Kapitel 3

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Pierre

Etwas genervt davon, dass es genau vor mir jemanden auf die Fresse gelegt hat, tippe ich die Person an der Schulter an. „Ist alles ok?", frage ich dazu.

Sofort kreuzen blaue Augen, welche dieselbe Farbe haben, wie die gefrorenen Teiche im Norden Frankreichs, meinen Blick. Augenblicklich schrecke ich zurück.


Das kann nicht sein. Das ist gar nicht möglich. Warum sollte er hier sein?


„Max?", frage ich leise, um meinen verdacht zu bestätigen. Seine blauen Augen durchstechen mich immer noch, doch er hebt seinen Blick an und sieht mir direkt in die Augen.

„Pierre", entweicht ihm monoton.


Er ist es. Der Teamkollege meines Ex-Freundes. Er, der Alex zum Trainieren gebracht hat, weil dieser immer besser sein wollte als er. Er, der für Alex mit mir Schluss gemacht hat, weil dieser zu wenig Eier in der Hose hat.


Max hockt immer noch am Eis und blickt mich nicht weniger schockiert an. Doch jetzt gerade übernimmt mein freundlicher Menschenverstand die Kontrolle und ich strecke ihm die Hand hin.

„Nimm meine Hand. Ich helfe dir auf", meine ich und wedle vor seinem Gesicht mit meiner Handfläche. 

„Ganz sicher nicht", faucht Max auf und versucht alleine aufzustehen. Doch scheitert er und landet wieder auf seinen Knien.

„Ich will dich nicht heiraten. Ich möchte dir nur aufhelfen. Aber dafür bist du dir doch auch wieder zu gut, oder?", bei dem letzten Teil lache ich gehässig auf und mache einen Abgang.


Soll er doch verrecken am Eis. Ich für meinen Teil möchte hier einfach nur noch weg. Mit meinem Blick scanne ich die Eisfläche ab und finde auch das Objekt meiner Begierde.

„Charles. Ich hau ab. Ich habe heute keinen Bock mehr auf Eislaufen", lüge ich. 

Eigentlich habe ich schon noch Lust, aber der Gedanke, dass ich Max wieder über den Weg laufe, löst in mir nicht gerade Glückshormone aus.


Noch bevor Charles wirklich reagieren kann, bin ich weg. Weg vom Eis, weg von den Menschen, weg von Max. Vor der Eisfläche ziehe ich mir meine Winterschuhe wieder an und stiefle dann in richtigen meiner Wohnung weg.


In der U-Bahn blicke ich auf mein Handy. Das Foto, welches ich als Hintergrundbild habe, leuchtet mir entgegen. Die beiden strahlenden Gesichter darauf lachen mich an. 

Das Bild ist letztes Jahr zu meinem Geburtstag entstanden, als Alex mich überrascht hat. Ich habe es bis heute nicht übers Herz gebracht, meinen Hintergrund zu ändern.


Und jetzt sitze ich wieder einmal in der U-Bahn und bin meinen Tränen nahe. Zum Glück ertönt die Stimme einer Dame, welche verkündet, dass meine Station die nächste ist. Kaum sind die Türen geöffnet, trete ich auf den Bahnsteig und steige die Treppen in das Winterland hinauf.


Es ist schon lange dunkel. Schon bevor ich überhaupt aus der Wohnung getreten bin. Dicke Schneeflocken fallen aus der Dunkelheit auf mich herab und ich bahne mir den Weg über den Parkplatz zu meiner Wohnung.

Das Geräusch, wenn man auf frischen Schnee tritt, beruhigt mich ungemein. Die Kälte hat schon etwas an sich. Etwas wunderschönes, aber doch so gefährliches. An der Tür angekommen hole ich meinen Schlüssel hervor.

Und dann heißt es wieder Treppen steigen. Doch jetzt ist mir nicht nach aufregen, wie ich es normalerweise mache. Ich möchte einfach nur ins Bett. Raus aus der Welt, in welcher ich alleine bin. Hinein in die Träume-Welt, in welcher ich einfach glücklich sein kann.


Endlich oben angekommen, sperre ich die zweite Tür auf und trete in meine eigenen vier Wände. Meine Schuhe trete ich in die nächste Ecke und mein Mantel wird auch nur halbherzig auf die Kommode gelegt.

In meinem Zimmer lasse ich meine komplette Kleidung neben meiner Sporttasche fallen und lasse mich genauso in meinem Bett nieder. Doch jetzt kommen mir wieder die Tränen, welche ich dachte, verdrängt zu haben.

Und so kommt es, dass ich mich zum zweiten Mal an diesem Tag in den Schlaf weine.


Klopfen ertönt in meinem Kopf. Es hört nicht auf. Nein. Es wird immer lauter. Unglücklich darüber, dass schon wieder jemand meinen Schlaf stört, drehe ich mich auf die Seite und fische mir vom Boden einen Pulli.

Meine Augen halb geöffnet halb zugeklebt wegen dem Weinen, gehe ich zur Wohnungstüre um diese zu öffnen. 


„Pierre. Guten Morgen. Ich habe dir Frühstück mitgebracht", gibt mein bester Freund von mir, hält eine Tüte in die Höhe und drängt sich an mir vorbei.

„Charles, was willst du?", frage ich genervt, als ich die Tür geschlossen habe und Charles in mein Wohnzimmer gefolgt bin. „Ich will wissen, warum du gestern so früh abgehauen bist und du dich offensichtlich schon wieder einmal in den Schlaf geweint hast", fragt er mich direkt.

„Ich-", setzte ich an, doch breche auch wieder ab. „Pierre, bitte. Rede mit mir. Das kann doch nicht immer noch wegen Alex sein, oder?", hackt er nach. „Naja nicht ganz", meine ich leise.

„Du kannst nur wegen ihm oder halt nicht wegen ihm weinen. Ein fast gibt es da nicht", erklärt Charles. 

„Gestern Abend. Ich habe...- Ich habe Max getroffen", erzähle ich ihm leise. Nur beim Fall des Namens atmet Charles zischend ein.

Er weiß alles. Auch, dass Max mit mir für Alex Schluss gemacht hat. „Was macht der hier?", fragt er genervt. „Ich weiß es nicht. Aber deswegen bin ich gestern so schnell weg. Und dann sind wieder die ganzen Erinnerungen rauf gekommen und ja... Ich bin wieder verfallen", erzähle ich traurig.

Charles legt einen Arm um mich und zieht mich wieder einmal an sich. Und schon wieder kommen die Tränen. Es tut schon weh zu weinen und doch werden die Tränen nicht weniger.


„Wie soll ich jemals wieder glücklich werden?", schluchze ich, während mein bester Freund mir über den Rücken streicht. 

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Man glaubt es kaum, aber ich habe ein neues Kapitel für euch!

Ich habe ewig gebraucht, etwas auf die Reihe zu bringen, aber ich habe es geschafft ;)

Ich freue mich auf eure Rückmeldungen und hoffe es gefällt euch!

Eure AniUndSoWeiter <3

Двух миров - Eine BoyxBoy Story (Pierre Gasly x Max Verstappen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt