Gefangen

Kapitel 4

Die Art und Weise, wie selbstbewusst er die Worte spricht, verrät mir, dass er das nicht zum ersten Mal macht. Seine Aussage beantwortet nun auch meine Frage, dass er die finster dreinblickende Braunhaarige dafür bezahlt, dass sie bis vor kurzem auf seinem Schoß geritten ist. Ich setze ein gefälschtes Lächeln auf, ehe ich mich abrupt umdrehe. „Netter Versuch", murmele ich und setze zum Gehen an.
„Ich zahle dir tausend für die Nacht", schlägt er trocken vor, als wäre es nichts, und trinkt einen Schluck Champagner. Nun drehe ich mich doch um und starre ihn kurz mit offenem Mund an. Die beiden Weiber staunen nicht schlecht und die Braunhaarige belächelt sein Angebot mit den abfälligen Worten: „Was willst du denn mit der da? Wenn du mich haben kannst?"
Er lacht unbeeindruckt und sieht gelangweilt zu ihr. „Jana, du spielst seit einer Ewigkeit erfolglos an meinem schlaffen Schwanz. Ein Blick in Mias grüne Augen bringt mich fast dazu wie ein Teenager in meiner gottverdammten Hose zu kommen."
Die Augen der Dunkelbraunhaarigen weiten sich und ich muss aufpassen, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Der hat gesessen. Mit jeder Sekunde die verstreicht, steigt mein Interesse an diesem dominanten Mann mit dieser vulgären Wortwahl.
Liam steht auf und schneidet mir den Weg zum Bartresen ab, indem er sich direkt vor mich stellt. Trotz meiner hohen Absätze ist er einen Kopf größer als ich, weshalb ich erst mal zu ihm aufschauen muss. Mal ehrlich, wer würde zu diesem Angebot nein sagen? Der Typ ist heißer als Feuer, ihn abzuservieren wäre mehr als dämlich. Doch am Ende sammle ich mich und antworte das, was jede Frau sagen würde.
„Ich bin nicht käuflich", motze ich zickig und drängle mich an ihm vorbei.
Doch er greift grob nach meinem Handgelenk, um mich am Gehen zu hindern und sieht mir tief in die Augen. „Mia, ich bekomme immer was ich will", flüstert er mit dunkler Stimme. Sein selbstbewusstes Auftreten schüchtert mich ein und einen Moment habe ich das Gefühl, mein Herz könnte stehen bleiben. Zugleich läuft mir ein angenehmer Schauer den Rücken hinunter, denn sein finsteres Versprechen wirkt extrem anziehend auf mich.
„Alter, Liam, lass das Mädchen ihre Arbeit machen", mischt sich nun Mike ein und schon ist Liams Hand um mein Handgelenk verschwunden.
Als ich zurück am Bartresen bin, sehe ich ihn mir noch einmal kurz und unauffällig an. Er ist wahrscheinlich der heißeste Mann, den ich in meinem Leben gesehen habe. Seine Haltung ist dominant, was gut in Kontrast zu seinem teuren, wie ich schätze maßgeschneiderten Anzug steht. Er flößt einem bereits auf den ersten Blick Respekt ein. Ich bemerke wie eine Art Verlangen in mir erwacht. Umso länger ich ihn ansehe, desto stärker wird es.
„Du starrst ihn an", reißt mich meine Freundin Lily mit ihrem Kichern aus meiner Tagträumerei. Erschrocken fahre ich hoch und räuspere mich. „Ich habe nur über etwas nachgedacht."
„Schatz, ich gebe dir einen guten Rat. Lass die Finger von Liam, an dem verbrennst du dich. Der steckt tief im Waffen- und Drogengeschäft. Außerdem hat er enge Verbindungen zum Frauenhandel", flüstert sie mir zu, während sie die Gläser auf Hochglanz poliert.
„Das weiß ich schon selbst, er sieht auch nicht so aus, als würde er irgendwelchen legalen Geschäften nachgehen", schnaube ich und kann mir ein Augenrollen nicht verkneifen.
„Das habe ich gesehen!", neckt sie mich und stemmt die Hände in die Hüften. Ich helfe ihr die Gläser zu polieren und murmele: „Er hat mir Geld geboten, dass ich mit ihm schlafe."
„Und du hast abgelehnt?", fragt sie mit hochgezogener Augenbraue. Ich erwidere ihren Blick und stemme nun auch die Hände in die Hüften. „Natürlich ..."
„Du bist so vernünftig geworden", lacht sie los und ich kann es mir nicht verkneifen erneut mit den Augen zu rollen.
„Ich will nicht schon wieder die gleichen Fehler machen. Ich habe mir vorgenommen, mich von solchen Typen fern zu halten, denn das hier ist meine letzte Chance." Ich halte einen Moment inne, bevor ich weiterspreche. „Macht er das bei jeder?"