Kapitel 8

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Eintrag in Albus Potters Notizbuch:
„28. Dezember
Trank gegen galoppierende Leberfäule wurde vom Ministerium und dem St. Mungos gründlich überprüft und anschließend freigegeben. Der erste Patient wurde bereits damit behandelt und spricht gut auf das Mittel an. Ministerium hat mir Auszeichnung angeboten. Habe abgelehnt. Ist mir nicht wichtig. Wichtig ist, dass Mittel wirkt und Menschen geholfen werden kann.

Arbeite zur Zeit an einem Gnom-Verscheuchungs-Trank. Wird großzügig über den Rasen gesprüht. Soll verhindern, dass die kleinen Biester sich im Garten einnisten. Englands Gartenbesitzer werden sich freuen. Erprobung muss allerdings bis zum Frühjahr warten. Grandma Molly hat ihren Garten zur Verfügung gestellt."

Albus legte die Feder beiseite und klappte das Buch zu. Er musste breit grinsen, als er daran dachte, wie enthusiastisch Grandma reagiert hatte, als er beim gemeinsamen Weihnachtsdinner von dem Anti-Gnom-Trank erzählte. Nun ja, sie war in dieser Hinsicht ja auch schwer gebeutelt. Die Gnome schienen geradezu eine besondere Vorliebe für den Garten des Fuchsbaus zu haben. Selbst Harry konnte ein Lied davon singen. Er hatte schon oft dabei helfen müssen, den Garten zu entgnomen.

Er stand auf und ging zum Kessel. Das grasgrüne Gebräu siedete leicht vor sich hin. Albus warf einen Blick auf die Uhr. Fünf Stunden musste es jetzt noch bei kleinster Hitze ziehen. Er verringerte die Temperatur des Feuers entsprechend, legte einen Deckel auf den Kessel und verließ das Labor.

Er überlegte, was er während der nächsten fünf Stunden machen sollte. Die Kräuter-und Gemüsebeete lagen unter einer dicken Schneedecke und brauchten keine Pflege, im Gewächshaus hatte er schon alle Arbeiten gemeinsam mit Lacci erledigt und das Haus war auch einigermaßen sauber und ordentlich.

Ich könnte ja mal wieder in die Winkelgasse, überlegte Albus. Mal gucken, ob ich bei „Pergamentus" was finde.
Das kleine Antiquariat war etwa acht Jahre nach der großen Schlacht eröffnet worden. Seine Besitzerin, eine liebe alte Dame namens Adorra MacTurtle, hatte sich darauf spezialisiert, möglichst alte Bücher und Schriftrollen aus aller Herren Länder zu sammeln und weiterzuverkaufen. Kaum ein Dachboden war vor ihr sicher. Aus heiterem Himmel konnte sie bei jemandem vor der Tür stehen und mit sanftem Lächeln darum bitten, sich mal umschauen zu dürfen. Egal, ob es sich um Tagebücher, Reisebeschreibungen, Märchenbücher oder Einkaufslisten handelte, wenn es älter war als hundert Jahre, war es von Interesse für sie.

Albus liebte den kleinen Laden. Allein schon der Geruch der alten Bücher hatte etwas Berauschendes für ihn. Auch die Architektur hatte es ihm angetan. Das Gebäude war total verwinkelt und in jedem noch so kleinen Eckchen standen Regale in allen möglichen Größen. Manchmal waren sie so klein, dass nur zwei Bücher darauf passten.
Am fasziniertesten war er allerdings von den vielen kleinen Treppen. Sie hatten nur wenige Stufen, zwischen drei und fünf und endeten alle an Absätzen, von denen aus es nirgends hin weiter ging. Albus hatte einmal heimlich überprüft, ob es vielleicht geheime Türen gab, hatte aber feststellen müssen, dass dem nicht so war. Da waren nur die kleinen Absätze auf denen ebenfalls Regale standen. Und Bücher, Bücher, Bücher.

Albus ging ins Haus und holte seinen Wintermantel.
„Ich bin für ne Weile in der Winkelgasse", rief er Lacci zu, der in der Küche beschäftigt war.
„Wir brauchen Mehl und Butter", rief der Elf zurück.
„Ist gut", antwortete Albus und verdrehte die Augen. Bevor Lacci ihm noch weitere Aufträge geben würde, machte er sich lieber schnell davon.

_ _ _


Das kleine Glöckchen über der Tür bimmelte, als Albus die Tür öffnete.
„Komme schon", zwitscherte Miss MacTurtle zwischen den Regalen hervor. Als sie Albus erkannte, strahlte sie über das ganze Gesicht.
„Das ist schön, dass du dich mal wieder sehen lässt, Herzchen. Wie geht's dir denn? Bist du gesund? Isst du auch genug?" Sie musterte ihn scharf durch ihre bernsteinfarbene Brille und schüttelte anschließend unzufrieden den Kopf.
„Also wirklich, du siehst ja ganz abgemagert aus. Komm, komm, setz dich, iss ein paar Kekse, ja?!"

Sie schob Albus, der sich lachend spielerisch dagegen wehrte, zu einem kleinen Tischchen, auf dem ein Teller mit Keksen für die Kunden stand und nötigte ihn, auf dem Schemel, der am Tisch stand, Platz zu nehmen.

Eigentlich gestattete er nur seiner Mutter und seiner Oma, ihn mit Koseworten anzusprechen, aber bei Miss MacTurtle machte er gerne eine Ausnahme. Sie hatte so etwas Herzliches, das niemals aufgesetzt wirkte, sondern ihrem tiefsten Innern zu entströmen schien. Mit ihren ondulierten weißen Haaren erinnerte sie Albus immer an ein kleines Schäfchen. Und ihre Kekse waren weltklasse!

Nachdem er sich eine Viertelstunde mit ihr unterhalten – und dabei alle Kekse verputzt hatte – stöberte Albus zwischen den alten Manuskripten und Büchern herum. Zu seinem Leidwesen fand er jedoch nichts Neues.

Miss MacTurtle bemerkte seine Enttäuschung, kam näher und wisperte:
„Hab da was für dich, Herzchen. Warte mal."
Sie verschwand zwischen den Regalen und er hörte sie eine Weile in Schriftrollen wühlen. Er wartete gespannt. Was sie ihm wohl bringen würde?

Als sie zurückkam und Albus die Pergamentrolle in ihrer Hand sah, musste er lachen.
„Aber Miss MacTurtle! Da hat man sie aber schön übers Ohr gehauen. Der Papyrus ist keine vierzig Jahre alt!"
„Weiß ich, Herzchen, weiß ich. War neulich auf einer Auktion und hab einen alten Koffer ersteigert. Interessiert mich immer, man weiß nie, was für Schätze man in alten Koffern findet. In dem hier war jedenfalls das hier. Habs extra für dich aufgehoben. Dachte, es interessiert dich vielleicht."

Sie gab ihm die Schriftrolle. Albus rollte sie neugierig auf, warf einen Blick auf das Geschriebene – und erstarrte förmlich vor Verblüffung. Denn diese Schrift war ihm nur zu bekannt.

„Wissen Sie, wem der Koffer gehört hat?", fragte er tonlos.
„Nein, Herzchen, war ein Fundstück. Ist vor Jahren mal am Bahnhof vergessen worden."
Albus konnte den Blick nicht vom Papyrus lösen.
„Wieviel wollen Sie dafür?"
„Geschenkt, Herzchen, geschenkt. Viel Freude damit!"
Ohne Dank, ohne Abschiedsgruß, den Blick noch immer auf den Papyrus geheftet, verließ Albus das Antiquariat.

Draußen rannte er prompt in einen Passanten hinein.
„Tschuldigung", murmelte er.
„Macht nichts, ist ja nichts passiert."

Der Klang der Stimme riss ihn aus seiner Betäubung. Er hob den Kopf und sah den jungen Mann vor ihm unfreundlich an.
„Malfoy! Was machst du denn hier?", knurrte er.
Scorpius Malfoy hob eine Tüte.
„Einkaufen. Und was machst du hier, Albus?""
„Das geht dich gar nichts an! Und für dich bin ich immer noch Potter!"

Die Feindschaft zwischen den Familien Potter und Malfoy hielt sich auch in der jüngeren Generation, zumindest, was Albus anging. Er konnte den Weißblonden, mit dem er sieben Jahre lang zur Schule gegangen und im gleichen Haus mit ihm gewesen war, auf den Tod nicht ausstehen.
Scorpius hingegen schien das anders zu sehen, den bei Albus harschen Worten war er zusammengezuckt und rot geworden.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen wandte er sich von Albus ab und ging mit schnellen Schritten in Richtung Ausgang. Einmal drehte er sich um und sah zurück zu Albus, ging dann aber, als er sah, dass Albus schon wieder in dieses seltsame Manuskript vertieft war und ihm gar keine Beachtung schenkte, weiter. Das leise Seufzen, das über seine Lippen kam, hörte niemand

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 17, 2022 ⏰

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