Kapitel 7

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„Abgelehnt?" Albus konnte es nicht fassen. Er überflog erneut die wenigen Zeilen des Briefes, den er soeben vom Ministerium erhalten hatte. Da stand es schwarz auf weiß. Sein Trank, für den er sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte und der es ermöglichte, andere Leben zu retten, war tatsächlich abgelehnt worden.
Der junge Zauberer war empört. Besonders darüber, dass das Ministerium seine Entscheidung noch nicht einmal begründet hatte.

Na wartet, dachte er, so leicht kommt ihr mir nicht davon! Er sah sich die Unterschrift genauer an. Wie sollte das heißen? Er kniff die Augen zusammen und versuchte das Gekritzel zu entziffern. Garland? Nie gehört, den Namen. Aber wer immer dieser Garland war, der konnte sich warm anziehen. Er schrieb eine kurze Nachricht für Lacci, der im Gewächshaus beschäftigt war, suchte das Flohpulver, fand es schließlich in einer Küchenschublade – wie war es da denn hingekommen? – und flohte ins Ministerium.

Er lief mit eiligen Schritten durch die Korridore der Abteilung. Wo hatte dieser Garland sein Büro? Als er einen jungen Ministeriumsmitarbeiter traf, fragte Albus nach.
„Oh, Garland!", sagte dieser und seine Augen leuchteten auf, „Einfach hier um die Ecke und dann die dritte Tür links. Sie Glücklicher!"

Albus sah ihn verständnislos an. Glücklich? Wohl kaum. Er bedankte sich und lief weiter.
Ohne anzuklopfen stürmte er in das Büro.
„Was fällt Ihnen eigentlich ein?", schrie er.
Die bildhübsche junge Blondine, die hinter dem Schreibtisch saß, blickte von ihrer Arbeit auf und musterte Albus mit blitzblauen Augen missbilligend.
„Und was fällt Ihnen ein, hier einfach so reinzuplatzen und mich anzuschreien?", entgegnete sie.

Statt einer Antwort knallte Albus ihr den Brief auf den Schreibtisch. Sie warf einen kurzen Blick darauf, lächelte, stand auf und ging zu Albus.
„Ah, Sie müssen Mr. Potter junior sein. Elektra Garland, sehr erfreut."
Sie hielt ihm die Hand hin, doch Albus ignorierte das.
„Warum wurde mein Trank abgelehnt? Sind Ihnen Menschenleben so egal?", fragte er.
„Vielleicht könnten wir das ja bei einer Tasse Kaffee ausdiskutieren, Mr. Potter. Oder darf ich Albus zu Ihnen sagen? Oder ... Al?" fragte sie und strich sich mit einer koketten Bewegung eine lange Haarsträhne zurück.

Albus trat einen Schritt zurück.
„Ich erlaube niemandem, mich Al zu nennen! Und ich bin auch nicht an einer Tasse Kaffee mit Ihnen interessiert. Ich will wissen, warum mein Trank abgelehnt wurde."

Die Ministeriumshexe gab nicht auf. Sie blinzelte Albus zu.
„Ich könnte Ihnen möglicherweise etwas entgegenkommen – wenn Sie mir auch etwas entgegenkommen ... Albus!" meinte sie und schnurrte dabei wie ein Kätzchen.
Da begriff Albus, wo der Hase lang lief. Er lief vor Wut rot an.

„Ach, so ist das?! Ihre Ablehnung war nur ein Trick, mit dem Sie mich hierher locken wollten, um mich anzubaggern. Ich will Ihnen mal was sagen: Sie wissen überhaupt nichts von mir, außer, dass ich der Sohn des großen Harry Potter bin. Darum geht es Ihnen. Als Mensch, als Wissenschaftler, bin ich Ihnen völlig egal. Aber als Potters Sohn ... Schmeißen wir uns doch ein bisschen an ihn ran, sammeln wir über den Sohn Pluspunkte beim Vater. Ja, so macht man Karriere.
Probieren Sie die Masche bei meinem Bruder James, denn bei mir funktioniert das nicht!"

Er riss den Brief wieder an sich.
„Ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten über Sie und Ihre Handlungsweise beschweren!"

Er verließ eilig das Büro, knallte die Tür hinter sich zu und ließ eine geknickte Ministeriumshexe zurück.

_ _ _

Albus schwankte leicht, als er spätabends nach Hause zurückkam. Lacci schüttelte bei seinem Anblick missbilligend den Kopf und wollte ihm sofort ein Fläschchen „Schnell-wieder-nüchtern"-Trank bringen, aber Albus winkte ab. Zur Zeit war er lieber betrunken als nüchtern.

Nachdem er sich tatsächlich an höherer Stelle über Miss Garland beschwert hatte und ihm sowohl eine Maßregelung dieser Hexe als auch eine erneute Überprüfung seines Tranks zugesichert worden war, hatte er das Ministerium so schnell wie möglich wieder verlassen wollen. Im Eingangsbereich war er allerdings mit seinem Vater zusammengestoßen.

„Albus", meinte dieser und wirkte erfreut über die unverhoffte Begegnung, „schön, dich zu sehen. Wie geht's dir?"
Im Hochgefühl, das sein Sieg hervorgerufen hatte, erzählte Albus Harry von der Ablehnung, Miss Garland und seiner Beschwerde. Harry hörte ihm zu und musste lachen.
„Die Garland, ja. Das ist echt ein Früchtchen! Falls es dich beruhigt, du bist nicht der erste, bei dem sie das versucht hat. Die schmeißt sich an jeden ran, der auch nur ansatzweise mit mir in Verbindung steht."

Er wurde ernst.
„Es tut mir leid, Albus. Ich weiß, dass unser Name eine Belastung für dich ist. Aber ich kann nichts dafür. Ich hab mir das nicht ausgesucht.
Weißt du, was?! Lass uns was trinken gehen. Nur du und ich."

Albus sah ihn erstaunt an.
„Wir waren doch noch nie zusammen was trinken."
„Eben", entgegnete Harry, „wird höchste Zeit, das nachzuholen."

Bei Merlins Unterhose, und wie sie das nachgeholt hatten!

Beim dritten Drink fragte Harry leise:
„Deine Mutter hat mir gesagt, dass du neulich ziemlich sauer bei uns aufgetaucht bist und nach mir und dem Tarnumhang gefragt hast. Möchtest du mir davon erzählen?"
Albus dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf.
„Lieber nicht. Hat sich auch schon wieder erledigt."
Harry drang nicht weiter in ihn.
„Okay. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich immer hinter dir stehen werde. Ich hatte Unrecht. Du bist ein toller Forscher und ein würdiger Träger des Namen Severus. Er wäre sehr stolz auf dich. Ich bin es."

Albus sah seinen Vater gerührt an.
„Danke, Dad. Das bedeutet mir sehr viel!"
Sie stießen mit ihren Gläsern an und beide hatten das Gefühlt, dass die Beziehung zwischen ihnen vielleicht doch besser war, als sie es immer gedacht hatten.

Sie hatten noch stundenlang weiter getrunken und sich unterhalten. Beide waren bemüht gewesen, nichts zu sagen, was den anderen hätte verstimmen können. Als sie sich schließlich voneinander verabschiedet hatten, hatten sie sich sogar umarmt.

Manschmal ischer doch ganz in Or'nung, dachte Albus, als er endlich im Bett lag. Musch ihn mal sum Essen einla'n.
Dann wartete er darauf, dass das Zimmer aufhörte, sich zu drehen und schlief darüber ein.

Ein Kessel voller TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt