6. Von Aggressionen, Hubert und meinem Leben

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Er packte meinen Arm, als alle den Raum verlassen hatten und zog mich nahe an sich heran.

"Es tut mir so schrecklich leid, dass du dir Sorgen machen musstest. Aber mir geht es gut. Ehrlich."

Erschrocken von der plötzlichen Nähe nickte ich nur, unfähig mich zu bewegen und flüsterte nach ein paar Sekunden:

"Ich habe mir um euch alle drei Sorgen gemacht. Vielleicht passt ihr nächstes mal einfach ein bisschen besser auf euch auf."

Louis nickte und ließ wieder von mir ab. Mit ein bisschen Abstand ziwschen uns konnte ich wieder klarer denken.

"Sag mal, warum hast du dich überhaupt provozieren lassen? Du hättest nicht gleich zuschlagen müssen, du hättest der klügere sein können. Man muss nicht immer direkt aggressiv und handgreiflich werden, dazu gibt es gar keinen Grund und du hast auch nicht das Recht dazu."

Ich verfrachtete die Nudeln in das kochende Wasser, während er die Soße umrührte. Nach meinem Satz veränderte sich irgendwas in seinem Gesicht. Kalt antwortete er:

"Du schlägst als vor, dass ich ihm hätte zuschauen sollen, während er dich als billiges, austauschbares Flittchen bezeichnet hat?"

Autsch. Klar, Theo war mein Ex, aber so wurde man doch von niemandem gerne bezeichnet. Ich merkte sehr deutlich, dass Louis gereizt war, aber ich war ebenso gereizt, schließlich hatte ich mir ja auch unglaubliche Sorgen gemacht und konnte nur untätig rumsitzen und mir überlegen, was alles passiert hätte sein können. Und genau aus diesem Grund konnte ich mir eine Antwort auch nicht verkneifen:

"Sag mal, warum müsst ihr Kerle eigentlich immer alles mit den Fäusten lösen? Ist ja nicht so als hättet ihr auch noch eine Kopf, den ihr zum nachdenken benutzen könntet. Reden oder so ist wohl nicht so dein Ding, hm?"

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und diesmal merkte ich selbst, dass ich zu weit gegangen war. Schließlich hatten sie ja versucht, mit Theo zu reden. Und es war eindeutig meine Schuld, dass Louis nach einem Tag hier bei uns bereits im Krankenhaus gelandet war. Wütend zischte er:

"Sag mal, bist du jetzt vollkommen übergeschnappt? Ich wollte dich beschützen, aber offensichtlich hast du das ja nicht nötig. Wir werden ja sehen, wie das weiter geht, wenn ich nicht mehr auf deiner Seite stehe und für dich die Fäuste schwinge. Und noch was, du musst nicht so tun, als hättest du das Recht, mir zu sagen, was ich zu tun und lassen habe. Du hast keine Ahnung, in was für Verhältnissen ich aufwachsen musste und falls du mich unbedingt loswerden willst, erzähl doch Mr. Lancaster von meinem Ausbruch. Ich nehme an, du willst ihn sowieso wiedersehen, so wie du ihn letztes mal angegeiert hast. Dieses verdammte halbe Jahr hier bei euch ist meine Chance, mich zu bessern. Oder was denkst du, warum ich gestern kaum etwas getrunken habe? Meine Vergangenheit geht dich einen feuchten Dreck an, aber wenn du denkst, ich hätte das heute aus Spaß gemacht, dann täuschst du dich. Ich dachte, du seist anders. Ich hätte es sogar in Kauf genommen, im Knast zu landen."

Seine Stimme war leise und dadurch irgendwie so richtig bedrohlich. Erschrocken zog ich den Kopf ein und versuchte das zu verstehen, was er mir da gerade erzählt hatte. Aber es kam irgendwie nicht da an, wo ich es haben wollte. Ich war vollkommen perplex und murmelte:

"Ich...hatte ja keine Ahnung. Ich...es..entschuldige."

Der Franzose hier im Raum starrte mich hasserfüllt an und bevor er noch etwas sagen konnte, betrat Riley den Raum. Er packte mich an der Hüfte und wirbelte mich durch die Luft.

"Jones, ich hab grade nicht den Nerv für sowas. Lass mich gefälligst runter."

Erschrocken stellte er mich wieder ab und fragte, an Louis gewandt und mit hochgezogenen Augenbrauen:

Dein Hass ist mein StolzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt