"Dann kommt ruhig her", meinte er und klopfte links und rechts neben sich. "Wenn Melody auch möchte, kann sie auch gern dazu kommen. Sie soll aber gut auf Sina aufpassen. Nicht, dass sie Blödsinn anstellt", bemerkte er und blickte kurz zu den Füchsen, die ihre Kutsche zogen. Es waren edle Tiere, die speziell für diese Tätigkeit ausgebildet waren.
Anfangs hatte Freya gedacht, sie würden Pferde nehmen, aber die Füchse waren scheinbar für solch eine Strecke die bessere Wahl.
"Melody? Möchtest du mit Papa und mir auf dem Kutschbock sitzen oder lieber malen?", fragte Freya in die Kutsche hinein. Sie ahnte, für was sich das Mädchen entscheiden würde. Wenn es um Damian ging, machte Melody selten etwas anderes.
Sofort kam das Mädchen herausgesprungen. "Malen kann ich später", verkündete sie und kam sofort zu Damian nach oben geklettert.
Lachend schloss Freya die Kutschentür und gesellte sich zu ihren beiden liebsten. Manchmal glaubte sie, dass Damian nicht nur ein Vater für Melody war, sondern auch wie ein Bruder. Mit Freyas Brüdern hatte sich Melody immer gut verstanden.
"Dann kann es jetzt losgehen, nicht wahr?", fragte sie mit einem Grinsen und legte Hand an ihre Tochter an, um ihr einen Wärmezauber umzulegen.
"Ja, wir fahren langsam", sagte er mit einem Lächeln, bevor er die Zügel richtig griff und die Tiere antrieb, damit sie losliefen. Dazu schnalzte er leicht mit der Zunge und bewegte die Zügel.
Als die Kutsche sich bewegte, sah Freya noch einmal zurück und lächelte. Damians Eltern standen noch draußen und winkten ihnen nach. Sie, aber auch Melody winkten zurück, bis die Mauern ihnen jeglichen Blick verwehrten.
"Ich freue mich wahnsinnig", seufzte Freya zufrieden und lehnte sich zurück. Da sie noch in der Stadt waren, behielt sie ihre Tigerdame im Blick. Durch kleine Unachtsamkeiten konnten sonst Unfälle entstehen. Das galt es zu vermeiden. Sobald sie jedoch das Feld erreichen würden, konnte sich das Tier austoben.
Lächelnd warf Freya Damian einen Blick zu. Ihre erste, gemeinsame Reise, bei der sie hoffentlich wieder Vertrauen finden würde.
"Bei Füchsen brauchst du nicht so viel aufpassen, wie bei Pferden und sie kommen gut mit anderen Tieren klar", erklärte Damian, der beobachtete, wie Jeanne immer wieder zu den Füchsen kam, die sich davon jedoch nicht stören ließen.
Interessiert betrachtete Freya, wie die Tiere miteinander umgingen. Trotz Jeannes Versuche, die Füchse zum Spielen zu animieren, blieben sie gelassen und folgten Damians Anweisungen über die Zügel. "Zum Glück. Jeanne ist zurzeit ziemlich spielwütig", bemerkte Freya und rief das Haustier schließlich zu sich. Jeanne musste lernen, dass sie nicht jederzeit spielen konnte, vor allem nicht in der Stadt. Dafür würde Freya sie später mit einem ausgiebigen Spaziergang entlohnen. "Sag, wie lange werden wir heute unterwegs sein?", wandte sie sich an Damian.
"Ich schätze, dass wir am späten Abend die erste Stadt erreichen, wenn wir langsam fahren", erklärte Damian, der beobachtete, wie Jeanne zurückkehrte.
Die Tigerdame lief nun erst einmal neben Freya her, wirkte aber immer wieder, als würde sie gleich wieder losstürmen wollen.
Allerdings war Freya wachsam und gebot ihr Einhalt. Jeanne bekam Freiheiten, doch erst als sie aus der Stadt waren, ließ Freya sie weiterlaufen. Der Tigerdame war anzusehen, wie sie sich über das Herumtollen freute. Scheinbar war Sina von Jeannes freudiger Art angesteckt worden, da sie von Melodys Kopf flog. "Ich würde mit ihr gerne spazieren gehen, damit sie sich austoben kann", gestand sie. Nach dem langen Sitzen auf dem Kutschbock würde es ihr sicher guttun. "Elias kommt erst morgen früh, nicht wahr?"
"Wir treffen ihn in der nächsten Stadt", erklärte Damian, der die Füchse dazu brachte, langsamer zu werden, bis sie stehenblieben. "Geh ruhig mit ihr zusammen etwas umher. Wir fahren langsam. Dann kann auch Melody mit Sina laufen."
Melody sprang hinab und rannte Sina hinterher. Sie mochte das Katzenkäutzchen noch nicht so gerne allein lassen, da dieses noch immer regelmäßig abstürzte, wenn es sich überschätzte.
"Eine gute Idee", bemerkte Freya, lehnte sich zu Damian hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Auch sie sprang hinab und wartete, bis Damian die Kutsche wieder anfahren ließ. Gemütlich im Schritttempo, sodass auch Melody mitkommen konnte.
Freya hingegen formte aus Schnee einen Ball und versiegelte ihn mit Eis, um ihn Jeanne zum Spielen zu geben oder ihn für sie zu werfen. Somit war das Tier beschäftigt und konnte sich bei ihrem Lieblingsspiel austoben.
Eine Weile fuhren sie so recht unbeschwert ihren Weg. Es war egal, ob sie sich beeilten oder nicht. Elias würde erst morgen zu ihnen stoßen und es änderte nur die Zeit, in der sie in der nächsten Stadt ankamen. Warum es also nicht genießen? Immerhin hatten sie Urlaub.
Als es schließlich etwas dunkler wurde und sie sich ihrem Ziel näherten, rief sie Jeanne nun endgültig zurück.
Melody war mit Sina bereits in der Kutsche und ruhte sich aus. Das Spielen hatte sie beide sehr erschöpft, weshalb sie später wohl müde ins Bett fallen würden.
Um sie nicht zu stören, stieg Freya wieder zu Damian auf den Kutschbock. "Wie geht es dir?", wollte sie wissen. Immerhin war er den ganzen Tag gefahren und brauchte sicherlich eine Pause. Durch die Bewegung war sie müde, aber zufrieden. Auf dem Spaziergang hatte sie sogar einige Magieübungen vollzogen. Das tägliche Üben war wichtig und half ihr zu einer besseren Kontrolle.
"Mir geht es gut", versicherte Damian lächelnd. "Immerhin sitze ich nur rum und wir hatten auch eine lange Pause, in der ich essen und ein Nickerchen machen konnte", erinnerte er sie. "Wie geht es dir?"
"Ganz gut. Zufrieden, um ehrlich zu sein", gestand Freya und rutschte ein Stück zu ihm. Sie legte ihre Hand auf sein Knie und streichelte es. "Müde bin ich auch, aber es ist nicht schlimm. Das Laufen hat uns gutgetan." Jetzt sehnte sie sich nach einem Bad und einer Kleinigkeit zum Abendessen, aber auch nach dem abendlichen Kuscheln mit Melody und Damian, bis die Müdigkeit sie einholte.
"Das ist gut. Wir haben noch ein Stück vor uns. Schaffst du es bis dahin, oder willst du eine Pause machen?", wollte er wissen, als er plötzlich ein seltsames Gesicht machte. Die Füchse wirkten unruhig. Viel mehr als sonst. Fast so, als würden sie sich sträuben, Damians Anweisungen zu gehorchen. Das ließ den jungen Mann fluchen.
Freya wurde von einem unruhigen, merkwürdigen Gefühl gepackt und hielt sich an Damian fest. Ihr Blick glitt über die Felder und die Straße, die dunkler wurden. Daher erschuf sie eine Lichtkugel, um die Umgebung zu erhellen. "Was ist los mit ihnen?", fragte sie, als Jeanne auch noch zu knurren begann. Hier draußen waren, sie außer ein paar Kutschen, bisher niemandem begegnet. "Vielleicht ein Tier, das sie erschreckt. Soll ich nachsehen gehen?", erkundigte sie sich mutig.
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Die Magie der Steine - Dunkelheit (Band 6) [Leseprobe]
FantasyFreya und ihre Gruppe setzen ein Semester an der Kohatu aus und bereisen die Welt von Tir na Magica. Auf ihrer Reise besuchen sie Städte und Dörfer, wobei Freya die zerstörerische Kraft des Krieges mit eigenen Augen zu sehen bekommt. Allerdings ges...