Kapitel 2

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Damian hatte die Kutsche sicher bis in die Stadt gelenkt und so hatten sie recht schnell ihre Herberge beziehen können. Das Essen war gut gewesen und auch das Bad hatte dazu geführt, dass sich alle ein bisschen entspannen konnten.

Gerade Damian wirkte etwas ruhiger und so, als würde er wirklich nicht damit rechnen, dass man sie hier angriff. Zumindest nicht in der Herberge.

Freya bemerkte, dass er in der Nacht ab und an aufzuwachen schien und sich umsah, bevor er weiter schlief.

Als sie am Morgen erwachten, war er trotzdem recht ausgeschlafen. Zumindest wirkte er so.

Im Gegensatz zu ihr selbst. Es fiel ihr schwer, ihre Augen zu öffnen, doch Melodys hartnäckige Art, sie zum Aufstehen zu bewegen, half Freya, sich aus dem Bett zu rollen. Zuerst gab sie Melody einen Kuss auf die Haare und bat sie, sich im angrenzenden Badezimmer zu waschen. So konnte Freya vielleicht Zeit schinden und noch ein paar Minuten liegen bleiben.

Damian streichelte ihr über den Rücken. So, dass Melody es nicht sehen konnte. "Elias kommt bald", sagte er flüsternd an ihr Ohr und küsste ihre Wange.

Freya nickte und gähnte laut. In der Nacht hatten sie schreckliche Albträume von Loyd geplagt. Diese waren noch immer sehr präsent und blockierten Freyas Denken. Als Melody im Bad war und vor sich hin summte, schaffte sie es schließlich, sich davon zu befreien und streckte sich ausgiebig. "Wie geht es dir?", wollte sie zu Damian gewandt wissen und gab ihm seinen Guten-Morgen-Kuss.

"Etwas müde, aber sonst gut. Dir?", fragte er zurück und zog sie kurz sanft in den Arm, um ihren Rücken zu streicheln.

Zufrieden gab Freya einen Laut von sich und gähnte erneut. "Willst du die Antwort wirklich wissen, oder reichen dir meine Streichholzkleinen Augen?", versuchte sie zu scherzen. Sie schlang ihre Arme um Damian und schmiegte sich für einige Sekunden an ihn. "Ich hatte die ganze Nacht Albträume."

Damian streichelte sie weiter sanft. "Willst du in der Kutsche schlafen?", fragte er leise und küsste ihre Stirn. "Ich kann dir einen Tee zusammenmischen, der Kräuter enthält, die dich besser schlafen lassen. Traumlos."

Dankend, aber lächelnd, lehnte Freya ab. "Für die nächste Nacht gerne, aber ich möchte Zeit mit euch verbringen. Sicher hat Elias einiges von zuhause zu erzählen", mutmaßte sie. Da war Schlaf nicht angebracht. Zudem war sich Freya sicher, dass sie im Laufe des Tages wach werden würde. Ein ordentliches Frühstück, sich waschen und ein kleiner Spaziergang mit Jeanne würde es bestimmt richten.

Damian mustert sie eingängig. "Na gut, aber sag, wenn es dir zu viel wird", bat er und erhob sich nun auch, um sich zu strecken und dann umzuziehen.

"Werde ich", versprach sie und stand auf, um das Futter für die beiden Tiere vorzubereiten. "Sobald Jeanne mit dem Fressen fertig ist, gehe ich eine kleine Runde um den Block mit ihr", informierte sie Damian, während sie sich anzog.

"Allein?", fragte er und klang nicht so begeistert davon. "Bitte pass gut auf. Ich denke zwar nicht, dass in der Stadt etwas passiert, aber nach gestern ... Sei einfach vorsichtig."

Hoch und heilig versprach Freya ihm, nur die Straße in der Nähe der Unterkunft entlangzulaufen. So, dass er sie vom Fenster aus beobachten konnte. Sie selbst wollte nach dem Überfall kein Risiko eingehen, musste sich aber dennoch um Jeanne kümmern. Dazu gehörte auch, mit ihr hinauszugehen.

"Ich beeile mich. Vielleicht treffe ich Elias", meinte Freya und zog sich den Mantel über, bevor sie Jeannes Leine nahm.

"In Ordnung", seufzte Damian leise. "Soll ich mit Melody auf dich warten, bevor wir essen?", wollte er wissen. Eigentlich wäre er mitgekommen, doch Melody um diese Uhrzeit zum Spazierengehen zu bewegen war nicht leicht.

"Ja, bitte", antwortete Freya und lächelte ihm zu. "Fünf Minuten, dann bin ich wieder da."

Sie würde darauf achten, das war klar. Mit einem Kuss auf die Wange verließ sie das Zimmer und beeilte sich, aus dem Haus zu kommen.

Jeanne war schon ganz aufgeregt, obwohl sie den Tag zuvor sehr viel gelaufen war. Wurden diese Tiere denn nie müde? Oder lag es an der Umgebung, die sie unbedingt erkunden wollte?

Freya vermutete beides, da Jeanne noch jung war. Solch eine Reise bekam ihr genauso gut wie den Menschen.

Bevor Freya die Straße betrat, nahm sie Jeannes Leine fester in die Hand und beugte sich zu ihr hinab. "Nur ein kurzes Stück. Du darfst nachher wieder frei laufen", versprach sie ihrem Haustier und öffnete dann die Tür.

Kälte blies ihr entgegen und machte sie sofort wacher. Dankbar darüber, atmete sie die Luft tief ein und begann mit dem Spaziergang.

Sie sah sich um, während sie versuchte, Jeanne davon abzuhalten, jede Gasse zu erkunden, die auf ihrem Weg lag. Die Tigerdame zog und zerrte ganz schön, doch an sich war es nicht so schlimm.

Sollte sie allerdings weiter wachsen, konnte es zu Problemen kommen. Daher nutzte Freya die kurze Zeit, um Jeanne trotz der vielen Ablenkungen Gehorsam beizubringen. Unter anderem, dass sie bei Freya laufen sollte.

Es funktionierte nicht ganz so gut, doch manchmal klappte es. Das reichte Freya erst einmal. Sie wusste, dass sie diese Dinge nicht erzwingen konnte und langsam daran arbeiten musste.

Also lobte sie Jeanne, drehte sich um und ging die Straße zurück zur Unterkunft. Selbst bei den Übungen hielt sie die Augen und Ohren offen und warf sogar manchmal einen Blick zum Fenster hinauf, um Damian wissen zu lassen, dass alles in Ordnung war.

Dort konnte sie ihn sehen. Es schien, als würde er sie von oben aus überwachen.

Sie lächelte ihm zu, machte noch eine kleine Übung mit Jeanne und kam dann wieder hinein. Der kleine Spaziergang hatte ihre Sinne erweckt und sie fühlte sich ausgeruhter als vor einigen Minuten.

Mit knurrendem Magen stieg sie die Treppen hinauf und ließ Jeanne ins Zimmer hinein. Freya zog sich ihren Mantel aus und kam auf Damian und Melody zu. "Alles in Ordnung bei euch?"

"Ja! Ich habe Papa vorgelesen", sagte Melody stolz und zeigte auf das Buch in ihrer Hand.

Damian lachte. "Sie wird immer besser."

"Dann hast du dir eine Belohnung verdient?", fragte Freya lächelnd und gab beiden einen Kuss auf die Stirn.

Sie ließ ihren Blick schweifen und stellte fest, dass Elias noch nicht angekommen war. Das hieß, sie konnte noch schnell ins Bad.

"Ich möchte beim Essen einen Pudding", sagte Melody froh darüber, dass ihre Mutter ihr das anbot.

Freya zwinkerte Damian zu. „Ich bin mir sicher, dass sich das einrichten lässt. Bin kurz im Bad", verkündete sie und ließ die beiden allein, um sich zu waschen.

Stolz, dass Melody scheinbar kein Chaos veranstaltet und alles sauber hinterlassen hatte, sah sich Freya um. Vielleicht hatte Damian geholfen, aber darum ging es ihr nicht, solange Melody lernte, dass sie Dinge nicht einfach liegen lassen durfte. 

Die Magie der Steine - Dunkelheit  (Band 6) [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt