Kapitel 1

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Pierre

Das Geräusch von Schlittschuhen auf Eis ertönt in meinen Ohren. Es ist eines der schönsten Geräusche, die es gibt. Mit einer zufriedenen Miene, trete ich zur Bande vor.


„Hey, Pierre! Trainierst du heute auch?", tänzelt mein bester Freund Charles auf mich zu. „Nein, ich bin zum Spaß in der Eishalle. Natürlich trainiere ich", beantworte ich ziemlich sarkastisch seine Frage. Charles aber lacht nur und hebt zum Spaß seine Hände als Schutz vor sich.

„Heute ist es viel zu voll, um irgendwie eine Choreo zu tanzen. Es sind lauter Amateure unterwegs", meckert er und wirft einen genervten Blick auf die Eisfläche. „Da passt du ja perfekt dazu", lache ich und Charles verzieht gespielt beleidigt sein Gesicht.

„Ich mach mich mal warm, dann leiste ich dir Gesellschaft neben den Amateuren.", erkläre ich ihm und verschwinde vom Rand der Eisfläche. Mit meiner Sporttasche auf der Schulter und meinen Eislaufschuhen in der Hand, mache ich mich auf zum Aufwärmraum.


Auf dem Weg dorthin überquere ich die Glasbrücke, welche beide Eisflächen verbindet. Auf der kleinen Eisfläche trainieren gerade die Jüngsten meines Sportes. Etwas schmunzeln lässt es mich schon, denn auch ich war so klein als ich angefangen habe.


Aus Spaß bin ich damals mit zum Eislaufen gegangen. Und dann bam. War ich auf einmal schon französischer Meister. Naja, so schnell dann auch wieder nicht. Aber meine Karriere hat schnell Fahrt aufgenommen.


Mit einem leichten lächeln auf meinen Lippen betrete ich die Umkleide für die Profis. „Hey, Pierre! Trainierst du schon für die Meisterschaften?", werde ich von Vali begrüßt. Vali ist auch im Sport tätig und bildet Großteiles die Jüngeren aus und ist für das Essen hier zuständig.

„Oh ja. Ich möchte auch irgendwann eine etwas größere Wohnung hier haben. Für die jetzige Miete geht mein ganzes Preisgeld von der französischen Meisterschaft drauf. Und in Moskau zu leben, ist jetzt nicht das billigste", witzle ich.


Seit zwei Monaten wohne ich nun schon in der Eiskunstlaufhauptstadt it self. Meine Heimat und damit auch meine Familie zu verlassen, hat schon sehr wehgetan. Doch für den großen Traum nimmt man viel in Kauf. Und um von gewissen Menschen wegzukommen auch.

Ich hatte im Sport nie wirklich Freunde. Bis ich nach Russland gezogen bin. Charles ist vor etwa drei Jahren mit seiner Freundin Charlotte hierhergezogen und hat mir vieles gezeigt. Und seitdem verstehen wir uns prächtig. Er ist etwa der einzige hier, dem ich wirklich vertraue.

Er tritt im Paarlauf mit seiner Freundin an. Und ich bin ein einzelner Wolf auf im großen Eiswald. Wenn man am Eis steht schaltet man alles und jeden aus und konzentriert sich auf sich selbst. 

Denn wenn nicht, dann passieren Fehler. Und diese dürfen nicht passieren.

Meine Gedanken bleiben an meinem letzten großen Fehler hängen. Ein Moment ohne Konzentration und schon ist man am Boden der Tatsachen. Nur der Gedanke lässt die Narbe auf meinem Knie ziepen. 

Ein Kreuzbandriss, welcher kurz so aussah, als ob er das Ende für meine Karriere ist.

Doch ich habe nicht aufgegeben. Ich habe mich zurück gekämpft. Zurück aufs Podium. Zurück auf die Weltspitze. Ab dann wusste ich, dass es damals die richtige Entscheidung war, alles stehen und liegen zu lassen für den großen Traum.


Mit all den Erinnerungen ziehe ich mich um und mache mich Warm, damit Charles nicht noch länger alleine von irgendwelchen Möchtegern Eisläufern niedergefahren wird. 

Двух миров - Eine BoyxBoy Story (Pierre Gasly x Max Verstappen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt