Mit zitternden Händen nahm Thomas sein Handy entgegen, er hatte Angst vor dem was ihn erwartete, sein Magen fühlte sich flau an. Ängstlich starrte er seinem großen Bruder in die Augen, als er abgenommen hatte und sich nun meldete. Seine Stimme bebte bei seinen Worten. „Herr Stolle, ich habe gute Nachrichten für sie." Er machte eine Pause. Wäre Thomas nicht so angespannt gewesen, hätte er das erleichterte Lächeln fast schon aus der Stimme des Kommissars heraushören können. „Wir haben sie." Es war kein Stein, der Thomas vom Herzen fiel. Es war ein riesiger Felsen. All die Last, die die letzten Monate auf ihm gelegen hatte, die ihn nachts wachgehalten und wahnsinnig hatte werden lassen, war weg. Sein Atem zitterte unkontrolliert, er schloss einen Moment die Augen, um sich zu sammeln. Der Kommissar ließ ihm einige Sekunden, um diese Information zu verarbeiten, dann fuhr er fort. „Ihr geht es soweit gut, sie wird gerade in ein Lübecker Krankenhaus gebracht und dort bestens versorgt. Sie hat gekämpft Herr Stolle, seien sie stolz auf ihre Freundin." Thomas nickte, obwohl er wusste, dass sein Gesprächspartner es nicht sehen konnte. Ja verdammt, er war so unglaublich stolz auf sie. All die Monate des Bangens, des Hoffens, des Weinens und des Wartens hatten ein Ende. Er kniff die Augen zusammen, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihm Tränen der puren Erleichterung und Freude über die Wangen liefen. „Danke." Flüsterte er in das Handy. Es war ein leises, aber ehrliches Danke. Ein Danke für die Zeit und die Mühen, die Herrn Tröndig in die Suche seiner Freundin investiert hatte. Ein Danke dafür, dass er seine geliebte Freundin bald wieder bei sich haben konnte, dass sie noch eine Chance hatten, all die Schwierigkeiten die sie gehabt hatten, zu überwinden. Ein Danke dafür, dass seine kleine Tochter mit ihrer Mutter aufwachsen konnte. Ein leises, aber wahnsinnig ehrlich gemeintes Danke an den Mann, der eine Familie wieder zusammengeführt hatte. Der Kommissar lächelte. „Nicht dafür, Herr Stolle. Ich schicke Ihnen gleich die Adresse des Krankenhauses." Mit diesen Worten endete das Telefonat, Thomas ließ langsam das Handy sinken. „Sie lebt, ihr.. ihr geht es gut." Flüsterte Thomas unter Tränen und umarmte überglücklich seinen Bruder, der genauso zu strahlen begann. Alles fühlte sich so leicht an in diesem Moment, so schwerelos. Er kämpfte nicht mehr gegen die Tränen an, er ließ sie einfach laufen, klammerte sich so fest er konnte an Hannes und grinste, lachte, weinte und schluchzte zugleich. Erst langsam beruhigten sich die beiden wieder und wischten ihre Wangen trocken.
„Ich muss zu ihr." Schoss es aus Thomas. „Ich muss nach Lübeck." Aufgeregt ging er zu dem Kinderbettchen und hob seine Tochter heraus. Er weckte sie damit, doch diese Ausnahme nahm Thomas hin. „Wir fahren zur Mama, mein Engel. Sie muss dich unbedingt sehen." Flüsterte er lächelnd und sah in die großen braunen Kulleraugen, die ihn müde musterten. „Ich komme mit." Meldete sich Hannes nun zu Wort und so dauerte es nicht lange, bis die Brüder mit einigen Taschen, darunter auch Sachen für Stefanie, und dem Baby zusammen im Auto saßen und dem Navi nach Lübeck folgten.
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Blind im bildschönen Traum
FanfictionAuf den ersten Blick sind Stefanie und ihr Freund Thomas im perfekten Familienglück. Ihre kleine Tochter sollte ihrer Liebe die Krone aufsetzen, stattdessen hat die frisch gebackene Mutter jedoch Probleme mit der neuen Situation und verschwindet plö...