„Na dann bin ich mal auf deinen Mike gespannt", zwinkere ich ihr zu und trage mit zitternden Händen das vollbeladene Tablett zu dem Tisch, an dem Lilys heiß begehrter Typ sitzt, gemeinsam mit dem Arschloch von Geschäftsinhaber, welche in Gesellschaft zweier aufreizender Weiber sind, die sich wie Nutten an ihnen räkeln.
Lily erzählte mir, dass dieser Mike ihr nach ihrer Ankunft in Berlin nicht nur den Job im Paradise Place besorgt, sondern auch die Wohnung beschafft hatte. Deshalb bin ich mehr als gespannt, diesen mysteriösen Typen kennenzulernen, der meiner besten Freundin den Kopf verdreht hat.
Mit jedem Schritt, den ich näher zum besagten Tisch komme, erkenne ich den Hellbraunhaarigen besser. Er trägt einen frech gestylten Mid-Fade-Haarschnitt, ist gut gebaut und seine kühlen ozeanblauen Augen geben keine Gefühlsregung von sich preis, während das Flittchen, das an ihm klebt, ihre rotlackierten Fingernägel über seinen Oberschenkel gleiten lässt. Sie hat eine schlanke Figur und schwarzes gewelltes Haar, das ihr bis zu den Schultern reicht. Als sie mich und meinen abwertenden Blick bemerkt, trifft mich die Arroganz in ihren dunkelbraunen Augen. Sie säuselt irgendetwas in sein Ohr, doch er wirkt auf mich, als lässt er das ganze nur widerwillig über sich ergehen. Trotzdem frage ich mich, was sich dieser Typ einbildet, sich in Lilys Gegenwart dermaßen daneben zu benehmen. Wäre er nicht die Begleitung meines Chefs, würde ich ihm jetzt zu gerne das Glas Champagner ins Gesicht kippen, das auf meinem vollbeladenen Tablett steht. Doch er ist noch lange nicht so schlimm wie der Geschäftsinhaber. Denn eine Dunkelbraunhaarige sitzt auf seinem Schoß und reibt sich an ihm, während sie seinen Schwanz durch die Hose massiert. Ich frage mich sofort, ob er sie dafür bezahlt oder ob sie sich freiwillig so niveaulos in der Öffentlichkeit benimmt. Ihre gesäßlangen Haare sind sicher mit Extensions verlängert und ihre Figur gleicht einem Zahnstocher. Da kann ich sicher nicht mithalten, denn im Gegensatz zu ihr habe ich weibliche Rundungen.
Gerade so schaffe ich es, die Getränke zu servieren, ohne dass mir irgendein Missgeschick passiert, und ich muss mir sofort eingestehen, dass Bedienen nicht zu meinen Stärken zählt. Ganz im Gegensatz zu Lily, die ein wahres Naturtalent zu sein scheint.
Ich erhasche einen kurzen Blick auf meinen Chef und muss schlucken, als sein Blick auf meinen trifft. Ich habe noch nie so eisblaue Augen gesehen und irgendwie haben sie etwas Anziehendes. Dieser Typ ist schätzungsweise Mitte dreißig und sieht wirklich extrem gut aus. Er hat schwarzes wild gestyltes Haar, ist muskulös und sein Oberkörper scheint perfekt definiert zu sein, soweit ich das unter seinem aufgeknöpften Hemd erahnen kann. Seine Ärmel sind hochgekrempelt, was seinen Style sehr locker wirken lässt. Auf seinem Gesicht bildet sich ein charmantes Lächeln und augenblicklich habe ich seine volle Aufmerksamkeit. Desinteressiert stößt er die Schlampe von seinem Schoß und schließt die Knöpfe an seinem Hemd, das ihm die Bitch anscheinend vom Körper reißen wollte.
„Was soll das, Liam?", flucht zwar die Dunkelbraunhaarige, aber es macht nicht den Anschein, als würde ihn das interessieren, denn er ignoriert sie einfach und fixiert mich stattdessen.
Einen Moment bin ich wie hypnotisiert von seinem intensiven Blick, seinen eisblauen Augen, welche etwas Kühles und irgendwie Gefährliches ausstrahlen. „Du bist also die neue Mitarbeiterin Mia Thiel."
Ich versuche mich aus meiner Starre zu lösen und verpasse mir innerlich eine Ohrfeige, straffe die Schultern und bemühe mich, selbstbewusst zu antworten. Doch meine Stimme versagt und es kommt nur ein piepsiges „Ja", weshalb ich mich anschließend sofort räuspere.
„Mia, wie viel kostest du für eine Nacht?", fragt er mit einem schmutzigen Grinsen.

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Gefangen
Chick-LitAuf der Flucht vor ihrer Vergangenheit wagt Mia einen Neuanfang, wobei sie jedoch in die Fänge eines gefährlichen Frauenhändlers gerät, der sie entführt, erniedrigt und vergewaltigt. Doch der sadistische Geschäftspartner ihres Peinigers will die jun...