Den Rest der Woche verbrachte ich damit, an meinem neuen Buch zu schreiben, Vorbereitungen für den Unterricht zu treffen und dem Versuch, meine Gedanken im Zaum zu halten - ich versagte kläglich.
Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich mir den Kopf über Drea Dupree zerbrach.
Dem Mädchen mit dem unsäglich traurigem Blick.
Dem Mädchen, das einem Abbild meiner Seele glich.
Und dem Mädchen, bei dem es sich um meine Schülerin handelte...Ich konnte einfach nicht aufhören, über sie nachzudenken.
Immer wieder beobachtete ich sie im Unterricht, fragte mich, was ihr wohl widerfahren war und ob ich ihr womöglich helfen könnte. Im gleichen Atemzug jedoch ermahnte ich mich dazu, einen Gang zurückzuschalten. Es gab eine simple und einfache Erklärung für meine aufgewühlten Gedanken - und diese Erklärung gründete darauf gründete, dass Drea mich an meine eigene Vergangenheit erinnerte. Sie erinnerte mich an Joanna. Ich redete mir ein, dass dieses Interesse auf meinen Beschützerinstinkt zurückzuführen war...
Den Freitagabend nutzte ich ebenfalls zum Schreiben und als Samstag anbrach, hätte ich um ein Haar meine Verabredung mit den Jungs vergessen. Nachdem Michael mir mitteilte, dass Lukas seine Schwester mitbrachte sowie deren besten Freundin, überlegte ich, auch Joanna zu fragen, ob sie nicht Lust hatte mitzukommen. Doch während eines Telefonats teilte sie mir mit, dass sie leider keine Zeit hatte. Sie war noch beschäftigt mit einer Arbeit, die bis nächste Woche fertig sein musste. Ich wünschte meiner kleinen Schwester viel Erfolg und sprang dann unter die Dusche.
Danach schlenderte ich zu meinem Kleiderschrank. Ich entschied mich für eine dunkle Jeans und ein weißes Longsleeve. Das Ganze rundete ich mit ein paar Schnürboots von Timberland ab. Da ich durch mein Trödeln und das Schreiben Zeit verloren hatte - sehr zu meinem Missfallen, denn ich hasste Unpünktlichkeit - schrieb ich widerwillig eine Nachricht an Michael, dass ich mich etwas verspätete. Ich warf mir meinen Mantel über, schnappte mir meine Schlüssel und machte mich auf den Weg. Im Foyer angekommen, hatte Mr Grayson meinen Wagen bereits vorfahren lassen. Ich bedankte mich bei ihm und trat hinaus in die kühle Septemberluft.
Mit einem Chirpen entriegelte ich die Zentralverriegelung meines Wagens und sank sogleich in den tiefen gemütlichen Ledersitz. Dann fädelte ich mich in den Abendverkehr Seattles ein. Es dauerte nicht lange und schon erreichte ich den Q Nightclub. Zugegeben, der Schuppen wäre nicht meine erste Wahl gewesen, um etwas trinken zu gehen. Allerdings würde es dort ein leichtes sein, mit Frauen ins Gespräch zu kommen - und möglicherweise auch mit einer davon nach Hause zu gehen.
Ich war nicht von mir selbst eingenommen, aber ich wusste, dass ich auf den Großteil der Frauen eine sehr anziehende Wirkung ausübte. Mit dem blonden Haar, das ich in einem leichten Undercut Schnitt trug, den markanten Gesichtszügen und meiner athletischen Figur, die ich dem regelmäßigen Gang ins Fitnessstudio verdankte, handelte ich mir schon den ein oder anderen anerkennenden Blick ein. Zu wissen, dass man ein attraktives Äußeres besaß, hatte für mich persönlich nichts mit Arroganz oder Überheblichkeit am Hut, sondern zeugte schlicht und ergreifend von einem gesunden Selbstbewusstsein, obgleich ich mir aus Äußerlichkeiten nicht viel machte. Die Tatsache, dass ich schon sehr früh hatte lernen müssen, was im Leben wirklich zählte und was nicht, hatte dafür gesorgt, dass mir jeglicher Hochmut fern blieb.
Am Club angekommen, ging ich an der langen Schlange vorbei und nannte den Türstehern meinen Namen - Lukas besaß ganz offensichtlich Kontakte zum Inhaber dieses Clubs und hatte mich auf die Gästeliste setzen lassen. Innerhalb weniger Minuten befand ich mich im Inneren der Disco.
Sofort schlugen mir die Gerüche von Alkohol, Schweiß und Parfüm in die Nase, die ungemein typisch waren für solche Tanzlokale. Gedämpft dröhnten die laute Musik und die Bassklänge an meine Ohren, ließen meinen Körper vibrieren und sorgten für eine Lautstärke, bei der man sich kaum noch unterhalten konnte, wenngleich es sich hier im Eingangsbereich noch in Grenzen hielt. Da ich nicht den blassesten Schimmer besaß, wo sich die Jungs gerade herumtrieben, griff ich nach meinem iPhone, das sich in meiner rechten Hosentasche befand. Ich war im Begriff, Michael eine SMS zu schreiben, als ich plötzlich jemanden meinen Namen sagen hörte.

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Logan's story
Romance*Pausiert* Logan Black sieht die Welt stets nur in Schwarz oder Weiß. Gut oder Böse. Richtig oder Falsch. Denn die Schatten seiner Kindheit haben Logan zu einem gebrochenen Mann gemacht. Doch dann trifft er auf die junge Drea Dupree, die sein Leben...