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Oikawa:

Als Iwa bei mir Zuhause war, war ich wirklich glücklich. Wir machten zusammen Hausaufgaben und legten uns dann aufs Bett. Ich war wirklich KO von den Hausaufgaben. Als ich mich gerade nach links zu Iwa drehte, sah ich sein Gesicht etwa sieben Millimeter vor meinem. Ich erschrak kurz und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Als ich sah, dass Iwa auch rot wurde und mich darauf ansprach, wie rot ich doch war, errötete ich noch mehr, sagte ihm er solle sich selbst einmal ansehen und setzte mich schnell auf.

Ich drehte meinen Kopf weg und mein Herz raste. Unsere Gesichter hatten nur etwa einen Zentimeter Abstand zueinander. Mir war so heiß... Und da ich auch genau wusste, wieso ich so rot geworden war, konnte ich mich nicht gedanklich irgendwie rausreden.

Iwa und ich kannten uns schon seit wir Kleinkinder waren. Wir wurden im Selben Krankenhaus geboren und meine leibliche Mutter und Iwaizumis Mutter waren gute Freundinnen, weshalb es auch keine Überraschung war, dass wir in denselben Kindergarten gingen und im selben Dorf wohnten.

Ich hatte ihn wirklich gern und wollte keine anderen Freunde als ihn. Eines Tages hielt mein Vater mir dann einen langen Vortrag darüber, dass ich wegen meinem guten Aussehen sicher schnell eine gute Freundin bekommen würde. Als er fertig war, sah ich ihn mit einem glücklichen Grinsen an und sagte so etwas wie: „Aber ich will gar keine Freundin, Ich will nur Iwa!" Nachdem ich das gesagt hatte, veränderte sich der Gesichtsausdrück meines Vaters schlagartig.

„Mein Sohn. Soll das etwa bedeuten, dass du... schwul bist...?", fragte er entsetzt. „Was heißt das?", fragte ich ihn verwirrt, da ich erst 6 Jahre alt war und kaum etwas wusste. „Das bedeutet, dass du dich nicht in Frauen, sondern in Männer verliebst...", antwortete mir mein Vater. Ich musste daraufhin kurz überlegen, da ich es erst einmal verstehen musste, was er redete, doch als ich es verstand lächelte ich. „Ja ich glaub schon."

Mein Vater sah mich daraufhin entgeistert und angeekelt an. „Tooru, ich denke du hast da irgendwas nicht verstanden. Das was ich dir gerade erklärt habe ist einfach nur ekelhaft und abartig. Wenn du das wirklich sein solltest, dann treib ich dir das noch aus. Mein Sohn darf nicht zu einer abartigen und ekelhaften Person werden." Ich sah ihn nur verwirrt an. „Was ist denn daran so schlimm, wenn ich keine Mädchen mag?" Ich war damals so unschuldig... Ich hatte nichts Schlimmes getan...

Ich genoss mein Leben bis dahin, doch dann starb meine Mutter ein paar Tage danach an einem Autounfall, was mich und meinen Vater sehr mitnahm... Dann fing mein Vater an zu trinken und suchte sich eine neue Frau, die wirklich nicht nett zu mir war. Dann fing das ganze an...

Eine Berührung von Iwa holte mich wieder in die Realität. Er hatte die Hand an die Seite meines Gesichtes gelegt und küsste mich. Ich sah ihn mit großen Augen an. Was passierte hier gerade? Als ich dann einmal blinzelte und begriff was Sache war, wurde ich auf der Stelle knallrot. Iwaizumi, der Junge in den ich schon mein ganzes Leben verliebt war, küsste mich?! Einfach so?? War das etwa ein Traum? Nein. Meine Träume könnten nie so schön sein.

Ich legte meine Arme langsam um ihn, schloss die Augen und erwiderte den Kuss. Plötzlich grinste Iwa kurz, so als hätte er schon gewusst, dass dies passieren würde. Ich wurde wieder rot und öffnete meine Augen. Plötzlich zog er mich auf seinen Schoß und küsste mich noch einmal. Ich erwiderte den Kuss sofort und schloss die Augen wieder.

Als ich spürte, wie Iwa seine Hände an meine Hüften legte, wurde ich noch ein wenig röter und drückte mich an ihn. Dann wanderte er mit einer Hand etwas nach oben zu meinem Oberteil und wollte es gerade nach oben ziehen, doch ich nahm seine Hand mit meiner und legte sie wieder an meine Hüfte. Ich wollte nicht, dass er meine Verbände sah...

Iwaizumi schien das aber so gar nicht zu gefallen, denn er versuchte wieder dasselbe und ich nahm seine Hand wieder weg. Er löste sich daraufhin vom Kuss und sah mir in die Augen. „Oikawa..." „Ja...?" „Was hat es mit deinen Verbänden auf sich?" Ich erschrak als er diese Frage stellte. „Woher..." „Ich habe gesehen, dass du deinen ganzen Oberkörper einbandagiert hast."

Ich sagte nichts und drehte meinen Kopf weg. „Geht dich nichts an", bekam ich dann schließlich raus. Iwaizumi wurde wütend, drückte mich nach hinten und drückte mich an den Handgelenken in die Matratze.

„Doch das geht mich sehr wohl etwas an! Oikawa, du bist mir wirklich wichtig und ich möchte nicht, dass du Verletzungen hast, woher auch immer!" Ich schwieg wieder. Ich hatte einen sehr finsteren Gesichtsausdruck. „Iwaizumi, bitte geh jetzt." „A-" „Geh. Geh nach Hause. Bitte. Ich möchte jetzt alleine sein."

Er sagte darauf nichts mehr und ließ von mir ab. „Gut", gab er schließlich zurück und ging dann.

Nachdem er gegangen war setzte ich mich auf und bekam Tränen in den Augen. Sie kullerten meine Wangen hinunter und tropften lautlos auf mein Bettlaken. Dann stand ich auf, wischte die Tränen weg und ging ins Bad, da es dort viel Schalldichter war als in meinem Zimmer, setzte ich mich auf den Klodeckel und fing an leise zu weinen.

Ich weinte und weinte. Irgendwann hörte ich dann auch wieder auf und war müde geworden, durch das ganze Weinen. Dann wusch ich mir noch schnell mein Gesicht, zog meinen Pulli aus, schmiss ihn in den Wäschekorb und ging wieder in mein Zimmer.

Dort angekommen wollte ich mir gerade einen neuen Pulli anziehen, doch ich wurde plötzlich von hinten in den Rücken getreten. Ich zischte kurz auf und drehte mich schnell um. Mein Vater stand vor mir und packte mich am Kragen. Da hinter mir mein Schrank war, stemmte ich mich dagegen und versuchte meinen Vater wegzutreten. Dies schaffte ich auch und er ließ mich sogar los. Ich hatte gerade wirklich keine Kraft dazu verprügelt zu werden.

Ich schnappte mir also meinen Pulli und rannte so schnell ich konnte nach unten. Dort wollte ich gerade nach draußen rennen, doch meine Mutter hielt mich auf. „Wo willst du denn hin, Schatz? Dein Vater sagte, dass er etwas mit dir klären muss und du rennst einfach weg? Das ist aber nicht nett." Ich versuchte zu irgendeinem Fenster zu rennen, doch meine Mutter packte mein Handgelenk und hielt mich fest. „Na na na, du bleibst schön da, verstanden?"

Ich bekam wieder Tränen in den Augen und tat nichts mehr. Es hatte keinen Sinn mich gegen meine Eltern zu wehren... Mein Vater kam gerade wieder nach unten und packte mein Handgelenk so fest, dass ich kurz aufschrie. Er zerrte mich die Treppe hinauf und wieder in mein Zimmer. „Wie kannst du es eigentlich wagen dich gegen mich zu wehren und mich zu treten?!", schrie mich mein Vater an.

Ich wollte nicht schon wieder verprügelt werden... Ich hatte mich doch gerade erst mit Iwa gestritten... Ich wollte heute nur noch meine Ruhe...

Mein Vater packte mich am Hals und drückte mich an die Wand, sodass ich kaum Luft bekam. Ich schnappte hektisch nach Luft, doch ich konnte wirklich kaum atmen. „Also was ich sagen wollte: WIESO BENUTZT DU UNSERE GANZEN BANDAGEN?! WEGEN DIR MÜSSEN WIR IMMER WIEDER NEUE KAUFEN UND DAS IST REINSTE GELDVERSCHWENDUNG!!" „I-Ich..." Ich fing an zu weinen und versuchte ihn von mir wegzudrücken. „AUßERDEM, WIESO BRAUCHST DU ÜBERHAUPT WELCHE?? MISSGEBURTEN WIE DU HABEN NICHT DAS RECHT DAZU VERLETZUNGEN ZU VERARZTEN ODER GAR VERARZTEN ZU LASSEN!!!" Nachdem er dies gesagt hatte riss er mir alle Bandagen ab.

„Wie kann es sein, dass man noch so viel von deiner Haut sieht?? Menschen wie du sollten voll mit blauen Flecken, Narben und Blutergüssen sein, allerdings ist das bei dir nicht der Fall!!! Es sieht wohl so aus als würde ich viel zu nachsichtig mit dir sein!!" Daraufhin schleuderte er mich gegen den Schreibtisch, nahm eine Schere und stach mir damit in den Rücken. Ich riss die Augen auf und schrie so laut ich konnte. Ich versuchte ihm irgendwie zu entkommen, doch er war viel zu stark für mich. Nach etwa einer Minute bewegte er die Schere ein bisschen und zog sie dann raus.

Ich schrie wieder laut auf und weinte sehr stark. Ich hasste meinen Vater so sehr... Dann legte er die Schere wieder weg und trat mir mit voller Wucht in den Rücken, bis es etwas knackte. Ich schrie wieder laut auf und versuchte wegzukommen. Da meinem Vater dies gar nicht gefiel packte er mich wieder am Kragen und drehte mich um.

Dann schlug er mir mit geballten Fäusten so oft ins Gesicht, bis ich ein blaues Auge hatte, meine Nase blutete und meine Lippe wieder aufgeplatzt war. Nachdem er mir dann noch viel an Brust, Bauch und Beine trat, schleuderte er mich noch ein letztes Mal an mein Bettgestell und verschwand dann wieder nach unten.

Ich weinte. Nein. Ich heulte. Ich schrie. Und ich konnte nicht aufhören darüber nachzudenken wie sehr ich mein Leben hasste.

Als ich mich etwas beruhigt hatte, stand ich auf, humpelte ins Bad und duschte mir kurz das ganze Blut ab. Ohne meine Wunden zu verarzten hinkte ich wieder in mein Zimmer und zog mir ein T-Shirt an. Zudem putzte ich wieder meinen Boden und die Schere, bevor ich mich dann in mein Bett legte und einschlief.

You are not alone... | IwaoiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt