"Werden wir sehen, wenn wir die Stadt erkunden", winkte Damian ab. "Ich weiß auch nicht genau, was es hier alles gibt."
Zuerst wollte sich Freya jedoch ausgiebig stärken. Seltsamerweise fühlte sie sich wie ausgehungert, obwohl sie am Abend gut und vor allem viel gegessen hatten. Um genug Zeit zu haben, erkundigte sich Freya bei Elias, wie ihm die kurze Zeit zuhause bekommen war.
Er wirkte wie immer alles andere als begeistert, während er aß. "Wie immer Stress und Streitereien", brummte er und stocherte etwas in seinem Essen, bevor er einen Bissen nahm.
Kopfschüttelnd legte Freya ihm ihre Hand auf den Arm. "Es ist noch nicht besser geworden?", flüsterte sie bedauernd und warf ihm einen aufmunternden Blick zu. "Dafür kannst du dich jetzt ein halbes Jahr erholen und mit uns die tollsten Dinge erleben." Sie kam ihm ein wenig näher und flüsterte: "Und etwas Schönes für Rosalie mitbringen."
Elias wurde rot im Gesicht und räusperte sich. "Ja. Ich bin froh, dass wir wieder zusammen unterwegs sind. Es ist sehr angenehm", sagte er.
Damian, der gerade sein gekochtes Ei schälte, schmunzelte. "Ach? Sind wir nicht zu anstrengend?", neckte er.
Prustend verschluckte sich Freya an ihrem Getränk und beseitigte das Malheur mit Magie. "Ich glaube, nach dem halben Jahr braucht Elias ein Jahr Pause von uns", kicherte sie amüsiert.
Elias grinste. "Denkst du? Ich würde eher sagen, dass ihr ein Jahr Pause von mir braucht", lachte er. Wohl über Freyas Reaktion.
Lächelnd winkte Freya ab. "Ach was. Wenn ich bedenke, dass ich nach den ersten Wochen in der Schule ein Jahr lang Pause von Damian gebraucht hätte ...", meinte sie gedankenverloren und träumend. "Du musst schon viel anstellen, dass wir Pause von dir brauchen."
Elias Lachen wurde lauter und belustigter. "Euer erstes Aufeinandertreffen war wirklich sehr amüsant."
Zuerst zog Freya ihre Augenbrauen nach oben und verengte dann ihre Augen. "So lustig war das nicht, Elias", bemerkte sie ernst. "Es hätte einiges passieren können." Unter anderem, dass sie Damian vielleicht den Hals umgedreht hätte.
Elias kam nicht mehr aus dem Lachen heraus, was scheinbar auch Damian zum Schmunzeln brachte.
"Es war interessant", gestand er und schenkte ihr ein Grinsen.
Schnaubend vergrub sich Freya hinter ihrer Tasse und verdrehte die Augen. "Ich weiß wirklich nicht, was ihr unter interessant versteht. Es war alles andere als lustig", murmelte sie. Manchmal dachte sie an die Zeit, die sie sich selbst durch ihre Unsicherheit erschwert hatte, zurück.
Bekümmert sah Freya auf den jämmerlichen Rest ihres Kakaos und seufzte. "Wer hat noch Hunger oder Durst? Melody, willst du noch etwas?" Würden die anderen noch etwas essen, würde sie sich eine weitere Tasse gönnen. Das Schokoladengetränk war eine Art Seelenwärmer geworden.
"Ich möchte Wackelpudding", sagte Melody, die ihren Teller geleert hatte.
Damian erhob sich. "Soll ich noch jemanden etwas mitbringen? Ich würde mir noch eine von den Suppen holen."
Sanft legte Freya ihre Hand auf seinen Arm. "Lass mich gehen, ja? Sag mir, welche Suppe dir ins Auge gestochen hat. Ich hole noch etwas Kakao", verkündete sie und erhob sich. Nicht nur Kakao wollte sie sich holen, sondern auch ein Stück Brot, das sie Jeanne später als Leckerei geben würde.
Damian überlegte kurz. "Die mit den Fleischklößen", sagte er schließlich und ließ sich wieder nieder.
"Wackelpudding", sagte Melody erinnernd und blickte ihre Mutter bittend an.
"Du Leckermäulchen", lächelte Freya, strich ihrer Tochter kurz über das weißblonde Haar und ließ die Gruppe allein, da sich Elias nicht nach einem Wunsch äußerte.
Am Buffet nahm sie alles Gewünschte und ließ es neben ihr zum Tisch schweben. Trotz der Gäste schaffte Freya es mit Leichtigkeit, die Dinge ohne Schusseligkeiten zu transportieren und stellte diese letztendlich vor Damian und Melody ab.
"Danke dir", lächelte Damian, während sich Melody fröhlich über ihren Wackelpudding her machte. "Was ist mit dir? Willst du nicht auch noch was?", wollte Damian wissen.
"Nein, ich bin satt", erwiderte Freya und ließ sich nieder. Dann holte sie das Stück Brot hervor. "Das ist für Jeanne. Mir reicht die zweite Tasse Kakao."
"Willst du ihr Wurst oder Fleisch drauf machen?", fragte er, während er seine Suppe aß.
Verneinend legte Freya das Brot auf den Teller und zeigte darauf. "Ich werde es für Spielchen mit ihr benutzen. Suchspiele und solche Dinge", erklärte sie, während sie das weiche Brot mit Magie erhitzte, bis es kross war. Jedoch hörte Freya nicht auf, sondern machte weiter, bis es hart und trocken war.
"Trockenes Brot mag Jeanne vielleicht schmecken, aber es enthält Weizen und das bietet Katzen keine Nährstoffe. Es bringt lediglich ihre Verdauung durcheinander. Mir wäre es lieber, wenn du ihr stattdessen ein gutes Stück Fleisch gibst", merkte Damian mit einem schiefen Lächeln an. "Dann hat sie wenigstens etwas davon."
"Manchmal erinnert sie mich eher an einen Hund", kicherte Freya aufgrund der Tatsache, wie Jeanne knurrte. Sie fauchte nicht wie Katzen, sondern knurrte dunkel. "Vielleicht wäre es am besten, ihr frisches, rohes Fleisch zu füttern." Sicherlich machte es dem Tier nichts aus, die ein oder anderen Kräuter mitzufressen, aber es musste nicht sein. "Lass uns später in der Stadt nachsehen, ob sie frisch schlachten. Das kann ich dann auch gleich haltbar machen", schlug sie vor.
"Das ist eine gute Idee", stimmte Damian zu. "Dann wissen wir wenigstens was drin ist."
Da es nun beschlossene Sache war, verfiel Freya in Schweigen und sah den anderen beim Essen zu. Gleichzeitig versuchte sie zu lauschen, ob jemand anderes überfallen worden war. Das lag ihr noch immer im Magen und sie spürte ein unangenehmes Grummeln.
Schließlich war die kleine Gruppe fertig und alle erhoben sich, um Jeanne zu holen und ihren kleinen Spaziergang zu beginnen.
Freudig sprang die Tigerdame an Elias hoch, um ihn zu begrüßen. Freyas Befehl, damit aufzuhören, kam Jeanne einige Sekunden später nach, strich aber noch immer um Elias' Beine. Um das zu unterbinden, nahm Freya die Leine und forderte die Gruppe zum Gehen auf.
Sie konnte es kaum erwarten, die Stadt zu besichtigen.
Elias streichelte Jeanne einmal kurz, bevor er folgte. "Habt ihr Ziele?", wollte er wissen, während er neben Freya herlief. Melody war zwischen dieser und Damian.
"Eigentlich nicht", gestand Freya verlegen und drückte sanft Damians Hand. "Oder du, Damian? Zumindest eine Fleischerei wollen wir aufsuchen. Was ist mit dir, Elias?" Ihre Tochter brauchte sie nicht zu fragen. Melody würde überall mit hinkommen, solange Damian dabei war. Dabei entdeckte Freya ein kleines Schimmern in Melodys Augen, als würde sie sich nach Spaß umsehen wollen.
"Ich hab kein wirkliches Ziel. Aber es gibt wohl Tempel, die ich gern sehen würde. Wir sind aber noch weit am Rand des Gebiets. Hier gibt es nicht ganz so viele", erklärte er, während er sich umsah. "Einen Schlachter scheint es dort hinten zu geben."
Freya folgte seinem Blick und erkannte ein Schild, auf dem ein Messer und ein Tier abgezeichnet war. "Du hast recht. Lass uns dort zuerst hingehen", bat sie. Sollten sie Fleisch bekommen, konnten sie es mit Magie haltbar machen. Mit Magie war alles viel einfacher, wie Freya festgestellt hatte. "Und danach können wir gerne nach den Tempeln sehen. Hanako hat etwas verlauten lassen und ich würde sie gerne kennenlernen."
Damian nickte zustimmend. "Ich würde sagen, du kannst Jeanne dann auch Leckerlies geben, sobald sie brav ist", schlug er vor und machte sich auf den Weg in die Richtung.
Leicht fragend legte Freya den Kopf schief und grinste dann. Wahrscheinlich bekam er nicht mit, wie Freya mit der Tigerdame übte. Stets hatte sie Leckerlies in der Tasche, die sie Jeanne für Gehorsam zukommen ließ. Meist war es allerdings nur das eigene Futter.
Sie folgte ihm zu dem Laden und nahm Jeanne kürzer an die Leine. "Sieh nur, wie sie schnuppert", bemerkte Freya schmunzelnd. Tatsächlich hob das Tier die Schnauze in die Luft und es sah aus, als würde sie ihre Lippen lecken. "Kannst du bitte nachfragen, ob sie mit reinkommen darf? Ansonsten warte ich hier."
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Die Magie der Steine - Dunkelheit (Band 6) [Leseprobe]
FantasyFreya und ihre Gruppe setzen ein Semester an der Kohatu aus und bereisen die Welt von Tir na Magica. Auf ihrer Reise besuchen sie Städte und Dörfer, wobei Freya die zerstörerische Kraft des Krieges mit eigenen Augen zu sehen bekommt. Allerdings ges...