Kapitel 13

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Devalda
Ich sehe das hängende Kind. Die weinende Mutter. Die schreiende Menge. Der Kopf des Kindes ist abgeknickt und seine Kehle hängt in der Schlaufe. Ich verstehe nicht, dass ich nicht mitleide, dass ich nicht erschrocken bin, darüber, dass gerade ein Kind erhangen wurde. Mein Herz ist trotzallem wie wild am Pochen. Ich stehe stolz im Rauch des Boden. Im Dreck der vom Wind erhoben wird und meinen Körper bedeckt. Mit nur einem Messer in der Hand werde ich mich nicht währen können, also nutze ich den Moment und ziehe mich hinter einen Stein zurück und warte auf den passenden Moment das Richtige zu tun.

Äshtor
Wo bleibt sie nur? Vielleicht ist sie auf den Weg zu Patrisha verletzt worden und liegt schon tot auf den Scheiterhaufen?
,,Was machen wir jetzt?" flüstert Galgor. ,,Warten!" antworte ich schnell. Humdu guckt sich stur um. ,,Warauf denn? Wir sitzen hier schon 'ne halbe Ewigkeit!" sagt er protzig. ,,Ich drehe mich zu ihm um: ,,Auf ein Zeichen!" er verdreht empöhrt seine Augen und macht mit seinem Mund ein Snaps-Geräusch. Ich hocke unter einen Baum an einem Zaun. Die anderen hinter mir. Galgor wippt amgespannt im Schneidersitz hin und her und Humdu entfernt mit der Spitze einer silber-glänzenden Klinge den Dreck unter seinen Nägeln. Und ich, ich warte angriffslustig darauf dass irgendetwas passiert.

Patrisha
Ich höre dem nerfigen Summen der Fliegen zu. Ich hocke angefressen an dem Pranger und schaue den Fliegen dabei zu wie sie entzückt an der Leiche der Frau knabbern. Sie schwirren von Platz zu Platz. Mein Hinterteil schmerzt entsetzlich. Mittlerweile hat die wundgeschlagene Betäubung nachgelassen und ich merke jede Wunde, jeden Schnitt, jede zerschlagene Vene. An meinem Hintern hat sich schon eine dicke Blutkruste um meine Wunden herrum gebildet. Wenigstens brauche ich jetzt keine Angst mehr zu haben, dass ich verblute. Ich warte, ich warte darauf, dass Devalda blutverschmiert aber stolz die Tür aufschlägt und zu mir rüber spaziert, dass sie mir die Wunde verbindet, dass sie die stinkende Leiche wegräumt, dass sie kommt. Ich will die Leiche erkunden und rutsche ein Stück näher herran. Vielleicht hat sie etwas in ihren Taschen was mir nützlich sein könnte. Ein paar Beeren würden es auch tun. Ich krabble auf meinen Ellbogen geschützt den Boden entlang. Ich hoffe auf ein Medikament oder ein Schluck Wasser. Ja na klar... Sie wird sich wahrscheinlich ein paar Schmerztabletten in die Hosentasche gesteckt haben! Damit es auch ja nicht so sehr schmerzt fals ihr ein Messer durch's Hirn gestochen wird. Mein Unterbewusstsein raubt mir die einzigste Hoffnung.
Ich packe ihren leblosen Rumpf und suche ihren ganzen Körper ab. Ich krame in ihrer Hosentasche und finde ein paar, zwar mit Löchern besetzte aber essbare Erdnüsse und eine umgebogene Nadel. Ich finde es ruppig an einer Leiche rumzufummeln, aber was tut man nicht alles!? Ich taste ihre andere Tasche ab und werde von nichts anderem als Dreck und Sand empfangen. In ihren Jackentaschen finde ich ein paar nützliche Dinge. Als ich mich aus ihren Taschen löse halte ich eine Schraube, eine Packung Streichhölzer, einen Gummi und einen Knopf in der Hand.
Mit der Schraube könnte ich probieren die Tür zu öffnen. Mal sehen ob das alles so funktioniert wie du dir das vorstellst! Danke!
Jetzt komme ich zu dem Gürtel den sie trägt. Er ist schwarz lackiert und mit goldenen Mustern beschmückt. Ich rupfe ihr als erstes den Wasserbehählter vom Leib und öffne ihn ruckartig. Ich schütte mir die kühle Flüssigkeit über den Körper. Ich trinke, wie eine besoffene Schlampe die alkoholsüchtig ist. Ich schließe erschöpft meine Augen und begutachte die restlichen Dinge, die sie bei sich trägt. Ich greife nach dem kleinen Taschenmesser und und will ihr in den Arm ritzen. Ich setze an und schreibe: Ich bin ein armseliges Miststück! Das Blut verdeckt meine schöne Handschrift. Es spritzt in mein Gesicht. Ein Tropfen landet auf meinem Mund. Ich lecke entzückt meine Lippen und schmecke den süßen aber doch bitteren Geschmack des Blutes. Ich strecke meine Hand aus und lasse das Messer auf den Boden fallen. Ich schmiere meine Hände an ihrer Bekleidung ab und untersuche weiter ihre Taille. Ich finde noch ein einen hässligen Ring den ich mir zuerst genauer angucke und dann doch hinter mich werfe. Zum Schluss bemerke ich ein kleines Döschen an ihrer rechten Hüfte. Mir zaubert ein Lächeln ins Gesicht. Freu dich nicht zu früh! Ich schnappe nach der kleinen Dose. Ich öffne sie und aufeinmal muss ich mir schreckhaft die Nase zuhalten. Der eckelhafte Geruch lässt mich zurückzucken. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und schaue verwundert in das Döschen. Ich entdecke eine gelbe Salbe. Sie sieht nicht gerade gut aus und stinken tut sie auch noch. Ich löse die Hände von meiner Nase und tatsche mit einer Fingerkuppe in die ecklige Flüssigkeit. Ich rieche nochmal an meinem Finger, bis ich mir damit, ohne zu überlegen, mein Gesäß einreibe. Ich spüre nur kurz den stechenden Schmerz meiner Wunde aber die Salbe bewirkt momentan noch nichts. Ist ja nicht so dass du keine Ahnung hast, was mit dem Zeug passiert ist! Schmiers dir einfach auf deinen Hintern! Kann ja nicht noch schlimmer kommen! Ich versuche mir selbst auszureden mir meine ganzen Wunden damit einzureiben, aber ich gehe jetzt einfach mal stark davon aus, dass nichts passiert.
Aufeinmal höre ich das Knattern eines Schlüssel im Türschloss. Und entgegen kommt mir ein beängstigendes Wesen, was kein Gesicht hat und nur einen verroteten Umhang trägt.

Bloody MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt