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Hektisch riss ich meine Augen auf, als ich eine laute Tür ins Schloss fallen hörte. Mir wurde schwarz vor Augen, da ich zu schnell mich aufgesetzt hatte und mein Kreislauf sowas noch nie mitgemacht hatte.

„Wie ich sehe bist du wach." Eine tiefe Männerstimme, die mich schaudern ließ, ertönte in dem dunklem Raum. Kurz darauf wurde das Licht eingeschaltet und ich musste mehrmals Blinzeln, um mich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen.

Als ich mich endlich an das helle Licht gewöhnt hatte, stand Liam schon vor mir. Er grinste mich nur an und packte mich kurz darauf am Kinn. Ich schrie auf, aber das schien ihn nicht zu interessieren.

„Du wagst es von mir abzuhauen? Vor dem meist gefürchteten Mafiaboss Europas?! Glaubst du ernsthaft, dass ich es nicht schaffen würde, dich zurück zu holen? Ich habe überall meine Männer! Und dann denkst du, dass du einfach so davon kommst? Ich glaub ich spinne, und damit du ja nicht nochmal abhaust, muss ich wohl oder übel härtere Seiten aufziehen!" Schnell schüttelte ich leicht meinen Kopf und fing an zu weinen. Was war los mit mir, ich bin doch sonst nicht so. Ich kannte Liam doch schon und wusste wie er tickt, oder wusste ich es doch nicht?

„Was ist los mit dir, plötzlich so emotional? Was ist nur mit dir passiert?" Fragte er mich das grade ernsthaft, nachdem er mich zum zweiten Mal entführt hatte?!

„Sonst geht es dir gut oder? Du hast mich zum zweiten Mal Entführt und jetzt erwartest du von mir, dass ich mich freue?!" Ich wurde wütend, hasste mich dafür, dass ich die Tür geöffnet hatte, gleichzeitig wurde mir aber auch klar, dass ich wohl mehrere Menschenleben gerettet hatte und ich lieber stolz auf mich sein sollte, aber trotzdem fühlte es sich nicht gut an, wieder hier zu sein.

Plötzlich, wie aus dem nichts, schoss mir ein grausamer Gedanke durch den Kopf. Ich hätte spätestens letzte Woche meine tage bekommen sollen! Aber sicherlich lag das alles an dem Zeug was Liam mir gespritzt hatte, hoffte ich zumindest.

„Woran denkst du Liebes?" Liam sah mich neugierig an, aber ich konnte nicht deuten ob es ernst war, oder gespielt.

„Ich wüsste nicht, was es dich angeht." Gab ich stur zurück. Liam lachte nur kurz und zog mich dann auf meine Beine, raus aus dem Zimmer, das sich als Kellerraum herausstellte , die Treppe hoch und in ein Schlafzimmer. Wieviele verdammte Häuser, oder besser gesagt Villen, hatte der Typ bitte? Kann mir ja eigentlich auch egal sein, da ich sowieso nicht vorhatte lange hier zu bleiben! Ja ihr habt richtig gehört, ich werde auch ein zweites Mal abhauen können und es ist mir egal wie, meinetwegen werde ich Liam auch töten, dass hatte er verdient!

„Lass mich los du dreckiger Wixxer!" Ich trat Liam gegens Schienbein und er schrie schmerzerfüllt auf. Das war meine Chance zu rennen! Ich riss mich aus seinem Griff, der sich gelockert hatte und lief los, als ich an der Zimmertür ankam versuchte ich sie vergebens zu öffnen.

„Fuck, Fuck, Fuck!" Fluchte ich immer und immer wieder, bis ich hinter mir ein lautes Lachen hörte, welches immer näher kam. Ich wollte rennen, aber ich war wie versteinert, ich wollte schreien, aber es kam kein Ton raus, ich wollte weinen, hatte aber keine Tränen mehr übrig, dass einzige was möglich war, war der Zusammenbruch. Ich versuchte stark zu bleiben, aber ich spürte wie mein Atem immer unkontrollierter wurde und ich in mich zusammen sackte, bis ich kurz darauf mein Bewusstsein verlor.

***

„Aww wird dir das alles zu viel? Schade Marmelade, aber das wird jetzt harte Konsequenzen haben!" Ich blickte Liam in die braunen Augen, dich ich damals schon so süß fand, versuchte meinen Blick abzuwenden, aber es klappte nicht. Alte Gefühle kamen wieder hoch, die ich nicht fühlen wollte, nicht fühlen konnte, nicht fühlen durfte, da er mein Entführer war.

„Na los, mach schon, mach was du willst! Bring es endlich hinter dich!" gab ich von mir, in der Hoffnung es würde schnell vorbei sein, aber da hatte ich mich wohl getäuscht. Liam brachte mich in einen anderen Raum, und da fiel mir erst auf, dass wir wieder im Keller waren. Als Liam die Tür öffnete stockte mir der Atem, der Raum war voller Foltergeräten! Alle erdenklichen Geräte standen in dem, doch so großen Raum.

„Hast du jetzt Angst?" das fragte er auch noch? Ist doch klar, dass man bei sowas schiss bekommt. Kein normaler Mensch hatte sowas in seinem Keller, aber Liam war ja auch schon lange nicht mehr normal! Trotzdem schüttelte ich mit dem Kopf um ihm zu verdeutlichen, dass ich keine Angst hätte, aber ich war noch nie gut im Lügen, trotzdem hoffte ich, dass es ausreichen würde.

Liam drängte mich in die Mitte des Raumes, wo kein Foltergerät oder sonst was stand. Es war einfach nur leer. Schneller als ich reagieren konnte packte Liam meine Handgelenke und tat mir sowas wie Handschellen um. Dann fiel plötzlich eine Kette von der Decke, an der Liam meine Hände befestigt und diese Stramm zog. Grade so konnte ich noch auf Zehnspitzen stehen, was mir aber schon deutlich schwer fiel.

„Bequem so?" Liam lachte und ging währenddessen zu einem Schrank, der nicht grade hübsch aussah. Er war, glaubte ich, teilweise schon verschimmelt und die Farbe blätterte ebenfalls schon ab. Aber die anderen Geräte im Zimmer sahen ebenfalls schon abgenutzt aus. Der Boden war von Flecken übersäht, die sicher von altem Blut stammten. Wieviele hier wohl schon ihr Leben gelassen haben?

Auf einmal bekam ich höllische Bauchschmerzen und ich dachte mir nichts bei, ich meine, es lag sicher an meiner Angst, hoffte ich innerlich zumindest. Als dann aber auch noch dazu kam, dass ich keine Luft mehr bekam, bekam ich s schlimme Panik wie noch nie.

„I..ch gl...glaub ich hab e...eine Panik...Attacke..." Röchelte ich vor mich hin und versuchte immer wieder vergebens nach Luft zu schnappen. Noch nie war mir sowas passiert, aber einmal ist immer das erste Mal, meinte meine Mutter immer. Hektisch drehte Liam sich zu mir um und lief auf mich zu, ließ meine Hände runter und ich fiel in seinen Arm, konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Gott verdammt, was war los mit mir?! Bekam ich jetzt endlich meine Periode wieder, oder würde die noch später kommen? Die Bauchschmerzen würden dies wenigstens erklären.

„Hast du sonst noch was?" Fragte Liam besorgt und musterte mich.

„Bauchschmerzen..." Kam es leise von mir, ich dachte schon er hätte mich nicht gehört, aber als er mit „Verstehe" Antwortete wusste ich, dass er mich gehört hatte.

„Hast du deine Periode schon wieder bekommen?" unsicher sah er mich an und ich schüttelte den Kopf. Seinen Blick konnte ich nun nicht mehr deuten, aber ich konnte klar und deutlich hören wie er ein leises „Fuck" nuschelte. Warum? Was war das Problem?

„Was ist los?" fragte ich unsicher.

„Ich muss nochmal los, du bleibst auf deinem Zimmer. Ich schicke jemanden hoch, der dir Essen und was zu Trinken bringt, du allerdings bleibst im Bett und tu diesmal was ich dir sage! Es wird sonst schlimme Konsequenzen haben und dann ist es mir egal, ob du eine Panikattacke bekommst oder nicht!" Er klang wütend, aber ich versuchte es so gut e ging zu ignorieren. Liam legte mich auf dem Bett ab und dann war er auch schon verschwunden.

Eine gute halbe Stunde später kam jemand mit frischen Pancakes und einer Flasche Wasser auf mein Zimmer und reichte mir diese.

„Dankeschön..."

„Luis, ich heiße Luis." Er lächelte und verließ den Raum. Schade eigentlich, ich hätte gerne jemanden zum Reden gehabt. Zu spät.

Nachdem ich aufgegessen hatte blickte ich mich im Zimmer um und entdeckte eine Tür, die nach draußen auf einen Balkon führte. Perfekt!
Ich hatte nicht vor wegzulaufen, sondern wollte die Sicht auf den Sternenklaren Nachthimmel genießen, da wir mitten in einem Wald waren, war es hier relativ dunkel und man konnte die Sterne super sehen. Ich schlich mich also los und tatsächlich ließ sich die Tür öffnen, was mich kurz zweifeln ließ. Egal!

Ich schnappte mir meine Bettdecke, die nicht meine war, mir einfach nur hingelegt wurde und ich viel lieber meine eigene hätte, aber ohne wäre es zu kalt und dann legte ich mich auf eine der Liegen die hier praktischer Weise wie für mich gemacht standen. Ich genoss die Aussicht, es war einfach wunderschön! Als eine Sternschnuppe vorbei flog wünschte ich mir, dass ich hier lebend raus kommen würde. Was ist, wenn ich mich diesmal wirklich in Liam verlieben würde, da ich beim letzten Mal schon so dachte, dann aber noch fliehen konnte, was ist, wenn ich nicht mehr von ihm weg komme, weil ich ihn Liebe?

Schnell schob ich meine Gedanken bei Seite und schlief schnell unter freiem Himmel ein, wie in meinen Vorstellungen. 

Entführt und Verloren zurück in der HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt