sich, und Itachi trat ein. Sein gewöhnlich perfekt gebändigtes Haar hing leicht zerzaust in sein Gesicht, und unter seinen Augen lagen dunkle Schatten. 

**"Gut, dass du wach bist."**, sagte er mit ungewöhnlich rauer Stimme. **"Du hast Besuch."** 

Tom setzte sich auf. **"Wer ist es?"** 

**"Jashin."** 

Ein eisiger Schauer lief Tom den Rücken hinab. *Jashin? Hier?* 

**"Ich komme in zehn Minuten in den schwarzen Salon."**, sagte Tom und stand auf. 

Itachi nickte und verschwand wieder. 

---

### **Der schwarze Salon** 

Tom war so in Gedanken verloren, dass er gar nicht bemerkte, wie er zum Salon gelaufen war. Seine Füße hatten den Weg einfach *gewusst*. 

*Schluss jetzt mit diesen Gedanken.*, ermahnte er sich und öffnete die Tür. 

**"Guten Tag, Jas–"** 

Der Satz erstarb ihm auf den Lippen. 

Denn da saß nicht nur Jashin – dieser undurchdringliche, mysteriöse Mann mit seinen tiefroten Augen und dem langen, silbernen Haar, das wie flüssiges Metall über seine Schultern fiel. 

*Nein.* 

*Da war noch jemand.* 

Ein Junge. 

Klein, zerbrechlich, mit schulterlangen, schwarzen Haaren, die ihm wie ein Vorhang ins Gesicht fielen. Er saß stocksteif auf dem Stuhl, die Hände auf den Knien zusammengepresst, der Blick stur auf den Boden gerichtet. 

**"Wer ist das?"**, fragte Tom, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. 

Jashin, der bis jetzt geschwiegen hatte, drehte langsam den Kopf zum Jungen. 

**"Los. Stell dich vor."** 

Der Junge hob den Kopf – 

Und Tom sah *ihn*. 

*Harry Potter.* 

Nein – *Ciel.* 

Doch etwas war *falsch*. 

Sein Hals – 

*Ein riesiger, klaffender Schnitt*, der von einem Ohr zum anderen verlief, als hätte jemand versucht, seinen Kopf abzutrennen. Die Wunde war nicht frisch – sie sah aus, als existierte sie schon lange. *Zu lange.* 

**"Mein Name ist Harry Potter."**, sagte der Junge mit einer Stimme, die kein Kind haben sollte. Leer. Tonlos. *Tot.* 

Tom musste sich setzen. Seine Knie gaben einfach nach. 

**"Wie... wie ist er gestorben?"**, brachte er mühsam hervor. 

Harry – *Ciel* – zuckte mit den Schultern. 

**"Mein Onkel hat mich an die Hand gekettet."**, begann er mechanisch. **"Ich konnte nur die Wand anstarren. Irgendwann flüsterte er mir ins Ohr... dass er mir meine Jungfräulichkeit nehmen würde."** 

Eine Träne – dick und langsam – kullerte über seine Wange. 

**"Ich wusste nicht, was er meinte... bis ich ihn *dort* spürte."** 

Tom würgte. *Oh Merlin. Nein. Bitte nein.* 

**"Es fühlte sich an, als würde er mich in zwei reißen."**, fuhr der Junge fort, seine Augen weit und leer. **"Das Herausziehen tat besonders weh. Dann... hörte ich eine Stimme. Sie sagte, es wäre gleich vorbei."** 

Er blinzelte langsam. 

**"Mein Onkel löste die Ketten. Ich fiel auf den Rücken. Dann hörte ich Sirenen... die Tür wurde eingetreten... er riss mich hoch, benutzte mich als Schutzschild..."** 

Eine Pause. 

**"Das Letzte, was ich sah, war der Polizist, der schoss. Dann spürte ich, wie mein Onkel etwas in meinen Hals drückte."** 

*Ein Messer.* 

**"Dann war da nichts mehr."** 

Tom konnte nicht mehr. Er vergrub das Gesicht in den Händen, sein Körper schüttelte sich unter unterdrückten Schluchzern. 

**"Dieses arme Kind musste sein ganzes Leben mit einer Lüge leben!"**, sagte Jashin mit ungewöhnlicher Wärme in der Stimme. 

Dann hob er seinen Zauberstab – 

Und mit einem sanften *Wisch* verwandelte sich Harry Potter zurück in *Ciel*. 

Derselbe schwarze Haar, dieselbe blasse Haut – doch jetzt sah Tom *alles*. Die Ähnlichkeit. Die Wahrheit. 

**"Ciel..."**, flüsterte er und streckte die Hand aus – 

Doch seine Finger glitten *durch* den Jungen hindurch. 

*Ein Geist.* 

Ciel sah ihn an – ohne Wut, ohne Trauer. *Nichts.* 

Dann – 

**"Tom?"** 

Eine vertraute Stimme. 

Severus stand in der Tür, sein schwarzes Haar ein wilder Wirbel, seine Augen rot vom Weinen. 

Tom brach zusammen. 

**"Sie haben ihn getötet."**, schluchzte er, als Severus ihn in die Arme nahm. 

**"Wen, Schatz?"**, fragte Severus sanft. 

Tom hob den Kopf, seine Tränen vermischten sich mit denen seines Geliebten. 

**"Ciel."** 

Es ist nicht so wie es scheint.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt