Kapitel 20 - Remember Me

189 12 7
                                    

Antonia's Sichtweise:

Um unsere Spuren so gut es geht auszulöschen beschlossen wir uns beide dazu das gestohlene Auto in Flammen aufgehen zu lassen.
Nun würde die Polizei keine Fingerabdrücke weder sonstige DNS spuren nachweisen können.
Anni und Rewi werden es hoffentlich auch nicht finden. Zumindest hatten wir nun einen kleinen Zeitvorsprung.

"Was wollen die zwei von uns und wer zum f*ck sind die Toni?????" schrie er mich panisch an während wir in den dunklen Wald hinein liefen.

"hör mir zu, wir haben jetzt keine Zeit für diesen Talk lass uns einfach schnell zu dir laufen, ich kann dir danach alles in ruhe erklären.." schrie ich ihm zu damit er mich verstehen konnte.

Es begann zu nieseln...

"zu mir laufen schonmal gar nicht nein nein ganz sicher nicht.." lachte er mir höhnisch ins Gesicht.

Es war klar das er mich im Stich lassen würde, er hatte keine Ahnung von ihnen, er war eben doch nur mein Drogendealer..

"unsere Wege trennen sich ab hier, ich habe keinen Bock auf diese scheiße!" blieb er plötzlich vor mir stehen.

"Du hast mich verraten Antonia!!"

Schrie er mich noch immer an..

Ich war es gewohnt das Leute mich im Stich lassen. Das sie mit mir entweder nur aus Mitleid abhängen oder mich ausnutzten. In der Youtube Szene ist das auch nicht viel besser.. Und ich wusste von Anfang an das auch unsere Beziehung zueinander eines Tages ein Ende finden würde,

nur nicht wann..

Ich wusste das jegliche Diskussion sinnlos wäre weshalb ich einfach nur da stand und kein Wort rausbrachte.
Ich starrte ihn an, er kam plötzlich auf mich zu und nahm meine linke Hand in seine und sagte


"verbunden aber niemals verraten" mit einer nun zittrigen Stimme zu mir.

Tränen bildeten sich in meinen Augen als er dies tat.

Er drückte meine Hand fest und verschwand so schnell wie er nur konnte im schwarzen stockdunklen Wald.

Ich habe ihn verraten und deswegen müssen sich unsere Wege für immer trennen. Es tut mir so leid. 'Es tut mir so leid' reicht dafür nicht mal.
I

ch hätte mich von Anfang an gegen Rewi und Anni entscheiden sollen.
Seit ich Anni kenne ist mir nur lauter scheiße passiert so wie sonst auch immer..

Ich war ein ganzes Monate clean von Alkohol und Drogen als Anni und Rewi zu mir kamen diesen Sommer..
Ich nahm meine Medikamente und es schien wirklich bergauf zu Gehen für mich.
Ich dachte mir ein bisschen Alkohol kann nicht Schaden, schließlich werde ich so lockerer. Ein paar Züge rauchen dürften mir außerdem vergöhnt sein nachdem ich nun einen ganzen Monat clean gewesen sei.

Ich stand einfach nur da und starrte in den schwarzen dunklen Wald. Ich bereuhte es ihn verraten zu haben.
Ich habe es nicht kommen sehen, ich hätte mir nicht mal erwartet das sie mich finden würden. Oder das Rewi und Anni sich zusammen tun würden..

Das schreit noch mehr nach Rache, ich bin so sauer... ich fühle mich gleichzeitig gelähmt..
Mir flossen die Tränen meine warmen Wangen hinunter.
Ich sank zu boden, und fing an zu schreien während ich einige Wassertropfen auf meiner Schulter und in meinem Gesicht wahrnahm.
Regen machte sich breit und machte meinen pain noch sichtbarer.
Es fing an zu schütten während ich hinauf zu den Blitzen blickte.
Ich hatte das Gefühl das mir nichts mehr wehtun könnte nach diesem Ereignis... gar nichts......
Schwäche machte sich in meinem Körper breit, ich fühlte mich so schwach und alleine gelassen auf dieser Welt. Nun habe ich also nichts mehr was mich hält. Ich seufzte und versuchte mir meine Tränen die sich mit dem Regen vermischten wegzuwischen doch es kamen mit jeder Sekunde neue Tränen meine Wangen hinuntergelaufen. Wie ein Wasserfall, so sehr musste ich weinen, das kann doch alles nicht wahr sein...
Kalter Regen floß meinen Rücken hinunter während laute helle Blitze am Himmel erschienen.
Ich weinte in mich hinein, manchmal kamen aus mir Worte heraus wie "fuck" oder "shiit", ich nahm meine komplette Umwelt nicht mehr wahr bis auf den Regen und die Blitze. Ich konzentrierte mich nur noch darauf.
Der Regen wurde stärker, ein Platzregen machte sich breit.
Kohlschwarze Wolken über mir, die von lila Blitzen gezeichnet wurden.
Die Regentropfen die immer lauter wurden sodass man fast nur noch diese durch meine Worte und schreie und mein geheule wahrnehmen konnte.. Der Boden war eiskalt, die Erde verformte sich zu Matsch vermischt mit ein paat Blättern die bereits von den Bäumen gefallen sind.
Regen gab mir schon immer ein so befreiendes Gefühl..
Ich nahm nun nichts mehr außer diese Dinge war. Nichts schien mehr an Bedeutung zu haben außer dieses Gewitter und mein Schmerz. Beides vermischte sich. Ich richtete mein vollstes Bewusstsein nur auf den Regen und die Blitze. Wie jeder einzelne Regentropfen aufplatschte wenn er die Erde berührte. Es fühlte sich an wie ein Fever Traum..
D

ie Zeit schien still zu stehen, das Gras füllte sich mit Wasser. Große Lacken entstanden in Windesweile.

Plötzlich nahm ich verzehrte Schreie hinter mir wahr. Ich konnte nicht identifizieren was geschrien wurde oder wer schrie. Die Schreie wurden lauter, und von einem auf den nächsten Moment packten mich vier Hände an und nahmen mich huckepack. Ich wehrte mich nicht mehr. Ich ließ los. Mein Körper hielt inne, ich bewegte weder meine Arme noch meine Beine. Ich schloss meine Augen und ließ den kalten Regen auf mein Gesicht regnen. Ich nahm Stimmen wahr die ein gelabber von sich gaben aber konnte keine Worte verstehen.

Antonia's Flashback:

Anfang 2019

Nach der Trennung von Katharina war ich am Boden zerstört. Ich hasste diese Stadt, dieses Gymnasium, dieses Leben. Ich brauchte eine Pause, einen Neustart. Ich war erst 19 Jahre alt und beschloss alleine nach Madeira umzuziehen. Ich kannte dort nur wenig Leute.

Schon vorher fing meine Drogen und Alkohol Sucht an. Kontakt mit Dealern hatte ich noch nicht so richtig da andere dafür immer zuständig waren. Ich musste es nun selbst in die Hand nehmen wenn ich so weitermachen wollte wie vorher.
Ich hatte damals wenig Selbstbewusstsein und das bisschen was ich besaß war mehr fake als echt.

Durch Kontakte fand ich einen passenden Dealer. Und schon stand unser erstes treffen an. Er war sozusagen der bekannte "Babysitter" für Neulinge, wie ihn andere gern bezeichneten. Das schien mir äußerst sympathisch vorallem weil ich eben noch nicht so viel Erfahrungen in der Szene hatte.

Und so machten wir uns auch schon unser erstes treffen im Sommer 2019 auf Madeira's abgelegenen Bahnhof aus. Ich war so nervös, meine Hände zitterten und ich konnte es kaum glauben dies zu tun. Ich war damals naiv und unerfahren weshalb viele Gefahren auf mich lauerten.

Ich sollte ihn also kennenlernen, Patrick wie er hieß, mein Homie. Mein Safeplace für die nächsten zwei Jahre...

Er führte mich in die Szene ein, probierte gemeinsam mit mir Drogen aus. Erklärte mir viele Dinge, und so wurde er mein Hauptdealer mit dem ich am meisten handelte und Zeit verbringen würde.

Er erklärte mir von Anfang an das deine Dealer nicht deine Freunde seien, es sei zu gefährlich für beide Seiten. Er nahm meine linke Hand, und sagte mir :

"
"verbunden aber niemals verraten" zu mir.

Was eben soviel bedeuten soll wie, uns verbindet etwas über die Jahre hinweg aber wir sollten nicht vertrauen.

Danach drückte er meine linke Hand sanft.

Nach dem ersten Treffen war ich sofort begeistert von ihm, er hatte Empathie für mich und nahm sich Zeit mir zuzuhören. Und so war es dann bei jedem unserer Treffen.
Er war einer der einzigen denen ich trotzdem vertrauen konnte, mehr als anderen. Er verurteilte mich nicht und nie für das was ich tat.
Dieser Satz ist also bullshit..
Wir trafen uns öfters bei mir da es für mich okay war auch wenn er mich bat dies besser nicht anzubieten.
Einmal war ich sogar bei ihm.. Wir unternahmen manchmal etwas zusammen in unserer Freizeit.
Wir gingen oft zu Freizeitparks während wir high waren, oder trafen uns bei Lost Places wo wir oft unseren Deeptalk führten. Oder über unsere Mental Health und unser abgefucktes Leben jokes machten.
Fast jeden Tag verbrachten wir miteinander, wir wurden Freunde..
Wir hatten nie etwas miteinander wir waren nur Freunde, mehr nicht.
Wir gingen durch dick und dünn, auch wenn ich ihm mehr vertraute als er mir war unsere Freundschaft eine schöne und die schönste die ich wahrscheinlich je hatte. Ich konnte ihm vertrauen..

_______________________________________

𝒀𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝑴𝒆Where stories live. Discover now