Kapitel 4

144 9 4
                                    

Pierre

Meine Frage lässt Charles schweigen. „Du kennst es doch aus dem Sport. Man trainiert ein ganzes Jahr auf ein Event hin, nur dafür, dass man dann wieder nicht gewinnt. Und was machst man da? Die Niederlage einfach hinter sich lassen und die Augen auf die Zukunft richten", murmelt Charles, während er mich immer noch hin und her wiegt.

„Aber, ich liebe ihn doch immer noch", schluchze ich erneut auf und drücke mich noch enger an meinen besten Freund. „Ich konnte ihn doch nicht einmal fragen, warum er es beenden wollte", weine ich weiter.

„Ach, Pierre. Es bringt nichts, wenn du ihm weiterhin hinterherheulst. Das hat er nicht verdient. Er sollte heulen. Er hat dich gehen lassen, nicht du ihn", versucht mich Charles weiter zu beruhigen. 

„Aber es tut noch immer so weh", gebe ich nur noch flüsternd von mir.

„Ich weiß, ich weiß", murmelt Charles an meiner Schulter. Danach bricht schweigen über uns.


„Ich sollte gehen, ich habe eine Trainingseinheit mit Charlotte. Du hast heute nichts, aber komm einfach mit. Eislaufen hat dich doch immer ein wenig beruhigt", schlägt er vor.

„Danke, aber ich bleibe heute zuhause", meine ich und schenke ihn ein aufgesetztes Lächeln, damit er mich ohne schlechtem Gewissen alleine lassen kann. 

„Falls du was brauchst, schreib mir oder ruf mich an. Und bitte melde dich, falls es dir wieder schlechter geht", meint er noch zu mir, bevor er meine Wohnung verlässt.


Als sich die Türe hinter Charles schließt, lasse ich meine Maske fallen und fange erneut an zu weinen. Charles hat recht. Alex ist es nicht wert, aber es tut trotzdem noch höllisch weh.

In diesem Moment bin ich mir eigentlich nicht einmal mehr sicher, ob ich nun wegen Alex weine, oder weil meine Augen schon so weh tun, dass die Tränen einfach weiterlaufen.


Langsam quäle ich mich in die Höhe und möchte mich eigentlich wieder ins Bett legen, doch mein Handy meldet sich, bevor ich es zum Bett geschafft habe. Bitte lass dich von dem Ganzen nicht zerstören, poppt als Nachricht von Charles auf.


Raff dich zusammen Pierre. Mach es wie beim Sport. Bei einer Niederlage einfach weitermachen. Einem kurzen Energieschub biege ich in mein Bad ein.


In den Spiegel zu schauen ist ein weiters Hindernis. Mit kurzem durchatmen blicke ich dann doch auf und bereue es sofort. Komplett rote Augen, als hätte ich etwas geraucht und mein Bart steht auch schon etwas lange für meinen Geschmack. Duschen sollte ich auch.

Das alles ist aber etwas viel. Mit schweren Beinen schäle ich mich aus meiner Kleidung und stelle mich unter das warme Wasser. Ich habe keinen Plan, wie lange ich schon nicht geduscht habe. Ich muss sicher schon schlecht gerochen haben, doch ich kann es nicht ändern.

Nachdem ich den Schaum von meinen Haaren gewaschen habe, steige ich aus der Dusche und sofort wird mir kalt. Schnell hülle ich mich in mein Handtuch ein, damit ich nicht auch noch krank werde. Ein weiterer Blick in den Spiegel zeigt mir, dass ich nur noch halb so schlimm aussehe.

Mit der erlangten Kraft schaffe ich es sogar, mich zu rasieren und mir etwas vernünftiges anzuziehen. Ich hole mein Handy hervor und öffne den Chat zu Charles. Ich war duschen und hab mich rasiert. Vielleicht komme ich doch zur Eishalle, schreibe ich ihm und lege das Handy wieder weg.


Im Wohnzimmer liegt immer noch das Frühstück, welches mir Charles mitgenommen hat. Ich lasse mich auf meiner Couch nieder und stecke meine Nase in die weiße Tüte, auf welcher пекарь steht.

Sofort dringt mir der Geruch von frischen Croissants in die Nase. Genüsslich genieße ich diese und irgendwie geben mir diese die Kraft, dass ich mir meine Sporttasche schnappe und mich auf den Weg zur Eishalle.

Auf dem Weg meldet sich auch mein Handy mit einer Nachricht von Charles. Ich bin stolz auf dich! Auf dich auf!, lese ich und widme mich dann wieder dem Weg. 

Charles' Nachricht bringt mich zum ersten Mal seit Tagen wieder dazu, dass meine Mundwinkel in die Höhe gehen.


Keine viertel Stunde später stehe ich vor der Olympiahalle. Mit großen Schritten schreite ich zur Tür und bahne mir den Weg zum Aufwärmraum. Umgezogen und aufgewärmt bin ich schnell, genauso schnell stehe ich dann auch schon am Eis.


„Pierre! Du hast es echt geschafft!", ertönt es neben mir, als ich von der Bande wegschlittere. „Sieht so aus", meine ich schmunzelt. „Wo ist Charlotte?", frage ich direkt an, denn ich kann seine Freundin nicht entdecken.

„Sie ist schon heim. Das Training war wieder anstrengend heute", erklärt er mir. „Dann solltest du auch heim", stelle ich leise fest. „Nein. Charlotte hat gemeint, wir sollten wieder einmal einen Jungs-Abend machen. Also hier am Eis", setzt er seine Erklärung fort und blickt mich an.

„Ich will nicht, dass du wegen mir weniger Zeit mit deiner Freundin verbringst. Du weißt ja wie das enden kann", kommt die Traurigkeit prompt zurück.

„Pierre. Du stehst nicht im Weg. Ich möchte auch Zeit mit meinem besten Freund verbringen, während wir etwas machen, das wir beide mögen. Eislaufen", rüttelt er mich sofort. „Aber...-", setzte ich an, aber Charles unterbricht mich, indem er mich an der Hand nimmt und wegschlittert.


„Komm schon, Pierre! Mach doch einen coolen Sprung!", fordert er mich auf. Kurz zucke ich noch mit der Schulter, bevor ich mich dann wirklich auf den Sprung vorbereite und diesen auch perfekt ausführe.

„Ein dreifacher Toeloop? Angeber", lacht Charles und auch ich schaffe es zu lachen, als ich wieder bei ihm ankomme.


„Hast du schon gehört? Dieser junge Japaner, ich glaube er heißt Yuki oder so, soll einen Quad-Toeloop können", berichtet mir Charles, als wir nach einigen guten Sprüngen und Pirouetten vom Eis steigen. Charles liebt es, über Gerüchte zu reden und ich finde eigentlich immer einiges interessant daran.

„Echt? Dann muss ich mich noch etwas bemühen, dass ich für die Weltmeisterschaft auch gut vorbereitet bin", meine ich auf das neue Gerücht und gebe meinen Kufenschutz auf meine Schlittschuhe.

„Ich treffe mich gleich mit Charlotte. Kommst du eh klar, oder soll ich noch bleiben?", kommt es dann von meiner Seite. „Nein, passt schon. Wir sehen und morgen, oder?", verabschiede ich mich von ihm. 

„Ja, bis morgen. Pass auf dich auf und mach keinen Scheiß", verabschiedet auch er sich von mir und lässt mich alleine.


„Darf ich mich zu dir setzen?", werde ich von einer Stimme gefragt, welche ich auch ohne aufsehen erkennen würde.

„Max, was willst du von mir?", frage ich in die Stille hinein.

__________

Ja, ich lebe noch ;) Aber irgendwie schaffe ich es so selten zu schreiben :(

Trotzdem hoffe ich, dass euch das Kapitel gefällt und ich freue mich schon auf eure Rückmeldungen :)

Eure AniUndSoWeiter <3

Двух миров - Eine BoyxBoy Story (Pierre Gasly x Max Verstappen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt